Kurz nach dem Ende des CSD Köln fing ich an mein Resume zu ziehen. Hinter mir lagen, neben meinem erstem CSD, auch 24 Stunden Social Media Monitoring. Warum? Weil mir einiges nicht gefiel, was ich auf dem CSD in Köln von den Besuchern hörte und persönlich empfand. Darum wollte ich genau wissen, wie die Piraten „abgeschnitten haben“. Das Ergebnis ist ernüchternd. Selbst nach mehren Tausend Bildern, etlichen Stunden Video im schnell Durchlauf (es ging mir ja nur um das Sichtbare) ist das eingetreten was ich befürchtet hatte. NIX. Nix über die Teilnahme der Piraten auf Twitter, nix bei Facebook, nix in den Blogs, nix bei Youtube, keine einzige Silbe Erwähnung. Ich zähle jetzt die einzelnen Beiträge von Piraten einfach mal nicht mit.
Vielleicht liegt es daran, dass es mein erster CSD war, dass ich versucht habe alles in mich aufzusaugen. Zu schauen wie sich die Menschen verhalten, wie die unterschiedlichen Wagen aussehen und was alles in der Luft liegt. Doch mir wurde schnell klar, dass das was die Piraten geplant hatten, nicht funktionieren wird. Und leider sollte ich recht behalten. Es reicht eben nicht aus, einen Oldtimer-Bus zu nehmen und diesen rundum mit Piratensachen zu zu kleben. Es reicht auch nicht aus, in diesem Bus einfach nur geile Musik laufen zu lassen und oben, hinter Glas, zu tanzen wie bei einer Loveparade. Die Kommunikation mit den Menschen findet auf der Straße statt, nicht in 3 Meter Höhe. Da, wo ein paar Piraten Buttons verteilt haben und Ali mit der Queeraten Fahne und einem provokantem T-Shirt nicht nur Aufmerksamkeit auf uns zog, sondern sogar ein Fernsehinterview gab. Ich habe von Anfang an darum gebeten, dass das Verhältnis max. 1/3 auf dem Bus zu 2/3 auf der Straße bei den Menschen liegt.
Es geht aber nicht nur darum auf der Straße zu sein, sondern auch ansprechbar zu sein und witzige und kreative Aktionen durchzuführen. Auffallen um wahrgenommen zu werden heißt die Devise. Egal ob es um Wurfmaterial á la Kondome, Wassereis, Bonbons oder gar Aufkleber geht (bitte etwas besseres als Penis und Vagina). Es ist egal, es wird fast alles genommen. Ich habe auf dem Rückweg mit ein paar Besuchern des CSD gesprochen, während sie sich ihre „Beute“ anschauten und weiter verteilten.
Ich selbst hatte mich entschieden nicht zu fotografieren und lieber mit meiner Krümmelmonster Handpuppe für genau diesen Effekt zu sorgen. Aufzufallen mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und auf die Position der Piraten hinzuweisen. Das ist auch der Grund warum es von mir keine Bilder gibt.
Lange Rede und so weiter. Die Frage ist wie wir es besser und anders machen können. Wie schon geschrieben, auffallen durch Aktionen egal welcher Art, Einheitliches Auftreten z. B. mit coolen und frechen T-Shirts. Wir zahlen nicht wenig für den Bus, da dürfte es doch an ein paar T-Shirts nicht scheitern. Wenn diese T-Shirts noch das Motto des CSD aufgreifen: Umso besser! Das Thema war übrigens „Wir sind so oder so“. Da hätte man eine Menge mit machen können. Und manchmal ist weniger mehr. Ein Teil der Besucher fanden unser Bus doch sehr überladen und im Vergleich mit den anderen Trucks muss ich da leider zustimmen. Es ist gut, dass wir auf den CSDs vertreten sind, aber es ist noch einiges an Luft nach oben.
Über all dies will ich aber nicht unerwähnt lassen, dass es ohne die beiden Hauptorganisatoren und dem wohl geilsten Busfahrer auf der Parade, nicht halb so gut geworden wäre. DANKE auch an die Wagenengel für euren Einsatz!