
Israel Totes Meer
Mit dem Angriff der Hamas auf Israel bricht nun ein Konflikt wieder auf, welcher schon seit Ewigkeiten schwelt. Seine Komplexität bekommt dieser Konflikt aber nicht nur von den zahlreichen beteiligten Akteuren (Israel, Palästina, Iran, Libanon, Syrien etc.), sondern auch aufgrund der tausende Jahre alten Geschichte dieses Gebietes. Um diesen Konflikt zu verstehen, kann es auf jeden Fall nicht schaden, die Geschichte Palästinas und des jüdischen Volkes einmal genauer zu betrachten. Angefangen mit der anfänglichen Besiedlung bis zum Zweiten Weltkrieg.
Das Land Kanaan

Da ich mich in meinen Betrachtungen an weitgehend gesicherte historische und archäologische Erkenntnisse halten möchte, werde ich hier nicht die Erzählung der Bibel wiederholen, sondern beginne meine Zeitreise im Land Kanaan um 2100 v. Chr. Damals war Kanaan ein von Nomaden (dem Volk der Amurriter) bewohntes Gebiet in der heutigen Levante, in dem bereits erste Städte gegründet wurden. Ein Königreich Kanaan wurde erst später um 1450 v. Chr. in mesopotamischen Quellen erwähnt und laut diesen von den Apiru bewohnt. [1] In den folgenden Jahrhunderten bestand das Land hauptsächlich aus Stadtstaaten, welche sich häufig mit dem Nomadenvolk der Apiru bekriegten und rein formell eigenständige Vasallen Ägyptens waren. [2] Erst um 1200 v. Chr. findet zum ersten Mal ein Volk namens Israel Erwähnung auf der ägyptischen Merenptah-Stele [3] und wird dort im Bereich von Kanaan und Ashkelon in der heutigen Levante verortet. Auch wenn dieser Teil unter Historikern nach wie vor umstritten ist, scheint es dennoch Konsens zu sein, dass spätestens ab 1250 v. Chr. eine Landnahme durch die Israeliten (und der Exodus aus Ägypten) in diesem Gebiet stattgefunden hat, wonach Israeliten in dem Gebiet begannen zu siedeln. [4, 5]
Das Nordreich Israel und das Königreich Juda
Die israelitischen Stämme schlossen sich zunächst zusammen zum sog. Davidisch-salomonischen Großreich, welches sich jedoch nach nicht allzu langer Zeit zerstritt und in zwei Teile zerfiel, jedoch ist sowohl die Größe als auch die zeitliche Chronologie nach wie vor umstritten und vermutlich war es deutlich kleiner und weniger machtvoll als in der Bibel berichtet. Auf der sog. Mescha-Stele wird ca. 840 v. Chr. zum ersten Mal ein Staat Israel erwähnt, welcher jedoch zur Unterscheidung mit dem Volk Israel als Nordreich Israel bezeichnet wird und sich etwa im Norden des heutigen Israel befand. [6] Gleichzeitig bildeten andere israelitische Stämme im Süden das Königreich Juda, welches jedoch früh unter ägyptisches Vasallentum fiel, während das Nordreich Israel unter assyrisches Vasallentum fiel und schließlich 700 v. Chr. vollständig erobert wurde. Das Königreich Juda blieb zunächst bestehen und begehrte immer wieder gegen Assyrien auf (mal zusammen mit den Philistern, mal unterstützt von Ägypten) und wurde ebenfalls teilweise besetzt. Als schließlich Assyrien und Ägypten von den Babyloniern besiegt wurden, endete ca. 586 v. Chr. auch die Existenz des Königreichs Juda.
Hellenistische und römische Herrschaft

Nachdem Persien 339 v. Chr. das babylonische Reich besiegt war, durften die Vertriebenen nach Juda zurückkehren und bekamen teilweise Autonomie, aber die während babylonischer Herrschaft Zurückgebliebenen wurden verstoßen und spalteten sich als Samaritaner vom Judentum ab. Bereits 332 v. Chr. wurde das Gebiet Palästinas von Alexander dem Großen erobert, aber nach dessen Tod 10 Jahre später wurde das im Landesinneren von Judäern und Samaritanern bewohnte Gebiet zunächst vom Reich der Ptolemäer und später vom Reich der Seleukiden (zwei der Nachfolgereiche von Alexander dem Großen) beherrscht. Nach einer Revolution gegen die Seleukiden gründete sich ab ca. 140 v. Chr. der jüdische Staat Judäa. Ab ca. 60 v. Chr. wurde Palästina von den Römern erobert und fortan zu einem Klientelkönigtum und zur Provinz Judaea. Nach mehreren blutig niedergeschlagenen jüdischen Aufständen wurde das Gebiet in Syria Palaestina umbenannt, um die Erinnerung an die jüdische Vergangenheit zu tilgen. Ab ca. 300 n. Chr. war das römische Reich weitgehend zum Christentum konvertiert und Palästina wurde mit Jerusalem zum „Heiligen Land der Christen“ erkoren. Ab 395 gehörte Palästina formell zum oströmischen Reich, bis es 614 von den persischen Sassaniden erobert wurde.
Muslimische Herrschaft
638 wurde Palästina von muslimischen Arabern, den sog. Kalifenreich oder Kalifat, erobert und seitdem gibt es dort neben Juden und Christen auch Muslime. Innerhalb von gut 100 Jahren waren mehr als die Hälfte der dortigen Bevölkerung zum Islam konvertiert. Ab ca. 978 wurden die Sassaniden vom ismailitischen Kalifat der Fatimiden aus Nordafrika abgelöst und Palästina war ab ca. 1040 dann vom türkischen Großreich der Seldschuken besetzt. Mit Beginn der Kreuzzüge fiel Palästina bis 1099 unter christliche Herrschaft und es wurde das Königreich Jerusalem gegründet. Erst mit der Eroberung Akkons fiel 1291 der letzte christliche Vorposten und es folgte eine arabische Herrschaft durch die Dynastien der Mamluken.
Osmanische Herrschaft
1516 wurden die Mamluken besiegt und Palästina in das osmanische Reich eingegliedert und bereits 1561 gab es Pläne europäische Juden in dem dünn besiedelten Land anzusiedeln, was aufgrund ökonomischer Probleme und der sog. Türkenkriege scheiterte. 1881 bestand die Bevölkerung Palästinas (457.000 Einwohner) zu 90 % aus Muslimen, jedoch siedelten sich in den folgenden Jahrzehnten etliche Juden aus Europa, der Türkei und dem Orient an. Im Zuge dessen keimte eine zionistische Bewegung auf, welche unter Theodor Herzl den ersten Zionistenkongress 1897 in Basel abhielt und folgendes Ziel formulierte: „Der Zionismus erstrebt die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina für diejenigen Juden, die sich nicht anderswo assimilieren können oder wollen.“ [7] Dieses Ziel wollte man nicht durch Besiedlung, sondern ursprünglich durch diplomatische Verträge erreichen. Im Rahmen des sechsten Kongresses wurde Uganda als jüdisches Siedlungsgebiet diskutiert, jedoch auf dem siebten Kongress als ungeeignet verworfen.
Britisches Mandat
Während dem Ersten Weltkrieg wurde der arabischen Bevölkerung in einem Briefwechsel vom britischen Hochkommissar für Ägypten Zugeständnisse für den Fall einer arabischen Revolte gegen das osmanische Reich gemacht, was oft heute noch von der arabischen Bevölkerung als Versprechen für einen arabischen Staat in Palästina gesehen wird. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und der damit verbundenen Niederlage des osmanischen Reiches, wurden die Gebiete zwischen Frankreich und Großbritannien gemäß dem Sykes-Picot Abkommen 1917 [8] aufgeteilt und Palästina und Jordanien unter internationale Verwaltung gestellt, wofür Großbritannien vom Völkerbund das Mandat bekam. Ebenfalls in diesem Jahr versprach Großbritannien mit der Balfour-Deklaration einen jüdischen Staat zu schaffen, nannte dabei jedoch keine genauen Gebiete. Es folgte eine starke jüdische Zuwanderung nach Palästina, worauf die arabische Bevölkerung mit dem großen arabischen Aufstand reagierte. Darauf folgte eine blutige Niederschlagung durch die Briten, aber auch eine Beschränkung der jüdischen Zuwanderung.
Wie es im folgenden mit der Geschichte weitergeht, wie der Staat Israel entsteht und welche Herausforderungen er danach bewältigen musste, behandle ich im zweiten Teil.
[1]: Kuhrt, Amélie: The Ancient Near East, Routledge, New York und London, 1995
[2]: https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/altes-testament/amarnabriefe
[3]: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Merenptah-Stele#Die_Erw%C3%A4hnung_Israels
[4]: https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/altes-testament/landnahme
[5]: https://www.spektrum.de/news/seit-wann-existiert-israel-auszug-aus-aegyptens-archiven/1071078
[6]: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mescha-Stele
[7]: https://www.nzz.ch/schweiz/theodor-herzl-der-zionismus-und-die-schweiz-ld.1698770
[8]: https://en.wikisource.org/wiki/The_Sykes%E2%80%93Picot_Agreement
Redaktionsmitglied Julian Häffner
Ich bin 20 Jahre alt und seit 2019 Mitglied der Piratenpartei. Ich studiere aktuell Lehramt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Außerdem bin ich Vorsitzender im Kreisverband Nürnberger Land & Roth und stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes Mittelfranken der Piratenpartei. Seit 2021 bin ich zudem Mitglied der Redaktion der Flaschenpost.
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Ja also an der Geschichte sieht man auch voll gut das es nicht nur der Westen (Kreuzzüge, Kolonialismus usw war) der Imperialistisch und Unterdrückerisch war. Sondern auch der Islam genau so eine Religion der Eroberung und des Krieges war (Und in der Ausprägung von ISIS, HAMAS, Al Qaida, Taliban, Boko Haram, Hisbollah, Al Shabab, Islamischer Dshihad, Revolutionsgarden, Mullahs und so weiter ja heute noch.
Denke, da sollten die Postmodernen, Postkolonialen Linken mal drüber nachdenken wenn da wieder eine Queere Soli Demo für die Schwulenfeindliche Hamas organisieren…. Wenn schon müsste man da ja allen Imperialismus kritisieren. Den westlichen genau so wie den Islamischen, das machen die aber nicht. Den Juden/Israel Imperialismus vorzuwerfen ist jedoch auch so falsch, eine jüdische Besiedlung der Region ist ja schließlich seit Jahrtausenden nachweisbar und genau diese jüdische Urbevölkerung die da schon lange vor dem Islam gelebt hat will Hamas und co ja auslöschen. Hamas forciert also eine mörderische Kolonialistische Verdrängungsideologie.
Pseudo Linke sogenannte „Antiimperialisten“ die sich gegen Israel stellen unterstützen also die Ansprüche von dem Islamistischen Mörder Imperialismus gegen die indigene Jüdische Urbevölkerung im nahen Osten. Sind also selbst das was Sie zu kritisieren vorgeben. Unterstützer des Imperialismus.