Angst ist eine starke Antriebskraft. Dieser Eindruck muste in der Fußgängerzone Kassels entstehen, als die Teilnehmer der “Freiheit statt Angst”-Demo mit einem Schiff am Schlepptau ankamen. Da gut 100 Menschen Abschleppqualitäten am Tau bewiesen, blieb noch genug Luft, um “abhören – aufhören” zu rufen. Gut zwei Jahre nach den ersten Enthüllungen von Edward Snowden waren im ansonsten ruhigen Kassel rund 150 Personen auf den Beinen, um gegen die totale Überwachung durch Geheimdienste und die Einführung der Vorratsdatenspeicherung zu protestieren. Der Demonstrationszug startete am zentralen Königsplatz und führte bergauf (!) zur Geschäftsstelle der SPD. Also jener Partei, deren Justizminister am Jahresanfang die Rundumüberwachung Unschuldiger in Bausch und Bogen ablehnte, um sie ab Mai dann als gar nicht so schlimm zu verteidigen.
In der SPD-Zentrale fand sich niemand, der die schriftlichen Eingaben der Überwachungsgegner annehmen wollte. Ehrlicherweise muss erwähnt werden, dass die SPD in Kassel die VDS ablehnt – wie viele andere kleinere Gliederungen der SPD. Nur die Parteispitze der SPD glaubt, mit der lückenlosen, verdachtsunabhängigen Überwachung des Kommunikationsverhaltens aller Bürger punkten zu können.
Ein Demonstrationszug, der ein Schiff durch eine Fussgängerzone zieht, kann sich sicher sein, gefilmt und fotografiert zu werden. Bei der FsA-Demo in Kassel war diese Aufmerksamkeit sehr willkommen! Auch wenn Piraten nur einer von vielen Bündnispartnern der bundesweite Demo-Tour gegen den Überwachungswahn ist, stellten Piraten in Kassel den Großteil der Teilnehmer – begünstigt von der Marina Kassel, die an diesem Wochenende stattfand.
Die Freiheit stat Angst Demos gehen weiter. An jedem Wochenende in einer anderen Stadt – quer durch die Republik. Der Tourplan wird ständig aktualisiert.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.