NSA-Chef Keith Alexander sitzt womöglich längst über einem Video-Mitschnitt aus dem Berliner Willy-Brandt-Haus, der Bundesparteizentrale der SPD in Berlin, schaut prüfend auf seine Breitling und wundert sich darüber, dass aufdringliche Politikergedanken in Deutschland scheinbar erst nach Stunden den Weg zum Mund finden.
Was er da sehen könnte, ist ein Gespräch zwischen Steinbrück, Steinmeier und Gabriel:
Gabriel (augenberingt aber von niedersächsischem Dackeltemperament kämpferisch gemacht):
Wir müssen stark sein, wenn Merkel fragt. Unbedingt!
Steinbrück:
Selbstverständlich! (schielt zum Flatscreen, auf dem Phoenix gerade den über allem thronenden Unionswahlbalken einblendet) Was hilft schon der größte Kreuzer, wenn der Sprit nicht bis zum Hafen reicht. Will sagen: für die Koalitionsverhandlungen habe ich schon eine Idee zur Einstiegseskalation!
Steinmeier (zu Gabriel gewannt, als wäre der Peer nur als tauber Schatten im Raum):
Was hat er? Wieder eine Idee? Vermutlich liegt ein Bildjournalist in der Restflyer-Schublade?
Gabriel (zerrt an seiner Krawatte und ein tief-roter Halshautrand wird sichtbar – und Schweiß, verdammt viel Schweiß):
Lass ihn doch reden, das hat er beim Kanzlerduell doch gar nicht so übel gemacht. Aber warte…(umkreist angstbeschleunigt den Tisch und reißt diese Schublade auf)…LEER!
Steinbrück (bemüht sein Intelektuellen-NLP: zupft an seinem Brillengestell und schaltet sich damit auf verschmitztlächelnd):
Wir lassen sie mit dem Betreuungsgeld an- und mit Achteuroachtundachtzig flächendeckendem Mindestlohn ausbluten. Aber ich will hier folgendes präponderieren: die Zeit zwischen an- und ausbluten muss von uns künstlich protrahiert werden! So machen wir das!
Steinmeier (spiegelt sich im Display seines Palms und wundert sich darüber, dass so dichtes Haar so weiß sein kann):
Und dann?
Gabriel (ist von dieser Schublade zum milchgläsernen Kühlschrank weitergezogen und liest auf ner Flasche Tonic Water wohlwollend und doch von Ekel geschüttelt “kalorienreduziert”):
Ich glaube Peer will uns sagen, dass wir die Koalitionsverhandlungen diplomatisch in die Länge ziehen und dann scheitern lassen sollten. (kommt mit ner Flasche Schwarzbierbock zum Tisch zurück)
Steinbrück (streichelt selbstvergessen seinen linken Mittelfinger und empfindet sich als Selbstzweck):
Genau! Will sagen: Maßlos schaft Möglichkeiten. Will sagen: Danach gibt’s diese Linke Option wieder. Will sagen: Genau!
Gabriel (Der Bock ist leer – was dieses “Maßlos schaft Möglichkeiten” ungewollt unterstreicht):
Aber du hasst die Linken Peer?!
Steinmeier (hantiert mit seiner Nasenhaarschere):
“…wie die Pest. Denk mal an Deine Bänker – an alle und an die anderen solchen”
Steinbrück:
Den Gysi mach ich zu Schröders Oskar und der Rest ist peripher. Aber darum geht’s doch noch gar nicht. Erstmal müssen wir das Volk permutieren. Wir müssen von Nein auf Jain auf Keinewahl stellen. Wir müssen klarstellen und darstellen, dass wir zwischen Neuwahlen und Links entscheiden müssen…(Steht auf und umtänzelt den Tisch kreisrund)…dann wird Rot-Rot-Grün probabel.
Gabriel (vorrausschauend überzeugt):
Wenn das funktioniert, haben WIR aber ne geile Idee gehabt. Aber wehe DEINE Idee geht schief!
Steinmeier (schläfrig begeistert):
Dem habe ich nichts hinzuzufügen…wobei: wie erklären wir das den Grünen?
Steinbrück (jetzt um den Tisch schwebend):
Wem?
…hier endet der Mitschnitt. Keith Alexander greift zum Telefonhörer und wählt die Nummer von John Kerry: “Hey John, no news from Germany”!