Die Urheber von Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst genießen für ihre Werke Schutz nach Maßgabe dieses Gesetzes.
So steht es in § 1 des Urheberrechtsgesetzes. Das hat durchaus seine Berechtigung, denn auch wer vom Schreiben, Singen oder Schauspielern lebt muss den Vermieter und den Bäcker bezahlen. Doch oft wird die Urheberrechtskeule geschwungen um Kritiker mundtot zu machen oder Sachverhalte zu vertuschen. Eine wirksame Urheberrechtsreform muss auch diesen Umstand berücksichtigen.
Erst letzte Woche wurde Greenpeace Opfer eines Missbrauchs. Tatwerkzeug war das Urheberrecht, das zweckentfremdet wurde Kritik weg zu fegen. Im inzwischen ausradierten Anti-Werbespot wurde VW kritisiert, denn aus Sicht von Greenpeace verhindert der Konzern strengere Abgasnormen, während er in der Öffentlichkeit als Umweltschützer auftritt. Die angebliche Urherberrechtsverletzung bestand darin, dass in diesem Filmchen der kleine Star-Wars-Roboter R2D2, ein kindlicher Darth Vader, ein kleiner Jedi-Ritter, ein Mini-Wookie und eine junge Prinzessin Leia mitspielt. Allessamt Figuren, die zu Karneval nicht fehlen dürfen. Nun ist nicht nur der Film auf Youtube perdu, sondern auch Greenpeace Youtube-Channel. Eine digitale Todesstrafe! Vielleicht war Lukas Arts auch nur von der Schlussszene schockiert, in der ein VW Todesstern unseren schönen Planeten in Schutt und Asche schiesst. Warum auch immer: der Greenpeace-Film wurde wegen Verstössen gegen das Urheberrecht gebannt, nun obliegt die Rettung des Planeten dem Volkswagenkonzern mit seiner Fahrzeugflotte.
Nun ist am Himmel zum Glück kein Todesstern zu sehen, eine sehr reelle Gefahr droht von irdischer Seite. Denn was nutzt der schöne Planet, wenn es keinen Freiraum gibt sich zu äußern? Keine freien Informationen, wenn niemand die Chance hat Missstände beim Namen zu nennen oder Vertuschtes ans Licht zu bringen? Welche Summen die BayernLB beim Kauf der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria in den Sand setzte ist weithin bekannt. Doch mit welcher Begründung durchsuchte die Polizei die Büroräume von Attac die das Ausmass veröffentlicht hatten? Richtig: eine Verletzung des Urheberrechts (s.a. Flaschenpost-Artikel v. 17.04.2011). Selbst Diktatoren soll es inzwischen gelingen Filmaufnahmen von Demonstrationen von youtube runter zu bekommen. Terror, Veruntreuung, Bestechung – ja jedes Unrecht – sind Dinge, die ans Tageslicht müssen. Doch beim Vorwurf Urheberrechtsbruch wird der mutigste Aufklärer still!
Da verlieren Begriffe wie Satire, Insiderinformation, Meinungsfreiheit oder Engagement schnell ihren Glanz und werden zur schnöden Straftat. Und das wird, mehr noch als schnöde Sachbeschädigung oder Diebstahl, schnell sehr teuer.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.