Das Thema und die Teilnehmer der Podiumsdiskussion am Nachmittag der Münchner Sicherheitskonferenz versprachen einigen wohligen Schauer: Die Herren Helmut Schmidt, Valéry Giscard d’Estaing, Henry Kissinger und Egon Bahr als Elder Statesman, dazu Radoslaw Sikorski (Aussenminister Polens) und David Miliband (2007 bis 2010 Außenminister von Grossbritannien) als Vertreter der derzeit aktiven Politikergeneration, waren eingeladen über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft internationaler Sicherheit zu sprechen.
Helmut Schmidt machte gleich am Anfang klar, wo er das wichtigste Handlungsfeld für die Zukunft sieht: Im rapiden Bevölkerungswachstum. Von 1900 bis heute wuchs die Menschheit von 1.5 Mrd. auf 7 Mrd. an; wobei sich das Wachstum beschleunigt. Das klingt, das musste auch Schmidt gestehen, erst einmal nicht danach, als tangiere es die Sicherheit. Dann riet er jedoch, einen Blick in 20-Millionenstädte wie Tokio, Shanghai, Jakarta oder Seoul zu werfen. Dort seien viele Menschen, die leicht zu verführen sind. Das kann zu Sicherheitsproblemen führen – vor allem, da die Regierungen noch nicht gelernt haben, wie mit derartigen Menschenmassen umzugehen ist. „Ihr müsst lernen: Wenn ihr die Sicherheit in den Städten bewahren wollt, müsst ihr unterscheiden zwischen den Aufgaben der Polizei und des Militärs. Diese Unterscheidung fehlt in vielen Großstädten die wir haben oder die noch entstehen werden. Das wird ein Sicherheitsproblem werden, das die letzten 50 Jahre der Sicherheitskonferenz nicht behandelte“, sagte er.
Der weitere Verlauf der Diskussion erfüllte dann die Erwartungen der Zuhörerschaft: Erinnerungen an den kalten Krieg, Gedanken zum Anfang der Sicherheitskonferenz (1963 noch unter dem Namen Wehrkundetagung) und die Angst der Europäer, Verlierer des eingefahrenen Status-Quo zwischen den USA und der UdSSR zu werden. Denn in dieser Zeit wurden Kurzstreckenraketen entwickelt, mit denen sich die damaligen Supermächte zwar nicht bekriegen konnten, die den europäischen Kontinent jedoch in eine atomare Wüste hätten verwandeln können.
Als das Wort wieder an Helmut Schmidt kam, holte er zum verbalen Vernichtungsschlag aus.
Den Zweitschlag führte Schmidt gegen die „20.000 Finanzmanager in New York, London, Shanghai und andere Finanzmetropolen“. Deren Macht sei unvorstellbar; sie hätten Millionen Menschen ins Unglück gestürzt, ohne dass etwas dagegen unternommen wurde.
Für sein Abschlussstatement „wenn wir bescheidener wären, wenn wir uns auf die eigenen Aufgaben konzentrieren würden, wären wir wahrscheinlich erfolgreicher“ bekam er viel Applaus.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.