Benoît Cœuré, Direktor der Europäischen Zentralbank (EZB) plaudert bei einem Dinner in London
zwanglos über geplante Käufe für Staatsanleihen der EZB, die vorgezogen werden sollen. Die erlauchten Gäste – Vertreter von Hedgefonds und großen Banken – nutzen ihren Informationsvorsprung aus. Gleich am nächsten Tag, vor Bekanntmachung der Information, stürzte der Euro- Kurs ein.
Eine peinliche Panne, aber peinlicher ist die gestrige Reaktion der EZB! Während die Redetexte der EZB-Größen bisher mit einer Sperrfrist an Journalisten übermittelt wurden um sicherzustellen, dass die Medien gleichzeitig berichten und die Informationsvergabe fair ist, also kein Marktteilnehmer einen Vorteil genießt, sollen zukünftig die Medien nicht mehr vorab informiert werden.
Statt die eigene Informationspolitik zu hinterfragen, werden „interne Prozessfehler“ für die Panne verantwortlich gemacht und Journalisten ausgesperrt. Dabei war kein Journalist bei dem fraglichen Dinner anwesend.
Diese falsche Entscheidung der EZB wird allerdings Konsequenzen haben und Spekulation nachhaltig befeuern. Zukünftig entscheidet ein kleiner zeitlicher Vorsprung über milliardenschwere Geschäfte, die ganze Staaten destabilisieren können. Die Zockerei lohnt sich mehr als je zuvor.
Dabei macht sich die EZB ihre Regeln selbst wie es ihr gefällt. Dazu gehören auch weiterhin Treffen mit ausgewählten Gästen, ganz inoffiziell, aber schön regelmäßig, und zukünftig auch eine noch intransparentere Informationspolitik.
Verantwortungsbewusstsein? Fehlanzeige!