Das neue System war super. Es bestand aus einem automatischen Greifer und einem glitzerndem Armband das den Blutdruck misst – und immer wenn es mitbekam das der Blutdruck unseres kleinen Piepmatzes hochging fuhr es seinen Fänger aus und bewahrte ihn bei ruckartigen Bewegungen vor dem Herausfallen. Jedes mal, zuverlässig, so wie es in der Anleitung stand.
Ganz entspannt schlug der Sperling wieder seine Zeitung auf und begann zu lesen. Die komischen Vögel in Berlin wechselten gerade während der Vorführung das Genre – vom Trauerspiel zur Farce. Er gluckste. Und kicherte. Und bekam eine dermaßen heftigen Lachanfall, das er schon fast über den Nestrand gekippt war bevor er es merkte – und ihm auffiel dass das System nicht angeschlagen hatte. Was war passiert?
Der „Untersuchungsausschuss“ – der wie alle Untersuchungsausschüsse nichts erbringen kann was die Regierung nicht will, da sie die Mehrheit der Mitglieder stellt – zur NSA-Affäre tagte mal wieder. Auftritt des komischen August, gespielt von Vetter Pofalla, der in etwa sagte: „Die anderen Geheimdienste haben zu mir gesagt, das sie uns gar nicht bespitzelt haben. Ich habe das schriftlich und weil es auf Papier steht ist das die Wahrheit. Und Ihr könnt das auch ruhig glauben, denn das sind ja unsere Freunde, und Freunde belügen einen nicht“.
Der Sperling kringelte sich vor Vergnügen. So was lustiges hatte er schon lange nicht mehr gehört, denn wir wissen ja alle: In der internationalen Politik gibt es keine Freunde, da gibt es nur Interessen.
Pofalla (und damit Merkel) weiter: „Aber zur Sicherheit werden wir mit den netten Schlapphüten unserer Freunde eine Abkommen treffen in dem sie uns schriftlich zusichern das sie das nicht tun werden“.
„Ja klar“, sagte sich der Sperling und war auf einmal nicht mehr gut gelaunt, „Für wie blöd hält der mich eigentlich?“
Denn da liegt der Hase im Pfeffer: Wenn sie uns nie bespitzelt haben dann brauchen wir auch kein Abkommen – wenn wir jetzt ein Abkommen brauchen dann haben sie uns aber bespitzelt. Und da man uns schon schriftlich zugesagt hatte das man uns nie bespitzelt habe sind schriftliche Zusagen somit eine Dreck wert. Das ganze ist also reiner Wahlkampf, und zwar so unterirdisch einfach gestrickt wie es vor Pofalla nur Peter Hintze konnte.
„SCHNAPP!“ Das System rasiert dem Kleinen fast die Kopffedern ab und der Fangarm brach entzwei, da er ins Leer griff. „Zum Glück habe ich eine Garantie“ murmelte der Sperling, „auf Papier. Jetzt muss ich nur den netten Händler in China anschreiben dann bekomme ich sicher ein neues“.
Aber wie wir alle wissen: Papier ist geduldig, und ob sich der chinesische Händler an die deutschen Garantiebedingungen hält ist fraglich – schließlich hat jedes Land seine eigenen Gesetze und sie gelten nur dort. Wie in der Politik – was in dem eine Land legal ist, ist in einem anderen illegal. Auch Zensur des Internets, flächendeckende Bespitzelung fremder Leute, Morde an den eigenen Staatsbürgern per Drohne oder Foltern für die Freiheit in geheimen Gefängnissen. Bei uns ist das verboten, in den USA und in Teilen auch in Großbritannien aber nicht.
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt und Podcastet nur wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂