Caspar Clemens Mierau – ein mit Sicherheit nicht unbekannter Name in den Kreisen der Piratenpartei und auch darüber hinaus. Viele davon verbinden mit dem Namen, freundlich ausgedrückt, nicht sehr viel Positives. Einige andere wiederum fanden seine Arbeit richtig und teilten seine Ansichten. Die Rede ist natürlich von seinem Blog – popcornpiraten.de, der jetzt, wie er ankündigte, eingestellt wird.
Die Meinungen um den Blog waren immer, wie bereits angedeutet, stark polarisiert. Die einen sind der Ansicht, er prangere alles und jeden an und würde damit den Piraten schaden. Auf der anderen Seite dagegen ist man der Meinung, er zeige nur Missstände auf, und wenn die Piraten Transparenz wollen, müssten sie das auch vorleben. Das „Korrektiv zu ihrer Politik“, wie Mierau es in einem Interview der ZEIT am 17.10.13 sagte.
Doch welche der beiden Seiten hat nun Recht? Kann man darauf überhaupt mit sicherer Gewissheit eine Antwort geben? Sicher ist nur, dass die Argumente sowohl dafür als auch dagegen sehr stark sind. Denn es ist zweifellos richtig, dass das äußere Bild der Piraten Schaden durch den Blog genommen hat. Die Piraten mussten vor allem zur Bundestagswahl 2013 um mediale Aufmerksamkeit kämpfen, und wenn sie diese bekamen, war sie oft nicht positiv. Durch den Blog wurde dies sicherlich noch verstärkt. „Viele Nachrichten der vergangenen Monate über kuriose Ereignisse in der Piratenpartei bezogen sich direkt oder indirekt auf mein Blog.“, sagt er selbst in dem Interview. Er lieferte den negativen Stoff und die Medien verwerteten ihn natürlich.
Auf der anderen Seite dagegen war eines der stärksten Argumente, dass er nichts weiter getan habe, als den Piraten einen Spiegel ihres eigenen Verhaltens vorzuhalten. Wenn man komplette Transparenz fordere, müsse man diese auch mit allen Aspekten leben. Und auch dieser Ansicht muss man recht geben: Hätten sich die Piraten nicht so verhalten, wäre da nichts gewesen, über das es sich zu berichten gelohnt hätte. Er hat den Piraten gezeigt, wie sie nach außen wirken, und was bis zu den Menschen vordringt. Das hat vielen natürlich nicht gefallen, dementsprechend fielen auch die Reaktionen aus.
Und aus diesen Argumenten kann man schon eine Schlussfolgerung aus der Geschichte um die Popcornpiraten ziehen: Man kann die Art und Weise missbilligen, wie der Blog die Piraten ins Visier nahm, aber das ändert nichts an den Inhalten selbst. Und nicht nur das: die Reaktionen auf den Blog zeigten noch viel mehr. Kaum war der Blog bekannt, fingen die Seiten an, auf die Barrikaden zu gehen. Polemik und Beleidigungen blieben dabei wieder einmal nicht aus, es soll sogar Androhungen von rechtlichen Schritten gegeben haben, so Mierau in seinem Interview.
Die Frage, die bleibt, sollte für jeden Piraten am Ende doch lauten: Wird das alles jetzt wirklich besser, weil der Blog verschwunden ist? Sicherlich nicht, denn die Probleme, die er angesprochen hat, bestehen weiterhin. Nur können sie jetzt vielleicht nicht mehr ganz so effektiv medial ausgewälzt werden. Doch Kritik muss und wird es immer geben, und sie ist auch notwendig. Man muss nur die richtige Stelle, die richtige Art und Weise finden, sie anzubringen. Das ist Mierau mit seinem „Experiment“, wie er es selbst bezeichnet, nicht geglückt.
Letzten Endes kann man im Fall der Popcornpiraten kein eindeutiges schwarz-oder-weiß Fazit ziehen. Alle Beteiligten, Kritiker, Befürworter und Betroffene können jedoch, jeder für sich, etwas aus dieser Sache mitnehmen. Es ist wichtig zu lernen, wie man Kritik am besten formuliert und anbringt. Jedem, der sie ausüben möchte, sollte bewusst sein, dass bloßes Widerspiegeln von Fakten keine konstruktive Kritik ersetzt. Auf der anderen Seite stehen die Menschen, die Gegenstand der Kritik sind. Auch wenn es eine schwere Aufgabe ist, müssen sie lernen, wie man Kritik annimmt und darauf reagiert. Für diesem Prozess muss allerdings ein Umdenken aller Akteure darüber stattfinden, wie der Umgang untereinander sorgsamer und professioneller zu gestalten ist, damit Transparenz nicht zur öffentlichen Blamage wird.
Zum Thema popcornpiraten.de bleibt am Ende vielleicht nur noch zu sagen:
Caspar Clemens Mierau – vielen Dank für deine Arbeit, aber bitte keine Neuauflage – zumindest nicht in dieser Form.