Erinnert sich noch irgendjemand an Steve Ballmer?
Nein?!
Ok, zur Aufklärung. Steve Ballmer war vor langen, langen Jahren CEO von Microsoft. In seine Ära fielen nicht nur so „wundervolle“ Dinge wie Windows-Vista. Sondern er war auch verantwortlich für eine der größten strategischen Fehlentscheidungen des Konzerns. Schlimmer als Vista geht nicht?
Doch, geht. Oder wie man bei Toyota sagen würde: „Nichts ist unmöglich!“
Steve Ballmer ist es zu verdanken, dass sich das irgendwann viel zu spät auf den Markt gebrachte mobile Betriebssystem von MS nie durchsetzen konnte, bzw. auch der Versuch das mit der Übernahme von Nokia zu reparieren böse floppte.
Oder wie er selbst lange danach in einem Interview zugegeben hat:
Menschen erinnern sich gerne, dass ich gesagt habe: “iPhones werden sich nicht verkaufen“, weil der Preis von 600 bis 700 Dollar zu hoch war, aber da fand Innovation beim Geschäftsmodell durch Apple statt.[…].“
Diese fatale Entscheidung ist der Grund, warum beispielsweise Apple nach wie vor mit seinem Öko-System aus Hardware, Betriebssystem und Software (Apps) Jahr für Jahr massive Gewinne schreibt.
Und Microsoft von diesem leckeren Kuchen quasi nichts abbekommt.
Zum Glück für Microsoft gab und gibt es mit dem hauseigenen (Desktop-)Betriebssystem und dem Office-Paket wichtige andere Standbeine. Ansonsten würde man vielleicht heute nicht mehr über Microsoft sprechen müssen.
Disruption ist halt so eine Sache. Sie macht auch vor vermeintlichen Riesen nicht halt. Kodak lässt hier übrigens schön grüßen [1].
Was ist jetzt daran so wichtig? Und was hat das alles mit dem Bereich Verkehr und Mobilität zu tun?
Gerade heute flatterte eine Meldung herein, dass sich einige japanische Hersteller nicht wirklich auf die Elektromobilität einlassen wollen [2]. Sondern lieber weiter an der bisherigen Technologie „Verbrenner“ festhalten wollen.
Ähnliche Meldungen hatten wir ja vor kurzem schon einmal von Hyundai und Toyota lesen können. Wobei diese beide Hersteller dann eben doch wieder zurückgerudert sind.
Ganz anders sieht es hingegen bei Subaru oder auch Mazda aus. Gut, Subaru ist nun gemessen an Marktanteilen ein echt kleines Licht. Dass sich bei der Allianz der Unwilligen jetzt allerdings auch noch Mazda als sehr großer Hersteller hervortut, überrascht schon etwas.
Natürlich, könnte man jetzt entgegnen, ist Europa nicht der einzige Markt, auf dem Mazda seine Autos verkaufen kann. Aber wenn man sich so umschaut, dann stehen sowohl im Heimatmarkt Japan, im weltgrößten Absatzmarkt China und, zumindest unter Biden, auch im Verbrennerland Amerika die Zeichen ganz klar auf Elektromobilität.
Und nein, perspektivisch sind damit auch keine Plug-in-Hybrid – Modelle gemeint. Sondern rein batterieelektrisch betriebene Fahrzeug (BEV).
Selbst die schwache Ausrede, dass ja Wasserstoff eine Alternative sein könnte, zieht da nicht. Denn Wasserstoff ist gerade im Bereich der PKW keine sinnvolle Alternative. Wie wir auch hier schon dargelegt haben [3].
Vogel-Strauß-Taktik
Es scheint fast so, als würden Jahre nach einer strategischen Fehlleistung in Amerika nun wieder hoch bezahlte Manager aus Japan dem Beispiel von Steve Ballmer folgen (wollen). Mit einem kleinen Unterschied: Microsoft hatte, wie oben bereits erwähnt, durch Betriebssystem und Office wichtige und gesunde Standbeine und konnte daher den Mega-Fail im Mobilbereich verkraften.
Was aber tun Hersteller, wenn ihnen das scheinbar wichtigste (oder einzige) Standbein wegzubrechen droht?
Die altbekannte „Vogel-Strauß-Taktik“ wird hier sicherlich das falsche Mittel der Wahl sein.
Vielleicht müssen wir in ein paar Jahren konstatieren, dass Mazda und Subaru den Weg gegangen sind, den einst Kodak gehen musste.
Notwendig wäre es nicht, aber folgerichtig. Ihr wisst ja, Disruption ist so eine Sache.
[1] https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/kodak-pleite-geisel-verblasster-erfolge-a-810016.html
[3] https://die-flaschenpost.de/2022/02/01/fehlsteuerungsanreiz/