Es waren etwa 80 Piraten, die den Weg nach München zum politischen Aschermittwoch der Partei fanden. Viele waren der Erkältungswelle vom Bett gesprungen um sich auf den Weg nach Bayern zu machen. Dort saßen sie nun zusammen. Altgediente Piraten, isolierte Querulanten und Martina Wenta, Bezirksrätin der Piratenpartei Oberbayern, die gemeinsam mit dem Wirt Johannes Schmidt, Vorsitzender des KV Traunstein, durch die Veranstaltung führte.
Stefan ‘Sekor’ Körner hielt die Eingangsrede und gab damit die Richtung vor: Mit dem Spruch “Geh weg, das kannst du nicht”, führte er den Mitgliedern der Bundesregierung ihr ganz persönliches Versagen vor. Frau Merkel, die nur kurz zuckte, als bekannt wurde, dass ihr eigenes Mobiltelefon von der NSA abgehört wurde – ansonsten aber die Contenance behielt. Frank-Walter Steinmeier, dem als ehemaligen Geheimdienstkoordinator nichts zu diesem Thema einfällt. Sigmar Gabriel, Vizekanzler der Republik, der seinen Besuch bei Pegida als “rein privat” bezeichnete. Thomas de Maizière, der beim Amtsantritt als Innenminister den Datenschutz stärken wollte und nun den Kampf gegen die Verschlüsselung ausgerufen hat. Auch Wolfgang Schäuble, die schwarze Null der Bundesregierung, bekam ein “Geh weg, das kannst du nicht” zugerufen. Genauso erging es Ursula von der Leyen, Alexander Dobrindt und Johanna Wanka. Besser weg kam Heiko Maas – für seine kritischen Aussagen zu TTIP gab es so viel Lob, dass Sekor befürchtet, dass seine eigene Regierung ihn in die Wüste schickt: “Geh weg, das kannst du nicht”!
Nikki Britz, als Landesvorsitzende in Bayern faktisch die Landesfürstin auf dieser Veranstaltung, lud in die Märchenwelt der CSU ein, in der Prinzen und Prinzessinnen ganz unbekümmert von der Realität in einem eigenen Hofstaat leben. Sie lud gedanklich in eine Badeanstalt, in der leicht bekleidete Regierungsmitglieder den Blick vom Wesentlichen ablenken sollen.
David Krcek hatte sich Feindbilder vorgenommen, die zu Talkshows eingeladen werden um beim Zuschauer Schnappatmung zu verursachen. Mit dem Slogan “niemand hat die Absicht, witzig zu sein” bekam die “blau-braune Alternative” ebenso ihr Fett weg wie Pegida, der er eine göttliche Sintflut an der Semperoper herbeiwünschte.
Kristos Thingilouthis kam die Aufgabe zu, den Wahlkampf im Hamburg zu loben. Auch wenn wir nicht mit einem Traumergebnis aus diesem Tag gingen zeigte die Wahl im Hamburg doch, dass der Zusammenhalt innerhalb der Piratenpartei funktioniert.
Den Preis für die weiteste Anreise der Redner erhielt Patrick Ratzmann, Fraktionsgeschäftsführer im Landtag von Kiel. Er nahm, alles andere als nordisch kühl, den “echte Norden” auf die Schippe. Doch hinter dem Schimpfen über personelle Verquickungen und Filz kam der wahre Tenor dieses Politischen Aschermittwochs hervor: die Überzeugung, dass es PIRATEN sein sollten, die gegen Missstände angehen:
Denn wenn wir uns nicht darum kümmern, dann tun es Rechtspopulisten, Salonfaschisten und xenophobe Stammtisch-Brüllaffen. Wir werden mehr denn je in den Parlamenten gebraucht um aufzudecken was falsch läuft, um nachzufragen wie es zu den Fehlern in der Vergangenheit kam und um aufzuzeigen, dass ein Regieren von Oben herab der falsche Weg ist, um Menschen für die Politik wieder zu gewinnen.
Trotz des Mangels an Schweinsbraten und Problemen im Stream war die Stimmung unter den Piraten gut und die Botschaft wurde dankbar angenommen: Wir werden gebraucht!