
Als der Sperling am abend an seinem Notebook saß hörte er auf einmal großen Radau vor der Türe, es klang als ob sich zwei tollwütige Hunde gegenseitig den Garaus machen würden. Erst wollte er es ignorieren, als dann aber ein junges Vögelchen in hellster Panik kreischte “Der lässt nicht los! Aua! Aua! AUA!” packte er seine Flughelm und den Bratspieß um die Notlage definitiv zu beenden.

Als er ankam waren die Hunde (ein kleine Spitz ohne Schwanz und ein Dogo Argentino) schon voneinander getrennt und ein junges Vogelmädchen mit Bisswunden an beiden Händen saß stark zitternd und umsorgt von ihrem Freund auf einer Bank. Polizei und Notarzt waren schnell gerufen, Zeugen gab es auch. Der große Hund, ein nicht direkt friedlich aussehendes Geschöpf mit Platzwunden an Auge und Schnauze, saß von seinem sitzenden Besitzer eng umschlungen am Boden.
Trotzdem war dem Sperling mulmig. Ein Dogo Argentino ist ein Listenhund, es gab eine weitere Verletzte und es sah alles nach dem klassischen Muster “großer Hund greift kleinen Hund und alle an die sich einmischen”, >Klick!< machte es im Spatzenhirn – der Schuldige war klar: “Einschläfern den Kampfhund! Sofort!”.
Aber wie so oft stellte sich raus das die Dinge nicht so waren wie sie schienen. Der kleine Kläffer hatte den großen so lange provoziert, das der ihn am Hals und vor allem Halsband schnappte und in gröbster Weise schüttelte und durchwalkte. Und er wollte dann auch nicht mehr loslassen – hatte sich regelrecht verbissen. Das junge Vogelmädchen machte den Fehler einzugreifen um die zwei zu trennen. “SCHNAPP! SCHNAPP!” wurde sie in sehr schneller Folge mehrmals gebissen – aber nicht von großen (da wäre auch die Hand durchgebissen worden). Der kleine Scheißer biss jeden der das Halsband lösen wollte, auch seine Herrin. Der Freund des Vogelmädchens knüppelte dann auf den großen ein bis der große losließ, aber da war das Unglück schon geschehen.
“Das ist irgendwie surreal” dachte unser Piepmatz “woran erinnert mich das nur?” Daheim auf dem Sofa fiel es ihm ein: An den Konflikt zwischen denen die uns gerne und ausgiebig als links/links-liberal/sozial-liberal bezeichnen (und alle anderen als Nazis/Stalinisten/neoliberal) und denen die lieber sterben würden als links/links-liberal/sozial-liberal benannt zu werden. Die eine Gruppe reizte die andere und vice versa so lange, bis sie sich gegenseitig an die Gurgel gingen, jeder der versucht dazwischen zu gehen wird böse gebissen und der Knüppel der öffentlichen Meinung haut beiden Seiten abwechselnd eins auf den Schädel das es kracht.
Nur lässt bei uns keiner los, jeder will “gewinnen” und denkt dass die Prügel, die er bekommt von den Freunden der anderen kommen und er sie gar nicht verdient hat. Und loslassen ist schon gar nicht drin, das wäre ja noch schöner, man war ja im Recht und überhaupt!
Der Sperling stellt sich gerade vor wie das bei den Hunden wäre: Sie werden geprügelt aber sie ignorieren es, sie werden immer schwächer aber keiner gibt nach und erst wenn einer tot ist steht der Sieger fest. Dass der dann verbluten wird ist egal, Hauptsache gewonnen.
“Zum Glück ist das bei uns anders” sagt er sich “am aBPT nächste Woche lösen wir das Problem”. Ob wir da die größten Kläffer an die Kette legen können, einige die Partei verlassen oder wir einen Weg finden das sie endlich vernünftig zusammenarbeiten ist egal. Der Kampf muss und wird beendet werden, so oder so.