Unter wirstellendasmalinfrage.tumblr.com werden täglich Grafiken mit Biss zu meist brandaktuellen Themen veröffentlicht. Die Flaschenpost interviewte Christophe Chan Hin, einen der Macher.
Flaschenpost: Hallo Christophe, wer sind die Ideenlieferanten und Grafiker, die hinter wirstellendasmalinfrage stecken?
Christophe: Der Alf Frommer (@siegstyle) liefert mir die Bilder gleich mit der Textidee zusammen. Und auch wenn ich im Bundesvorstand viel zu tun habe: Die fünf Minuten, das dann zu machen, finde ich immer. Und weil der Alf neben der Piratenpartei einen professionellen Hintergrund als Werber hat ist er auch recht geübt darin, jeden Tag eine Idee für uns zu haben!
Für den tumblr Blog haben wir den Friedrich Schumann (@goldfisch007) gewinnen können. Lange Zeit gab es die Inhalte nur auf Twitter und Facebook. Aber viele Themen bleiben länger präsent, und im Gegensatz zu einer Pressemeldung kann man da schonmal ein Motiv, das ein paar Tage alt ist, wiedersehen.
Flaschenpost: Sind das »offizielle« Plakate?
Christophe: Plakate ist schonmal das falsche Wort – das sind Social Media Motive, und das Konzept ist, quasi eine »moderne« Pressemeldung zu machen, deren Ziel gar nicht die Presse ist, sondern die Leute auf Facebook, Twitter etc.
Und dann sind eben zwei Dinge wichtig: Klare Aussagen und eine gute Text/Bild Kombination.
Wir versuchen da immer, herauszufinden, was an dem Tag das wichtigste Thema ist. Das ganze ist insofern offiziell, dass die Bilder, die auf wirstellendasmalinfrage.tumblr.com sind, unser »Qualitätsinhalt« sind. Wir wollen den Mitgliedern die Möglichkeit geben, was zum Teilen zu haben. Und interessanterweise können wir teilweise abstrakte Inhalte sehr gut vermitteln, wenn wir eben mal mit einem Augenzwinkern drangehen – wir waren selbst ein wenig überrascht, als das Terminator-Motiv plötzlich auf Carta aufgetaucht ist.
Zusätzlich können Leute natürlich noch ihre eigenen Motive machen, was auch mal passiert. Verantwortung übernehmen wir aber nur für das, was auf wirstellendasmalinfrage.tumblr.com abgebildet ist.
Manchmal sage ich dem Alf, dass ich eine Mini-Kampagne fahren will. Wir machen das gerade mit der Netzneutralität. Da gibt es dann eine Serie aus zusätzlichen Motiven, die über ein paar Tage auf ein Thema fokusiert sind.
Flaschenpost: Wohin kann man sich wenden, wenn man eine tolle Idee beisteuern will?
Christophe: Also, um ehrlich zu sein ist das jetzt ein Workflow wo ich mich drauf einstellen kann, jeden Tag ein Motiv zu machen. Das läuft zeitlich ziemlich gut. Ich nehme Wünsche entgegen, aber im Prinzip sind die Bilder ja nicht schwer selber zu machen (im Wiki findet man die meisten benötigten Elemente). Das ganze lebt ein bisschen davon, dass wir ‘ne kleine, schlagkräftige Truppe sind.
Ansonsten gibt es natürlich noch die Servicegruppe Gestaltung, wenn man Social-Media-Kampagnen oder so plant.
Oft besser als Ideen ist einfach ein Themenwunsch. Manchmal hat der Alf dann spontan ne gute Idee dazu. Dann machen wir da was.
Flaschenpost: Werden noch Leute zum Mitmachen gesucht?
Christophe: Eigentlich bräuchte ich jemanden, der die Motive an die Social-Media-Accounts der Landesverbände verteilt. Gute Motive teilen sich zwar von selbst – aber ich glaube, wenn wir die 16 Landesverbände mit ihrem Social Media da noch mit rein bekommen, hätten wir schon eine tolle Reichweite.
Flaschenpost: Wird es die Plakate auch als Druck geben?
Christophe: Die Auflösung der Motive reicht leider bei weitem nicht für solche großen Formate aus. Die Bilder aus dem Internet sind da einfach zu schlecht aufgelöst. Aber mit ihren tagesaktuellen Themen sind die oft auch gar nicht so gut geeignet dafür, und der Anspruch würde uns auch ein wenig lähmen – bei Social Media können wir auch mal etwas pointierter sein oder explizit etwas stärker auf die Netzgemeinde eingehen. Ich bekomme ja bei manchen Motiven immer mal Hinweise, dass das »die Person auf der Straße« (wer immer das sein soll) nicht verstehen würde. Dann muss ich immer erklären, dass es sich um ein Social-Media-Motiv handelt. Was gut ankommt, wird geteilt, was nicht, eben nicht.
Flaschenpost: Und die große Frage: Wie ist es mit der Rechtslage? Keine Angst vor Klagen?
Christophe: Tatsächlich trauen wir uns da ein bisschen was – wenn nicht wir, wer sonst? Meistens ist es so, dass es eine Unterlassungsklage gibt. Das bedeutet, man bekommt die Androhung einer hohen Strafe, wenn man das Motiv noch einmal schaltet. Es gibt aber auch die Geschichte mit Lafontaine, der über mehrere Instanzen gegen Sixt geklagt hat (dann aber eben kein Recht bekommen hat, der wollte 100.000 Euro). Dagegen hatte damals Merkel gegen die Sixt-Anzeige (mit der Cabrio-Frisur) nicht geklagt. Hatte also nichts gekostet. Also, auch in der professionellen Werbebranche wird sowas mal gemacht.
Seien wir ehrlich: Eine Unterlassungsklage gegen die Piratenpartei durch einen politischen Gegner oder der Filmindustrie wäre eine tolle Aktion für uns. Im Prinzip sind viele Motive eine Streisand-Falle. Aber wie bei dem Sixt-Beispiel schon erwähnt: Sogar gegen kommerzielle Verwendung gibt es da eben Präzedenzfälle.
Flaschenpost: Christophe, vielen Dank für das Gespräch.