
Medienmittwoch | CC BY Jonathan Dehn

Heute gibt es zur Abwechslung einmal eine Vorstellung eines Buches, das nicht kostenlos verfügbar ist. Allerdings ist die darin aufgegriffene Thematik derart brisant und gut ausgeleuchtet, dass es eine Ausnahme rechtfertigt. Es geht um den Roman „Corpus Delicti – Ein Prozess“ von Juli Zeh.

Thema des Romans ist eine Zukunftsvision, oder besser Dystopie (i.e. eine fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung mit oftmals negativem Ausgang). Die Demokratie wurde abgelöst durch eine fanatische Gesellschaft, die die Gesundheit über alles stellt. Dies wirkt sich auf jeden Bürger aus, Krankheiten gibt es nicht mehr – dafür aber auch keine Zigaretten, keinen Kaffee, keinen Alkohol und ohnehin kaum noch Freiheiten. In diesem Setting wird der Bruder der Protagonistin wegen eines Mordes verurteilt, den er nicht begangen hat. Doch die DNA-Analyse spricht eine Sprache, der sich die Justiz voll anvertraut. Der junge Mann erhängt sich im Gefängnis.
Seine Schwester, Mia Holl, gerät in eine schwer depressive Phase. Sie hat Wahnvorstellungen und entzieht sich den obligatorischen Gesundheitstest. Man wird auf sie aufmerksam und es beginnt ein Verfahren, in dem es um nicht weniger geht als um einen Kampf gegen das etablierte System. Die „Methode“.
Der Roman greift mit einem futuristischen Thema die ständig fortschreitende Überwachung und Entmündung des Bürgers auf und bringt sie auf einen sehr negativen, aber der Wahrheit viel zu nahen Punkt. Der Stil Juli Zehs ist schnell, mitreißend und wortgewaltig. In jedem Fall eine Pflichtlektüre!