Am 08.08. ist internationaler Weltkatzentag: Einer dieser merkwürdigen “Man- denkt- an- irgendetwas-Tage”, sollte man meinen – wenn man nicht zufällig selbst eine Katze hat.
An diesem Tag geht es jedoch nicht nur um die eigenen geliebten Haustiere. Der internationale Katzentag wurde 2002 von der International Fund for Animal Welfare (IFAW) gegründet, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die traurige Situation herrenloser Katzen zu lenken.
Weltweit bemühen sich die Organisationen und Vereine das ganze Jahr darum, das Elend streunender Katzen zu mindern.
In Schleswig-Holstein ist die Problematik besonders gravierend, denn Tierschutzvereine sorgen sich um eine übermäßige Population von ungefähr 75.000 freilebenden Katzen.
Claudia Keck, 2.Vorsitzende des Vereins Strassentiger Nord e.V., meint: “Am Weltkatzentag sollten wir auch an die Katzen zu denken, die – allein und auf sich gestellt – ein Leben auf der Straße führen. Sie sind oft geschwächt von Krankheiten, Hunger und der Witterung und kämpfen jeden Tag ums Überleben. Sie haben niemanden, der ihnen einen sicheren Zufluchtsort bietet, sie regelmäßig füttert oder zum Tierarzt bringt.”
Das elende Leben der herrenlosen Katzen rührt nicht nur die Tierschützer. Auch Umweltschützer sind besorgt, denn diese Katzen sind verwildert und dezimieren die ohnehin gefährdeten Singvögel.
Wegen unzähliger streunender Katzen sterben jährlich in Schleswig-Holstein 15 Millionen Vögel und Kleinsäuger.
Angesichts der Tatsache, dass auch kranke Katzen vermehrungsfreudig sind und im Durchschnitt 35 Nachkommen pro Jahr bekommen, stand schon 2012 zu befürchten, dass die Anzahl der verwilderten Tiere stetig zunehmen würde.
“Dringend notwendig ist ein Förderprogramm zur Kastration wilder Katzen, um zukünftig Katzenelend zu vermeiden”, erklärt Kathrin Jasper, politische Geschäftsführerin der Piratenpartei Schleswig-Holstein.
Deshalb lud am 18.2.2013 die Landtagsabgeordnete Angelika Beer im Namen der Piratenfraktion zum ersten “runden Tisch zur Katzenplage” Vertreter aus Politik, Verwaltung, Tierschutz, Jagdorganisationen und Medien ein.
Verhandlungen und Konferenzen am runden Tisch haben eine lange Tradition. Alle Teilnehmer können völlig unterschiedliche Ansichten vertreten. Es gibt keine Hierarchie, denn niemand darf sich mit seiner Meinung oder seiner Position über einen anderen stellen. Das Ziel ist es, Lösungen zu erarbeiten, die für alle Teilnehmer akzeptabel sind.
Dieser erste runde Tisch einigte sich erfolgreich und beschloss eine dringende Forderung an die Landesregierung zu stellen: Es sollten Mittel für die flächendeckende Kastration von wild lebenden Katzen bereitgestellt und eine finanzielle Unterstützung für diejenigen Halter zu gewährt werden, die sich die Kastration ihrer Katze oder ihres Katers nicht leisten können. Doch die Landesregierung handelte nicht.
Im Februar 2013 traf sich der zweite “Runde Tisch zur Katzenplage”. Zahlreiche Teilnehmer aus dem Tierschutzbereich erneuerten die Forderungen, u.a. an das Ministerium, um die Katzenpopulation einzugrenzen.
Endlich – am 6.3.2014 – fand auf diese Initiative der Piratenfraktion im Landeshaus in Kiel die Anhörung im Umwelt – und Agrarausschuss zur Katzenplage in Schleswig-Holstein statt. Nachdem die Piraten bis dato mit ihren Forderungen ausgelacht und Debatten ins Lächerliche gezogen wurden, wurde das Thema nun ernsthaft behandelt.
Im Anschluss an die Anhörung beschlossen die Teilnehmer des dritten runden Tischs trotz des Erfolgs, endlich ernst genommen zu werden, ihre Hoffnungen nicht mehr ausschließlich in das Handeln der Landesregierung zu setzen. Der Landesverband des Deutschen Tierschutzbund Schleswig-Holstein e.V., der Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. und die Piratenfraktion in Schleswig-Holstein gründeten die Initiative “kastration-jetzt“, um selbst aktiv werden zu können.
Ziel dieser Initiative ist es, die Tierheime zu entlasten und einen Appell an sämtliche Katzenbesitzer zu richten, ihre Tiere kastrieren zu lassen.
Auf der Internetseite www.kastration-jetzt.de werden interessierten Bürgern Kontaktmöglichkeiten für Fragen und die Chance, das Projekt durch Spenden zu unterstützen, geboten.
Das Besondere an dieser Initiative ist die enge Zusammenarbeit zwischen der Piratenfraktion und den Tierschutzvereinen, die es leid waren, weiter auf die Unterstützung der Landesregierung zu hoffen und selbst für die Kastration der streuenden Katzen sorgen wollten.
Der Weltkatzentag 2015 könnte in Schleswig-Holstein mehr als ein Gedenktag sein, wenn Tierschützer, Tierschutzvereine und die Piratenfraktion im Kieler Landtag ein erfolgreiches, flächendeckendes Konzept zur Kastration der frei lebenden Katzen praktisch planen und umsetzen können.