Ein Gastbeitrag von Marion
Am 28./29. 06. war es soweit; nach einer Anreise von Nürnberg zum aBPT in Halle. Beim Einchecken an Bord stellte sich heraus, dass mein Bordausweis noch nicht erstellt war. Nach längerem Warten durfte ich dann – vorerst als blinde Passagierin – an Bord. Wie überall an Bord war auch hier eine Menge los. Viele Leute begegneten mir, die beschäftigt hin und her liefen. Zum Teil mit Rollern oder mit Fahrrad. Familien, Kinder und sogar Hunde waren herzlich willkommen. Ich fühlte mich wie auf einer kleinen Insel.
Ich kam in eine Messehalle, wo ich dann nur noch staunte. Unmengen erscheinend viele Tischreihen mit Stühlen, überall am Boden Kabelschlangen, die sich auf den Tischen sammelten und zwischen drin noch laminierte Schilder. Eine Bühne im perfekten Licht und Kameras. Nun stellte ich mir die Frage: Ist das hier wirklich so wichtig?? Ich ging dann “Backstage”. Hier erkannte ich sofort, dass das wohl auf einem Schiff die “Brücke” gewesen wäre. Computer über Computer überall, Übertragungsgeräte was auf der Bühne passiert und viele Helfer, die für einen reibungslosen Ablauf garantierten. So viel Herzblut habe ich selten gesehen.
Dann ging es los. Ich hatte das Gefühl, dass alle nur auf diese Tage hin fieberten. Die Halle war voll Erwartungen, Aufregung und Tatendrang. Die Wahl des Vorstands und mehrere Ämter waren zu vergeben. Ohne es beeinflussen zu können, erfasste mich auch eine Spannung und ich haftete mit meinen Blicken an der Bühne. Plötzlich entdeckte ich auf der linken Seite der Bühne eine Leinwand, auf der alles in Gebärdensprache übersetzt wurde. Wahnsinn!! Das hätte ich nie gedacht, dass so etwas bei einem BPT wichtig sein wird. Ich bin schwer beeindruckt und hier ein dickes Lob.
Ah, mein Bordausweis. Nun war ich offiziell an Bord.
Ich sah Rednerinnen und Redner, ich lauschte gespannt den Worten und mich packte das Gefühl der Euphorie. Jetzt spürte ich es: Es entsteht ein neuer Kurs, auf große Fahrt soll es gehen.
Plötzlich wandelte sich die Stimmung im Saal, es kam zu Zwischenrufen, Pöbeleien und Wellen der Aggression schwappten durch die Halle. Mich erfasste ein Gefühl der Unbehaglichkeit und Angst stieg in mir auf. Ich ertappte mich dabei, wie ich nach einem möglichst schnellen Fluchtweg Ausschau hielt, wenn es nun Tumult in der Halle geben würde. Mit den geöffneten Flügeltüren auf der linken Seite beruhigte ich mich langsam wieder. Die euphorische Stimmung in der Halle war verflogen. Es war eisigkalt, aggressiv und ich hatte das Gefühl, nach mehreren verbalen Angriffen, es steht kurz vor Übergriffen. Für mich als Außenstehende wirkte dies sehr bedrohlich. Keine wirklichen Angreifer zu erkennen, jedoch Zerrissenheit, Wut, Enttäuschung und stets das Gefühl, gleich geht es los. Was war passiert? Was war mit “einem Kurs in die Zukunft”? Was war plötzlich mit der großen Fahrt?? Ich fühlte mich so unwohl, dass ich die Halle erst einmal verlassen musste.
Als ich wieder kam, hatte ich das Gefühl, dass es sich etwas beruhigt hatte. Ein Meer an grünen und roten Karten war zu sehen, zufriedene Gesichter und auch wieder Gespräche hatten sich zwischen den Wählern ergeben. So wie es aussah, waren die Mitglieder mit den Wahlen zufrieden. Die Stimmung im Saal wurde ruhiger und ausgeglichener, Zuversicht, Hoffnung und Motivation waren zu spüren. Ich sah die Piraten schon mit gehissten Flaggen wieder auf großer Fahrt. Schlagartig wurde mir klar: Ja, der aBPT ist wichtig, sogar sehr wichtig.
Plötzlich riss mich ein Mann aus meiner Phantasie. Er erschien im Anzug und es herrschte sofort Wirbel in der Halle. Zwischen Gelächter und Anfeuerungsrufen stand der Mann auf der Bühne. Ich wollte jetzt eigentlich gehen, als ich mich dabei ertappte wie ich mich köstlich darüber amüsierte. Ich lachte mich fast krumm. Jede Frage wurde geschickt umschifft oder ohne Antwort versenkt. Die Halle grölte, ob Zurufe oder Auspfeifen. Ich musste noch bleiben!! So einen Spaß hatte ich. Die Rede im korrekten Zeitfenster und ich hatte das Gefühl irgendwie erinnert mich dieser Mann an einen Alleinunterhalter. Einfach klasse!! Bis heute ist mir nicht klar: War das jetzt ein wirkliches Mitglied oder war er als Komödiant zum Aufheitern der Allgemeinheit engagiert worden? Egal, es war wohl für mehrere ein Auftritt mit Spaßfaktor.
Ich verabschiedete mich von den Piraten, die ich auf meiner Fahrt kennen gelernt habe und verließ den kleinen Inselstaat. Für mich waren es viele Eindrücke und Erlebnisse und ich bin mir sicher, die Piraten sind nach kurzem Stopp wieder voll auf Fahrt, die Segel gehisst und stets Wasser unter dem Kiel. Eine klasse Mannschaft wird dafür sorgen, den Kurs zu halten und Klippen zu umsegeln.
Ich wünsche den Piraten von ganzem Herzen eine gute Fahrt und verabschiede mich mit
Ahoi