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Es ist eine Frage, die sich nicht nur wir Piraten, sondern auch andere Parteien oft stellen: Wie machen wir auf ein Thema aufmerksam, das uns wichtig ist und von dem wir wollen, dass sich die Menschen damit auseinandersetzen? Infostände, Flyer, Webseiten, Mailinglisten und einiges mehr – viele Möglichkeiten werden schon regelmäßig genutzt. Doch wirklich Aufmerksamkeit bringen neue, lustige und kreative Aktionen. In der Theorie ist natürlich einfach gesagt, die Umsetzung dagegen ist jedoch oft schwierig. Doch genau das ist der Piratenpartei Österreich jetzt mit einer neuen Werbekampagne gelungen.

Zuerst einmal die Ausgangslage: Wie auch in Deutschland plant die Regierung Österreichs eine Ausweitung der Überwachung der Einwohner des Landes. Dazu soll im Oktober das Staatsschutzgesetz geändert werden. Österreich soll dadurch neue Geheimdienste bekommen, die sogar verdachtsunabhängig Daten erheben und Bürger durchleuchten könnten. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ist dabei eine starke Befürworterin dieser Gesetzesänderung. Zusätzlich wirbt sie auch weiterhin für die Vorratsdatenspeicherung, obwohl diese bereits vom Verfassungsgericht gekippt wurde.
Unter anderem deswegen steht sie im Mittelpunkt der ungewöhnlichen Kampagne der österreichischen Piratenpartei. Die Piraten aus Linz, die kurz vor einer Gemeinderatswahl stehen, konnten mit dieser besonderen Idee aufwarten: Online-Werbung auf der bekannten Porntube-Seite „YouPorn“. Auf der Suche nach Videos auf dieser Seite kann einem nun auch das Antlitz der Innenministerin begegnen – zusammen mit der Überschrift „Johanna möchte dir zuschauen!“ (Screenshot, Bilder verpixelt).
Die Nachricht dahinter ist klar und einfach: Mit umfangreicher Überwachung wäre es der Regierung möglich, auch das Surfverhalten auf pornografischen Seiten problemlos nachzuvollziehen. Und das trifft natürlich auch Menschen, die sonst „nichts zu verbergen“ haben. Bei einem Klick auf das Banner wird man dabei auf eine Informationsseite der Piraten Österreich zum Thema Überwachung weitergeleitet.
Claus-Peter Wiesinger, Spitzenkandidat der Piraten in Linz dazu:
„Insbesondere in Momenten, in denen uns Privatsphäre besonders wichtig ist, möchten wir lieber nicht daran erinnert werden, dass die Staatsgewalt ganz genau wissen will, was wir da gerade machen. Wir sind uns bewusst, dass politische Inhalte auf Seiten wie YouPorn unüblich sind. Als junge Partei möchten wir aber die Chance nutzen, in die Komfortzone der Internetuser einzudringen, um dort die drohende Gefahr der Massenüberwachung zu thematisieren. Wir wollen die Orwelsche Dystopie verhindern – 1984 war keine Handlungsanleitung!“
Neben der gelungenen Kreativität hat die Werbung auch noch andere, positive Nebeneffekte. Zum einem erreicht man damit natürlich besonders leicht Menschen verschiedener Generationen und Geschlechter. Zum anderen ist es auch hilfreich, dass – auch wenn dies vielleicht ursprünglich nicht beabsichtigt war – viele Menschen YouPorn und andere Seiten dieser Art im Inkognito-Modus ihres Browsers aufrufen. Dabei werden standardmäßig alle Erweiterungen abgeschaltet – unter anderem also auch Werbeblocker.
Nach dem Bekanntwerden der Werbeaktion hat sich auch schon das Innenministerium bei der Piratenpartei Österreich gemeldet. In einer E-Mail wirkt der Pressesprecher der Innenministerin wenig begeistert von der Aktion:
„Vorweg die gute Nachricht: Ich kann Ihnen versichern, dass nicht geplant ist, Ihnen bei Ihren besonderen Aktivitäten „zuzuschauen“. Darüber hinaus wird festgehalten, dass die Ministerin keine Zustimmung zur Verwendung ihres Bildes erteilt hat und die Piratenpartei wird ersucht von der Werbung Abstand zu nehmen.“
Als Reaktion darauf richtete die Piratenpartei Österreich ein Spendenkonto für Werbung auf Pornoseiten ein und versprach, an weiteren Kampagnen dieser Art zu arbeiten.
Für die gelungene Aktion kann man den Nachbarn im Süden nur gratulieren. Die Piratenpartei Deutschland kann sich daran bestimmt ein Beispiel nehmen. Denn auch hier droht unheilverkündend die Vorratsdatenspeicherung Wirklichkeit zu werden, und nicht genug Menschen scheinen sich der dahinter lauernden Gefahren bewusst zu sein.
Idee und Anliegen gut, originell, aber:
Piraten finanzieren damit eine Plattform, die körperliche Ausbeutung von Menschen fördert.
Also eine zwiespältige Sache. Auch Werbung bei Facebook und Google usw. ist natürlich zwiespältig…
…denn nicht nur der (eigene) Staat spioniert uns aus….vielleicht auch die Betreiber dieser Seite, oder deren andere Geschäftspartner…
Genau genommen schadet diese Platform der Sexindustrie ja mehr, als dass sie fördert. Für mich eine gelungene Aktion, die an die besseren Tage der Partei erinnert.
Ich finde dass heimlich COOL: Piraten-Pornospielern-Pederasten. Ihr braucht neu Logo – mit 3P.