Der Sperling hat es kommen sehen: Die Delegierten der SPD haben auf ihrem kleinen Parteitag beschlossen, die Einführung der Vorratsdatenspeicherung (früher nannte man das “dreckiges Bespitzeln von jedem und allen”) zu befürworten. Die sogenannten Abgeordneten im Bundestag werden das dann auch so sehen müssen und dabei ebenfalls so tun, als wäre das, was sie da tun, Demokratie.
“Aber warum sogenannt”, fragte ihn sein Spatz, “das sind doch wirklich Abgeordnete, die haben wir doch gewählt!” Daraufhin antwortet der Sperling: “Ja, theoretisch schon, aber ein echter Abgeordneter ist nur seinem Gewissen und dem Willen der Wähler, für die er tätig ist, verpflichtet”.
Das war zumindest mal die Idee dahinter, denkt sich unser Sperling, damals als, man die Demokratie bei uns nach dem III. Reich einführte. Nur heute ist das nicht mehr so, denn vor der Wahl kommt die parteiinterne Wahl, und je bekannter und erfolgreicher man werden will, um so mehr Kontakt muss man zur Parteispitze haben.
Und damit diese einen auch (weiterhin) unterstützt sowie in Gremien beruft, muss man ihr gegenüber loyal sein und bei den üblichen (in der Häufigkeit undemokratischen) offenen Abstimmungen schön den Vorgaben der Fraktionsführer folgen. Gelernt wird das schon im Ortsverband oder der Jugendorganisation. Wer nicht loyal ist, gilt als Abweichler und wird von den Parteichefs gemobbt, von den Medien verfolgt und den Parteigenossen gemieden. Eine Aufstellung auf eine aussichtsreichen Platz auf irgendeiner Liste kann man sich dann sowieso abschminken und mit den ganzen lukrativen Posten in Aufsichtsräten, Verbänden, Banken, staatlichen Gesellschaften sowie Industrie und Handel ist es Essig.
All dies führt zur Allmacht der Parteien und zur Abhängigkeit des Einzelnen, und deshalb war klar, wie das ausgehen wird. Egal was die Basis oder die Bürger wollen – die Delegierten tun, was die Führung will, die Abgeordneten sowieso und im Prinzip könnte sich die SPD diese Demokratiesimulation auch sparen.
Diese Spielart von Partei ist so marode, dass eine Sanierung unwahrscheinlich erscheint, denn genau genommen ist das, was hier vor sich geht, ein destruktiver Akt der Verletzung des allgemeinen Interesses zu Gunsten eines speziellen Vorteils – ob dieser sich in Macht, Anerkennung, Geld oder Status begründet spielt dabei keine Rolle.
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt nur noch wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂