Dieser Artikel ist eine Fortsetzung. In Teil 1 ging es um die Geschichte von 2000 v. Chr. bis 1937.
Gründung des Staates Israel
1937 wurde von der britischen Peel-Kommission aufgrund der nicht beizulegenden Konflikte zwischen der arabischen und der jüdischen Bevölkerung eine Teilung Palästinas vorgeschlagen mit einem jüdischen Staat an der Küste, einem arabischen Staat im Landesinneren, Gaza und der Negev-Wüste, sowie einem britischen Mandatsgebiet von Jerusalem bis Haifa (welches die meisten religiösen Stätten beinhaltete). [1] Dieser Vorschlag wurde sowohl von Arabern als auch einer Mehrheit der Juden abgelehnt, während eine Minderheit um David Ben-Gurion zustimmte, mit dem Ziel diesen jüdischen Kleinstaat später zu expandieren. Die nachfolgende Woodhead-Kommission befand eine Teilung für nicht durchführbar und präsentierte noch unrealistischere Teilungspläne mit einem noch viel kleineren jüdischen Staat, welche ebenfalls von beiden Seiten abgelehnt wurden. Im Zuge eines aufkeimenden Krieges mit Deutschland und der daraus notwendigen Minimierung der britischen Truppen in Palästina, wurden den Arabern mit dem Weißbuch von 1939 große Zugeständnisse gemacht wie eine Beschränkung der jüdischen Zuwanderung und einer Abkehr der Teilungspläne. [2] Diese Zuwanderungsbeschränkung wurde auch im Verlauf der Shoah während dem zweiten Weltkrieg nicht aufgehoben und jüdischen Flüchtlingen somit keine Zufluchtsmöglichkeit in Palästina gewährt, was zur Bildung jüdischer/zionistischer Milizen, illegaler Migration und Anschlägen auf die britische Mandatsmacht führte. Aufgrund dieser Reihe an Problemen versuchte Großbritannien das Mandat für Palästina an die USA oder den Völkerbund abzugeben, was zur Einrichtung eines Sonderausschusses der Vereinten Nationen zu Palästina (UNSCOP) führte. Dieser sprach sich mehrheitlich für eine Teilung aus, was 1947 dann auch von der UNO in einem Teilungsplan beschlossen wurde, der vorsah die Gebiete nahezu 50/50 aufzuteilen und Jerusalem unter internationaler Kontrolle zu belassen. [3] Während die Juden die UN-Resolution akzeptierten, wurde sie von den Arabern abgelehnt, was zu einem Wiederaufflammen von Kämpfen zwischen arabischen und zionistischen Milizen führte. Dennoch endete am 14.Mai 1948 planmäßig das britische Mandat für Palästina und David Ben-Gurion erklärte in Tel-Aviv die Gründung des Staates Israel gemäß der UN-Resolution.
Palästinakrieg
Noch am selben Tag um 0 Uhr marschierten Truppen einer arabischen Allianz von Ägypten, Syrien, Libanon, Jordanien und dem Irak in Israel ein, um den israelischen Staat zu beseitigen. Dieser Krieg endete jedoch bereits ein Jahr später mit dem Sieg Israels, was dafür sorgte, dass sich der jüdische Staat auf 75% des ehemaligen Mandatsgebietes vergrößerte. Lediglich der Gazastreifen unter ägyptischer Besatzung und das Westjordanland mit Ostjerusalem unter jordanischer Besatzung waren danach nicht unter israelischer Kontrolle. [4] Während dieses Krieges floh ein großer Teil der arabischen Bevölkerung, während die jüdische Bevölkerung aus den angreifenden Staaten nach Israel floh, weshalb seitdem eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung jüdischen Glaubens ist. Nachdem sich Israel mit Großbritannien und Frankreich an der Sues-Kampagne beteiligte, wurde die Sinai-Halbinsel demilitarisiert und zwischen Ägypten und Israel UN-Friedenstruppen stationiert.
Sechstagekrieg
Mai 1967 begannen ägyptische Streitkräfte die Sinai-Halbinsel zu besetzen und zwangen die UN-Friedenstruppen zum Abzug. Innerhalb eines Monats rückten an die 100.000 ägyptische Soldaten an der israelischen Grenze auf, was Israel zu einem präventiven Luftangriffe gegen ägyptische Stellungen veranlasste. Daraufhin griffen die mit Ägypten verbündeten Jordanien, Syrien, Libanon und Irak erneut Israel an, doch bereits nach sechs Tagen hatte Israel den Krieg gewonnen und dabei die Golan-Höhen (ehemals Syrien), das Westjordanland einschließlich Ostjerusalem (vorher Jordanien) und Gaza-Streifen sowie die Sinai-Halbinsel (vorher Ägypten) besetzt. Während das israelische Parlament zwar die Rückgabe in Friedensverhandlungen beschloss, wurde dies durch die arabische Khartum-Resolution verhindert, welche Israels Existenz, Frieden mit Israel sowie Verhandlungen ablehnte. [5] Im sog. Abnutzungskrieg 1968-1970 versuchte Ägypten die Sinai-Halbinsel zurückzuerobern, der Krieg endete jedoch auf beiden Seiten ohne Gebietsgewinne.
Jom-Kippur-Krieg
Am höchsten jüdischen Feiertag – Jom Kippur – steht für gewöhnlich das ganze öffentliche Leben still, weshalb an genau diesem Tag Ägypten und Syrien einen Überraschungsangriff auf Israel starteten und diesem viele Verluste beibrachte. Aufgrund der schnellen Mobilisierung konnte Israel jedoch trotzdem die Truppen der beiden Länder bis in die Nähe von Damaskus (Hauptstadt Syriens) bzw. Kairo (Hauptstadt Ägyptens) zurückdrängen, bis nicht mal einen Monat nach Kriegsbeginn ein UN-Waffenstillstand in Kraft trat. [6] Nach dem Krieg waren erneut Golan-Höhen und Sinai-Halbinsel besetzt, jedoch wurde mit dem israelisch-ägyptischen Friedensvertrag die Sinai-Halbinsel bis 1982 zurückgegeben und im Gegenzug der Staat Israel anerkannt. 1980 beschloss das israelische Parlament Jerusalem zur Hauptstadt Israels zu machen und die besetzten Golan-Höhen zu annektieren, was international jedoch nicht anerkannt ist. 1982 bis 1985 besetzte Israel den Libanon im Libanonkrieg, nachdem es aus dem Gebiet immer wieder zu Angriffen palästinensischer Milizen kam.
Erste Intifada
Nachdem 1987 an einem Grenzübergang zum Gaza-Streifen ein israelischer Militärlaster mit zwei Taxis zusammenstieß, wobei vier Palästinenser starben, brach sich in der sehr jungen palästinensischen Bevölkerung (70% unter 30 Jahren) die Unzufriedenheit über die israelische Besetzung bahn. In der Folge kam es im Gaza-Streifen und im Westjordanland zu Protesten und Demonstrationen. Während Palästinenser immer wieder mit Steinen und Molotowcocktails israelisches Militär, Polizei und Siedler angriffen, antwortete man darauf mit Tränengas, Gummigeschossen, aber auch mit dem Brechen der Arme von Steinewerfern. Das Ende der Gewalt stellte dann das Oslo-Abkommen von 1993 dar, welches festlegte, dass langfristig die Palästinenser die Kontrolle über Westjordanland und Gaza-Streifen bekommen sollten. In den Folgeabkommen wurden dann 65% des Gaza-Streifens und 3% des Westjordanlandes unter Kontrolle der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) gestellt, 22% des Westjordanlandes unter gemeinsame Kontrolle und 73% blieben unter israelischer Kontrolle. [7] Im Zuge dieser Abkommen wurde jedoch der israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin bei einem Attentat von einem rechtsextremen israelischen Studenten ermordet. Im Jahr 2000 scheiterten dann die Friedensverhandlungen erneut an der Diskussion über den Status von Jerusalem und den israelischen Siedlungen im Westjordanland. [8]
Zweite Intifada
Als 2000 ein israelischer Oppositionspolitiker plante, unter Polizeischutz den arabisch kontrollierten Tempelberg zu besuchen, kam es gewalttätigen arabischen Protesten. Da die palästinensische Polizei sich jedoch weigerte einzugreifen, wurden diese von der israelischen Polizei brutal zurückgedrängt. Daraufhin folgten immer mehr gewaltsame Ausschreitungen und Angriffe auf israelisches Sicherheitspersonal im Westjordanland und im Gaza-Streifen. Im Gegensatz zur ersten Intifada bleib es jedoch nicht beim Werfen von Steinen, sondern radikale palästinensische Organisationen (wie Hamas, Islamischer Dschihad, Volksfront zur Befreiung Palästinas, Demokratische Front zur Befreiung Palästinas, aber auch die Fatah-Partei nahen al-Aqsa-Brigaden) verübten reihenweise Selbstmordattentate und beschossen Israel mit Raketen. Israel reagierte darauf mit der Besetzung von Gebieten im Westjordanland [9], schaffte es jedoch nicht, die Lage zu beruhigen. Daraufhin wurde 2004 der Scharon-Plan (oder Abkopplungsplan) [10] beschlossen, welcher vorsah, alle israelischen Siedlungen im Gaza-Streifen und viele im Westjordanland zu evakuieren, weil man eine friedliche Lösung für nicht mehr möglich hielt. 2005 vereinbarten Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde schließlich einen Waffenstillstand.
Weitere Kampfhandlungen
Nach zunehmendem Raketenbeschuss aus dem Gaza-Streifen und der Entführung eines israelischen Soldaten startete Israel 2005 die Operation Sommerregen, bei der man mit Bodentruppen und Panzern in den Norden des Gaza-Streifens eindrang und terroristische Ziele bekämpfte. [11] Nachdem jedoch Nord-Israel aus dem Libanon mit Raketen beschossen wurde und die Hisbollah zwei israelische Soldaten entführte, endete die Militäroperation und es begann 2006 der zweite Libanonkrieg. [12] Nach einem Monat endete der Konflikt, bei dem sich das libanesische Militär weitgehend passiv verhielt und sich von der Hisbollah distanzierte, und es sind seit dem im Rahmen der UNIFIL-Mission 10.000 UN-Soldaten im Libanon stationiert, um die Grenze zu Israel sowie die Seegrenze zu schützen. Ende 2006 startete Israel die Operation Herbstwolken, um gegen Terroristen im Gaza-Streifen vorzugehen, welche nach 20 Tagen durch einen Waffenstillstand und den Abzug aller israelischen Truppen wieder beendet wurde. [13]
Kampf um Gaza
2006 gewann die Hamas bei den Parlamentswahlen in den Palästinensischen Autonomiegebieten eine absolute Mehrheit und entmachtete dadurch die säkulare Fatah-Partei. Da die Hamas international jedoch als Terrororganisation angesehen wird, folgte darauf eine Isolation, was die Hamas zu einer Regierung der nationalen Einheit mit der Fatah zwang. Die Spannungen zwischen den beiden verfeindeten Gruppierungen stiegen dadurch jedoch immer mehr an, was schließlich dazu führte, dass die Hamas 2007 im Kampf um Gaza die Kontrolle im Gaza-Streifen übernahm, während im Westjordanland seitdem die Fatah mit einer Notstandsverordnung regiert und das Parlament abgeschafft wurde. Dadurch sind die beiden Gebiete seitdem getrennt regiert und die Palästinensische Autonomiebehörde hat keinerlei Kontrolle mehr über den Gaza-Streifen.
Letzte Militäroperationen
Nach jahrelangem andauerndem Raketenbeschuss aus dem Gaza-Streifen begann Israel die Operation Gegossenes Blei, bei der man nach vorbereitenden Luftschlägen in den Gaza-Streifen eindrang, um Hamas-Hochburgen auszuschalten. Im Zuge dessen drangen israelische Truppen bis in Gaza-Stadt vor und erklärten schließlich 2009 einen Waffenstillstand und ihre Ziele für erreicht. 2014 wurden mehrere israelische Jugendliche von Hamas-Mitgliedern entführt und ermordet, was zu vielen Razzien und der Festnahme der Führungsriege der Hamas im Westjordanland führte. Daraufhin intensivierte sich der Raketenbeschuss aus dem Gaza-Streifen erneut, bis Israel auf den Raketenbeschuss mit der Operation Protective Edge reagierte. Erneut bedeutete dies Luft- und Artillerieangriffe, worauf eine Bodenoffensive folgte. Im Laufe der Auseinandersetzung wurden mehrere mehrtägige Waffenruhen vereinbart, welche jedoch immer wieder von palästinensischer Seite gebrochen wurden. Auf diesen Raketenbeschuss antwortete Israel seinerseits mit Luftschlägen. bis man sich im August auf eine dauerhafte Waffenruhe einigte. [14]
Fazit
Um diesen langandauernden Konflikt beurteilen zu können, ist es meiner Meinung nach unverzichtbar, sich auch intensiv mit der Geschichte der Region Palästina zu beschäftigen. Historisch gesehen, war die erste der heute noch existierenden größten Religionen, die dort siedelte das Judentum um 1000 v. Chr. Später dann nach seiner Gründung kam das Christentum hinzu ab ca. 300 n. Chr. und 650 n. Chr. kamen zum ersten Mal die Muslime nach Palästina. Natürlich lässt sich daraus nicht sofort herleiten, wem dieses Land gehört, aber beide Völker haben eine tausende Jahre alte Geschichte, die sie mit diesem Land verbindet. Absolutheitsansprüche und Gewaltausbrüche sorgen nur dafür, dass eine gemeinsame friedliche Lösung in weite Ferne rückt, dabei war diese in der Vergangenheit teilweise gar nicht so fern. So war bspw. der Teilungsvorschlag der Vereinten Nationen damals ein guter Ansatz, genauso die Oslo-Verhandlungen. Oft hilft es bei der Lösung von Konflikten, sich auf die Vergangenheit zurück zu besinnen und den letzten gemeinsamen Nenner als gemeinschaftliche Verhandlungsbasis zu erkennen. Solange sich jedoch eine Seite die Vernichtung des anderen zum Ziel gesetzt hat, sind Verhandlungen unmöglich. Oder um es mit den Worten von John F. Kennedy zu sagen: “Wir können nicht mit jenen verhandeln, die sagen: Was mir gehört, ist meins und was dir gehört, ist Verhandlungssache.”
[1]: https://www.jewishvirtuallibrary.org/text-of-the-peel-commission-report
[2]: https://www.bpb.de/themen/naher-mittlerer-osten/israel/45184/quellen/?p=2
[3]: https://web.archive.org/web/20160821154122/http://www.yale.edu/lawweb/avalon/un/res181.htm
[4]: https://monde-diplomatique.de/artikel/!5906053
[5]: https://www.jpost.com/Features/In-Thespotlight/This-Week-In-History-The-Arab-Leagues-three-nos
[6]: https://tsarchive.wordpress.com/2007/08/27/meldung220600/
[7]: https://web.archive.org/web/20021115180646/http://knesset.gov.il/process/docs/heskemb_eng.htm
[8]: https://www.jewishvirtuallibrary.org/background-and-overview-of-2000-camp-david-summit
[9]: https://www.ksta.de/redaktion/israelische-panzer-dringen-in-westjordanland-ein-296815
[11]:
https://web.archive.org/web/20060718131812/http://www.haaretz.com/hasen/spages/734653.html
[12]: http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/5257128.stm
[13]: https://www.tagesspiegel.de/politik/offensive-im-gazastreifen-1401331.html
[14]:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-08/gaza-israel-palaestinenser-waffenruhe-einigung
Redaktionsmitglied Julian Häffner
Ich bin 20 Jahre alt und seit 2019 Mitglied der Piratenpartei. Ich studiere aktuell Lehramt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Außerdem bin ich Vorsitzender im Kreisverband Nürnberger Land & Roth und stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes Mittelfranken der Piratenpartei. Seit 2021 bin ich zudem Mitglied der Redaktion der Flaschenpost.
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Also hat es weder in Gaza noch in der Westbank Demokratie ? Also ich finde das wirft ja Fragen auf warum es die Palästinenser nicht schaffen eine demokratische Zivilgesellschaft und Strukturen aufzubauen ?
Und warum verklären so viele Linke diese beiden Autokratischen Systeme die Hamas und Fatah da aufgebaut haben ? Auch das wirft bei mir viele ungeklärte Frage auf wo ich eher ratlos bin.
Wären die Palästinenser viel demokratischer dann hätten die ja vermutlich schon ihren eigenen Staat und vor allem Frieden. Ich vermute, das da also auch kulturell so einiges ganz massiv schief läuft.