Ein Gastartikel von Markus Heinze
Ich war während des Weltklimagipfels -vom 2.12. bis 7.12. als Tourist- in Paris. Hier ist mein Erfahrungsbericht.
Wir sind von München aus mit dem TGV nach Paris gefahren und kurz nach der Abfahrt in München sind gleich drei Beamte von der Bundespolizei durch den Zug patrouillert. Mit Maschinenpistole über der Schulter hängend. Nach jedem Zwischenstopp dasselbe Spiel. Das 3er-Team läuft mindestens einmal durch den Zug. Ab Strassburg waren es dann drei Kollegen von der französichen Polizei.
In Paris selbst war knapp drei Wochen nach den Anschlägen die Stimmung relativ entspannt. Es hat auf mich nicht den Eindruck gemacht, als wären die Leute vor Ort verschreckt oder verunsichert. Vor allen typischen Touristenzielen sind auch jeweils drei Militärs mit Maschenpistolen (und Helm, aber nicht aufgesetzt sondern nur an der Uniform baumelnd) patrouilliert. Das dann auch nicht immer nur genau vor dem Eingang, sondern so im weiteren Umfeld von gut 150 Metern. Das sah dann immer ein wenig so aus, als würden die zu dritt einen ganz entspannten Spaziergang machen.
Von den Anschlägen ist aber sicher eins in den Köpfen geblieben: Die Attentäter hatten Sprengstoffgürtel verwendet. Und bevor man zur “richtigen” Sicherheitskontrolle mit Metalldetektor und Röntgen für den Rucksack kam, wurde immer schon vorhab ein ganz flüchtiger Blick in den Rucksack geworfen und man musste seine Jacke öffnen und somit zeigen, dass man keinen Sprengstoffgürtel trägt.
Diese ersten oberflächlichen Kontrollen waren leider fast überall in Paris an der Tagesordnung. Nicht nur vor touristischen Zielen wie dem Eiffelturm, Versailles oder dem Louvre, sondern zum Teil auch, wenn man einen Klamottenladen oder den McDonalds am Champs Elysees betreten wollte. Direkt am Eingang erst die Jacke öffnen und dann den Rucksack vom Rücken nehmen und ganz oberflächlich einen Blick hineinwerfen. Und wenn der Rucksack komplett vollgestopft war mit Klamotten, Reiseführer, Getränkeflasche und sonstigem Kram, der oberflächliche Blick musste reichen, lediglich in zwei Fällen wurde der Rücksack mal von außen angeklopft, um zu testen, was drin sein könnte.
Für mich wirkten diese ganzen Kontrollen immer mehr als Show, denn als richtige Kontrollen. So als Alibi-Zeichen, das die Leute vor Ort beruhigen soll. Wie das Verbot von Flüssigkeiten in Flugzeugen nach einem gescheiterten Attentatsversuch. Nach dem Motto “wir kontrollieren das jetzt, jetzt passiert euch nichts mehr”. Die Kontrolleure waren immer freundlich, aber zum Teil auch nur wenig motiviert. Manchmal war denen das eigene Smartphone wichtiger als die Kontrollen.
Die einzige “richtige” Kontrolle gab es auf dem Rückweg. Am Bahnhof in Paris wurden am Bahnsteig durch eine Reihe von Polizisten von allen erst der Ausweis angeschaut und fünf Meter weiter hinten stand nochmal eine Reihe Polizisten, die vereinzelte Menschen ausgewählt haben, bei denen dann die Koffer oder Taschen genauer kontrolliert wurden. Wir hatten Glück und wurden nicht kontrolliert, daher kann ich hier keine Aussage treffen, wie detailliert die Kontrollen durchgeführt wurden. Im TGV gab es dann wieder die üblichen Patroullien, so wie auf dem Hinweg.
Alles in allem lässt sich sagen: Die Situation war entspannter, als befürchtet (keine Panzer oder ähnlich einschüchternde Kontrollen), man konnte alles anschauen, bzw. besuchen und musste damit leben, überall den Rucksack und die Jacke öffnen zu müssen. Ich hoffe für die Menschen in Paris, dass diese Situation sich bald wieder entspannt und die Kontrolen nach und nach weniger werden.