US-amerikanische Internetdienstleister sind ins Gerede gekommen, da das Abschöpfen der Daten ihrer Anwender immer größere Ausmaße annimmt. Darüber hinaus kopiert die NSA jedes Bit, das ihnen freiwillig auf den nordamerikanischen Kontinent oder Englands Insel geliefert wird.
Wer verhindern möchte, dass seine Daten den Kontinent verlassen, muss selbst aktiv werden und sich auf die Suche nach europäischen Alternativen machen.
Wir, die Redakteure der Flaschenpost, nutzen schon lange Dienste wie Link-Shortener, Terminfindungstools und Webspeicher intensiv – derzeit stellen wir nach und nach auf europäische Anbieter um. Denn es gibt durchaus Alternativen zu Google & Co. Die Anstrengung besteht einzig allein darin sich mit ihnen vertraut zu machen.
Erfolgreich umgestellte Dienste
Es gibt Dienste, die sich relativ leicht auf Alternativen umstellen lassen. Diese bieten bei vergleichbarem Komfort manchmal sogar mehr Funktionalität.
- Dropbox
Sehr einfach lässt sich ausgelagerter Plattenplatz weg von der Dropbox (bzw. vergleicbaren Diensten von Microsoft oder Google) ersetzen. Die Flaschenpost nutzt seit einiger Zeit ownCloud, das von der BayernIT betrieben wird. Privatanwender können auf die Dienste gmx oder myDrive und vielen anderen zurückgreifen.
- Doodle
Tools um Termine zu koordinieren gibt es im Netz sehr viele. Bekannt, und aus Datenschutzsicht nicht unbedenklich ist Doodle. Die Alternative die von den Redakteuren genutzt wird ist der selector auf pirat.ly.
- Link-Shortener
Dienste, die Kurzformen von Links bieten gibt es einige. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn die Länge einer Nachricht begrenzt ist; beispielsweise in Tweets. Leider funktioniert jeder dieser Dienste etwas anders. Während Hinweise auf neue Artikel und Leseempfehlungen noch mit bit.ly gekürzt werden nutzen wir für redaktionsinterne Tweets statt bisher Google jetzt API von pirat.ly.
Wo wir schon immer „sauber“ sind
- WordPress
Vom ersten Tag an lief die WordPress-Instanz der Flaschenpost auf Servern der BayernIT, nicht auf wordpress.com.
- Mumble
Unsere Telefonkonferenzen werden schon immer über den Mumbleserver in NRW abgehalten. Dienste in Piratenhand sozusagen.
- E-Mail und GnuPG
Die Mailingliste der Flaschenpost wird wie andere Listen innerhalb der Piratenpartei auch von der BundesIT betrieben. Das ist für sich genommen schon ein großer Beitrag zur Sicherheit unserer Kommunikation. Zusätzlich können E-Mails an die Redaktion mit GnuPG verschlüsselt werden. Damit bleiben Mails auch dann vertraulich, wenn sie von amerikanischen Servern verschickt werden.
- Linux
Das Betriebssystem unserer Wahl ist Linux. Deswegen läuft auch der Server mit der WordPress-Instanz der Flaschenpost unter Linux.
Unverändert mangels Alternativen
Bei manchen Diensten fällt es schwer Ersatz zu finden. Sei es, weil Alternativen gegen den Platzhirsch nicht ankommen und nie die kritische Masse überwinden die das Überleben sichert, sei es, weil möglichen Alternativen wichtige Features fehlen.
- Trello
Für das Projektmanagement kommt bei uns Trello zum Einsatz. Es erfüllt alle Wünsche und lässt die Vernetzung mit anderen Trelloanwendern zu.
- Twitter für automatisierte Nachrichten
Twitter ist auf seine Weise alternativlos. Nicht weil es sie nicht gäbe, sondern weil unsere Redakteure und auch die Leser ohnehin Twitter nutzen.
- Konvertierung von Audiodateien
In der Regel werden Audiodateien mit Audacity und ähnlichen Tools geschnitten und konvertiert. Gerade Mobiltelefone nutzen ihre eigenen Formate, die manchmal schwer zu konvertieren sind. Hier nutzen wir meist mdia.io, um exotische Formate in mp3 oder wav-Format zu konvertieren.
- Skype für Telefoninterviews und Redaktions-Chat
Inzwischen werden die meisten Interviews im Mumble geführt. Für Interviews am Telefon ist skype das Programm der Wahl. Auch für den Gruppenchat der Redaktion hat skype den Vorteil, meist problemlos an Firewalls vorbei zu kommen.
Rund 10 Jahre nachdem der Begriff „Netz 2.0“ geprägt wurde und 8 Monate nachdem Edward Snowden berichtete wie hemmungslos die NSA und der GCHQ unsere Kommunikation und belauschen, kristallisieren sich Anbieter heraus, die dem Wunsch nach einem hohen Standard im Datenschutzbereich entgegen kommen. Man muss sie nur nutzen und so unterstützen.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.