Auf der Wiese liegen, entspannen, tief durchatmen und trotzdem nicht von der Welt abgeschnitten sein: So stellen sich die Neustadtpiraten in Dresden den Alaunpark vor. Doch während es mit der Entspannung dort gut funktioniert, lässt die Netzversorgung zu wünschen übrig. Theoretisch gibt es im Park zwar UMTS, aber Neustadt-typisch ist es zu Spitzenlastzeiten nicht brauchbar. Denn im Park sind im Sommer gern mehrere hundert Menschen gleichzeitig.
Nun soll ein freies WLAN fürs Internet sorgen. Dabei sollen die Daten nicht nur ganz ohne künstliche Drosselung verfügbar sein, sondern auch praktisch vorführen, was PIRATEN mit „Netzneutralität“ meinen: Alle Daten flitzen gleich schnell durch die Leitung und dank Datentunnel lässt sich ihr Ursprung nicht genau zu einem Nutzer zuordnen.
Während das Angebot den Nutzern kostenfrei zur Verfügung steht, fallen für den Betrieb Kosten an. Da sind zuerst Anschaffungskosten für die benötigten Accesspoints. Die monatlichen Kosten dagegen liegen im Rahmen eines gewöhnlichen Internetanschlusses. Hinzu kommt der Tunnel zu einem Provider, der für die Anonymität der Daten sorgt – Abmahnung ausgeschlossen. Die verschlüsselte Ableitung der Daten über sorglosinternet.de kostet leider nochmal so viel wie der eigentliche Netzzugang – da es aber in Deutschland keinen gesetzlicher Schutz vor missbräuchlichen Abmahnungen gibt ist dies notwendig.
Nach dem Aufbau der Infrastruktur und dem anschließendem Regelbetrieb sind weitere Ausbaustufen angedacht. Denn wenn das Angebot im Park gut genutzt wird, reichen einige wenige WLAN-Accesspoints an einem Punkt nicht aus. Deswegen sollen weitere Zugänge, verteilt auf die Häuser am Rand des Parks, in Betrieb gehen. Die Vernetzung mit dem Freifunk-Projekt steht für den weiteren Ausbau ebenso auf dem Plan wie die sukzessive Nutzung der WLAN-Kanäle im 5 GHz-Bereich.
Durchgeplant ist das Projekt bis ins Jahr 2015. Der Startschuss fällt am 4. Juli und deckt vorerst den östlichen Teil des Alaunparks ab. Das Geld für die Anschaffungskosten wurde über eine Initiative der Pledgebank gesammelt, bei der 23 Menschen je 13,37 EUR gespendet haben. Um auch den Westteil des Parks abzudecken, werden weitere Spenden benötigt.
Die Erfahrungen mit dem Projekt wollen die Neustadtpiraten teilen und damit aufzeigen dass öffentliches Internet möglich ist. Zusätzlich werden sie ein Zeichen gegen die sogenannte “Störerhaftung” setzen – insofern lohnt sich eine Spende nicht nur für Alaunpark-Besucher. Vom Erfolg dieses Projektes werden viele weitere öffentliche Plätze profitieren.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.