“Der Blick von oben auf die Welt ist schön”, sang der Sperling im milden Frühlingswind, als er gestern morgen über Frankfurt flog – doch dann musste er husten und notlanden, denn Rauch zog auf. “Was ist denn jetzt schon wieder los?”, fragte er sich, “ist schon wieder Grillsaison?”
Um den Dingen auf den Grund zu gehen, hat er später am Abend dann Twitter angeworfen, um rauszubekommen, was denn da los war. Und – oh Wunder – es war viel los. Blockupy war unterwegs mit vielen, lieben bunten Vögeln – leider waren auch wieder Krawallbrüder dabei, einige davon Zugvögel. Was besonders auffiel, war das Gezwitscher der Blaumeisen, denn die haben doch tatsächlich das Gleiche gemacht wie alle anderen – Dinge, die für sie nicht in Ordnung waren veröffentlicht, und so wie alle anderen aus dem eigenen Blickwinkel.
“Das kenne ich”, platzt es aus unserem Flattermann raus, “als auf der FSA der Radfahrer im blauen T-Shirt drangsaliert wurde, haben das auch alle getwittert – mit ausreichend Empörung”. Den Shitstrom haben sich die Blaumeisen dann auch zurecht eingefangen und dabei die Macht der Publikative kennengelernt.
Und gestern, als die Blaumeisen Videos twitterten wie die Krawallbrüder Streifenwagen anzündeten – oder Bilder von ausgelegten “Krähenfüßen” – ja, da war die Empörung groß, nur auch anders als gedacht. Denn nicht nur, dass sich viele zu Recht über die Krawallbrüder echauffierten, es gab auch tatsächlich einen kleinen aufgeregten Hühnerhaufen, der das Twittern der Polizei als manipulativ und als “Eingriff in die Demonstrationsfreiheit” sah.
“Genau”, dachte sich der Piepmatz, “wenn ich auf ´ner Demo bin mit lauter netten Leuten, dann guck ich auch dauernd auf Twitter, und wenn mir die Bilder von den Untaten der Krawallbrüder nicht gefallen, gehe ich heim, denn das beeinflusst mich total, was die Schwachmaten machen. Nicht. Und außerdem erfahre ich damit, dass ich überwacht und gefilmt werde – was ja ganz was Neues ist. Nicht?”
Der Sperling empfiehlt dem aufgeregten Hühnerhaufen wieder auf dem Boden der Realität anzukommen und zu akzeptieren, dass die Blaumeisen Twitter benutzen, um Misstände zeitnah zu kommunizieren – schließlich wird keiner gezwungen, deren Tweets zu lesen. Alternativ könne sie sich auch weiter lächerlich machen, aber ob das so richtig hilfreich ist, kann man diskutieren. Nicht.
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt nur noch wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂