Die Piratenpartei. Oft wird sie als “die IT-Partei” oder “die Nerd-Partei” beschrieben, ob von Medien oder von uns selbst. Da ist es doch längst an der Zeit, mal ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, wie unsere eigene IT eigentlich so funktioniert. Als Beauftragter für die Leitung der BayernIT tue ich das natürlich am Beispiel eben dieser.
Ich wurde gebeten, einen Artikel für die Artikelserie “Erfolgsgeschichten in der Partei” zu liefern. Nicht ganz ohne Stolz kann ich behaupten, dass sich unsere IT für dieses Thema sehr gut eignet. Doch auch wenn ich den Artikel schreibe, liegt dieser Erfolg nicht bei mir, sondern bei einem inzwischen recht großen Team. In vielen – sind wir ehrlich, in tausenden – Stunden hat dieses Team viel aufgebaut.
Die BayernIT betreibt momentan drei gemietete Server. Zwei davon sind mit der Open Source Software Proxmox virtualisiert und liefern die Dienste, der dritte dient als Backup-Speicher und für Monitoring via OMD.
Die Virtualisierung erlaubt es uns, innerhalb kürzester Zeit komplett neue Dienste bereitstellen zu können, da mit wenigen Mausklicks ein neuer virtueller Server dafür bereitsteht.
Wir betreiben zum Beispiel das Nebelhorn Piratenradio auf einer dieser virtuellen Maschinen (VM) und eine WordPress-Multiuser-Installation. Der übergeordnete, “echte” Server kann die wirklich vorhandenen Ressourcen automatisch an die einzelnen Maschinen zuweisen, je nachdem, welche davon gerade mehr oder weniger benötigt. Bei planbaren Aktionen können wir das auch innerhalb weniger Minuten noch genauer manuell erledigen. So kann z.B. bei einer Livesendung des Radios diese Maschine mehr Ressourcen erhalten, und während eines Bundesparteitages, bei dem uns die Flaschenpost (ja, auch die läuft auf “unseren” Servern) mit ihrem Liveticker aktuellste Informationen liefert, wird die hierfür bereitstehende VM aufgerüstet. Manchmal verschätzen wir uns natürlich auch geringfügig, das sind die Momente, in denen ihr die Flaschenpost nicht erreicht, aber durch die Virtualisierung können wir trotzdem in kürzester Zeit Probleme beheben.
Um von diesen Problemen zu erfahren, betreiben wir ein ausgeklügeltes Monitoring-System. Unsere Administratoren werden sofort informiert (per Mail und via Twitter, aber auch per Smartphone), wenn einer unserer Dienste ausfällt – oder, sofern messbar, sogar schon bevor es so weit kommt.
Als in Bayern beispielsweise das Volksbegehren gegen Studiengebühren lief, kümmerte sich die BayernIT im Parteienbündnis um die Bereitstellung der Homepage und anderer Dienste. Damals hatten wir die Popularität leider vollkommen unterschätzt. Als wir plötzlich über 300.000 Seitenaufrufe an einem einzelnen Tag nur für diese eine Seite hatten (und da laufen ja noch andere Seiten zusätzlich), konnte die VM die plötzliche Last nicht mehr tragen und stoppte die Auslieferung der Seite. Innerhalb kürzester Zeit waren 3 Administratoren informiert und kümmerten sich darum, die Ressourcen koordiniert zu vergrößern und die Maschine weiter zu überwachen, damit kein weiterer Ausfall stattfand. Letztendlich blieb die Seite dadurch erreichbar und das Volksbegehren konnte – auch durch unseren Beitrag – erfolgreich abgeschlossen werden. Und wir konnten als kleinen Nebeneffekt unsere Systeme schon für den Wahlkampf vorbereiten.
Wir können durch dieses System inzwischen über 100 verschiedene Seiten betreiben, auch bundesweite: neben der Flaschenpost zum Beispiel auch den parteiinternen LiquidFeedback-Blog oder das Portal des Bundesvorstandes.
Aber nicht nur die Webseiten selbst sind bei uns unter Dauerlast, auch unser Mailserver hat ordentlich zu tun. Im Lauf des letzten Monats wurden über 470.000 Mails darüber verschickt und über 95.000 empfangen. Außerdem betreiben wir darauf ca. 350 Mailinglisten und rund 500 Mailpostfächer.
Pro Jahr gehen bei der IT zwischen 1500 und 2000 Tickets ein, mit den verschiedensten Wünschen. In den meisten Fällen können wir diese Tickets innerhalb weniger Stunden erledigen, manchmal dauert es natürlich auch länger, z.B. wenn vorab Voraussetzungen – wie das Vorliegen einer gültigen Datenschutzverpflichtung – geprüft werden müssen.
Am 03.06. konnte die BayernIT sogar bei einer kleinen guten Tat helfen, indem sie einige Basispiraten dabei unterstützte, ein Portal zu eröffnen, bei dem vom Hochwasser betroffene Personen nach Hilfe suchen und andere Hilfe anbieten konnten.
All das leistet ein Team von aktuell 17 ehrenamtlichen Admins, bei einem Budget von 5000 Euro pro Jahr. Auch wenn Eigenlob ja bekanntlich stinkt, ich glaube, ein kleines bisschen stolz dürfen wir darauf sein.