Als der Sperling aus dem Urlaub mit seinem Spatz zurückkam, fand er die Vogelschar in seiner Kolonie heller Aufregung vor. Grund war mal wieder das Thema “Antifa” bei den Piraten, Anlass die – je nach Blickwinkel – “antifaschierte” Version der Piratenflagge oder die “piratisierte” Version der Antifa-Flagge im offiziellen Shop der Partei. Der eine Teil regte sich darüber auf, dass die Flagge im P-Shop war, der andere darüber, dass sie raugenommen wurde und einige nutzten die Chance, mal wieder richtig den anderen aufs Dach zu pullern.
“Können die nicht endlich Ruhe geben?”, fragt sich der Sperling, “das Thema ist doch an sich sonnenklar!” Das Logo der Antifaschistischen Aktion wird eben nicht von allen Piraten als generelles Zeichen für alle Antifaschisten gesehen. “Aber der Antifaschsmus ist eine beschlossene Positon bei den Piraten”, plusterte sich die Eule dem Flattermann gegenüber auf, als sie am Abend in drangvoller Enge zu siebt auf seinem Nestrand balancierten “und das wird mit der Fahne sehr gut transportiert!”
“Ja, dem ist so”, musste der Sperling zustimmen, “es wird aber auch noch etwas anderes transportiert” – denn unter der Flagge der “normalen Antifa” segeln so manche schrägen Vögel, die unsere Demokratie, unseren Staat und unserer Rechtsordnung teilweise oder komplett ablehnen oder auch mit Gewalt abschaffen wollen. “Und mit denen gleichgesetzt zu werden”, sagte der Rohrspatz unter stetigen Auf- und Abhüpfen, “das will ich nicht und das passt nicht zu uns.” Dann fiel er vor Aufregung hintenüber runter und brach sich einen Zacken aus der virtuellen Krone. Als er sich aufrichtete fiel sein Blick auf den Kalender – nur noch wenige Tage bis zur Wahl in Bremen. Der Zeitpunkt war ja schlecht gewählt. Und überhaupt – hätte man den Restbestand nicht abverkaufen können bis das Lager leer wäre?
Der Sperling empfiehlt den Befürwortern der Flagge, sich darüber im Klaren zu sein, dass viele nicht unter einem an die Antifaschistische Aktion angelehnten Symbol laufen wollen. Den Gegern empfiehlt er, von Schnappatmung auf “tief durchatmen” umzustellen. Und allen Rohrspatzen rät er, statt vielem gekürzten Gezwitscher zu einem zivilisierten Umgangston zurückkommen und in ganzen Sätzen kommunizieren – vor allem aber nicht aus lauter Empörung den Halt in der Realität zu verlieren, denn dann fällt man aus dem Nest.
Aus Sicht des Sperlings wäre eine Flagge mit Piratensignet oder Parteilogo und einer Aufschrift die “Antifaschisten”, “Piraten” und vielleicht auch “gewaltfrei” enthält ein schöner Konsens. Vor allem mit Letzterem könnte man sich ganz elegant von den paar militanten Chaoten bei der “Antifa” abgrenzen, die den organisierten Antifaschismus so sehr in Verruf bringen.
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt nur noch wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂