Ein Gastartikel der Piratenfraktion im Rat der Stadt Braunschweig.
Pfandringe sind Vorrichtungen, die an Mülleimern oder anderen feststehenden Dingen im öffentlichen Raum angebracht werden können. Darin kann man Pfanddosen und -flaschen abstellen, statt diese in den Restmüll zu werfen. Eine einfache und gute Idee, denn Pfandringe erfüllen damit zwei ganz wichtige Funktionen: 1. Niemand muss beim Pfandsammeln in den Müll greifen, wahrt somit seine Würde und vermeidet Verletzungsrisiken. 2. Dosen und Flaschen sind kein Abfall, sondern wertvolle Rohstoffe.
Eine Idee erobert Deutschland
Bereits am 19. November 2011 gründete sich über Facebook die Initiative „Pfand gehört daneben“ mit dem Ziel, Menschen zu motivieren, ihre Pfandflaschen nicht mehr in den Müll zu werfen, sondern daneben zu stellen. Daraus wurde schnell eine deutschlandweite Bewegung, die mit
viralen Webcampagnen, Aufklebern, Plakaten und Aktionen auf das Thema aufmerksam macht. So entstanden die ersten „Pfandringe“ aus dieser Graswurzelbewegung: Pfandkisten wurden zu Behältern umgebaut, die von Unterstützern in immer mehr Städten z. B. an Laternenmasten
angebracht wurden, damit Mehrwegflaschen – zumeist aus Glas – sicher abgestellt und einfach eingesammelt werden können.
Mitte 2012 fand das Thema endlich Einzug in die ersten kommunalen Parlamente. Beispielsweise brachten Bündnis 90/Die Grünen im Ingolstädter Stadtrat erfolgreich einen Antrag zur Erprobung von Pfandringen ein. Auch im Berliner Bezirk Reinickendorf wurde – initiiert durch die damalige Fraktion der Piraten – ein Modellprojekt für Pfandringe angeregt. In immer mehr Gremien greifen Mandatsträger, inspiriert durch Medienberichte, Erfahrungen anderer Kommunen oder auf Anregung aus der Bevölkerung – u. a. über die Beteiligungs-Plattform OpenAntrag dieses Thema auf. Diese Diskussionen führen dazu, dass mehr und mehr Städte und Gemeinden sich für die Einführung von Pfandringen oder zumindest die Durchführung von Pilotprojekten entscheiden.
Auch in Braunschweig konnten die Pfandringe auf den Weg gebracht werden und die ersten Schritte sind geschafft: Für ein Pilotprojekt in den Grünanlagen der Stadt wurden bereits mehrere Pfandringe angeschafft.
Von der Idee zum Pilotprojekt im Rat der Stadt Braunschweig
Die Initiative in Braunschweig ging von den Bürgern der Stadt sowie von der Piratenfraktion aus. Zeitgleich mit den Anfragen und der Antragsplanung der Fraktion startete ein Braunschweiger Bürger bei change.org eine Petition, in der er den damaligen Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann aufforderte, eine Lösung für den Umgang mit
weggeworfenem Pfand zu finden. Außerdem regte ein Pirat aus dem Stadtverband über OpenAntrag an, dass die Verwaltung die Anschaffung von Pfandringen prüfen solle und im ersten Braunschweiger Bürgerhaushalt wurden gleich zwei Anträge (am 28.04. und am 31.03.) zur Einführung von Pfandringen eingereicht.
„Das Aufkommen dieses Themas von verschiedenen Seiten zeigt deutlich das große Interesse und auch, dass viele die Pfandringe befürworten“, so Claudia Jonda, Mitglied der Piratenfraktion in Braunschweig. Deshalb stellten wir zwei Anfragen (am 02.06. und am 13.06.) an den Bauausschuss sowie anschließend einen Antrag, der im Rat am 27.11. abschließend beraten werden sollte. Doch dazu kam es nicht mehr, denn die Verwaltung griff der Entscheidung vor, beschaffte 20 Pfandringe und wird diese jetzt an öffentlichen Mülleimern in Parks testweise einsetzen. Statt die Flaschen also wie bisher einfach in die öffentlichen Mülleimer zu werfen, können sie nun in den dafür vorgesehenen Ring gestellt werden.
„Die Einführung ist nicht nur menschlich, sondern auch ökologisch sinnvoll. Zum Einen muss niemand den Müll durchwühlen und dabei das Risiko eingehen, in Glasscherben oder ähnliches zu fassen. Zum Anderen werden auf diesem Weg auch mehr Pfandflaschen und -dosen im Recyclingkreislauf gehalten.“
In Braunschweig hat es von den ersten öffentlichen Anregungen bis zum Pilotprojekt gerade mal ein halbes Jahr gedauert. „Und wir freuen uns, dass die Verwaltung aufgrund der verschiedenen
Anregungen die Initiative ergriffen hat“, beschreibt Jonda den Erfolg. „Nicht zuletzt wird das Engagement der Braunschweiger Einwohner seinen Teil dazu beigetragen haben. Nun liegt es auch an der Bevölkerung, dass aus dem Pilotprojekt eine feste Einrichtung wird. Wir gehen davon aus, dass die Ringe positiv angenommen werden und jeder Einzelne seinen Beitrag zum Gelingen dieses Projektes leisten wird“.