12. November 2024

Hommage an Helmut Schmidt

Es ist kalt in Hamburg an diesem Montag, den 23. November 2015. Kalt, aber strahlend sonnig und klar — „Kanzlerwetter“ sagen sie im Radio. Auf dem Weg zur Michaeliskirche parken wir in St. Pauli und laufen wenige hundert Meter in Richtung Michel. Weit kommen wir nicht.

6 thoughts on “Hommage an Helmut Schmidt

  1. Ein bewegender, sehr persoenlich gehaltener Artikel von Hans vom Schloss, der zeigt, dass man dem grossen Mitmenschen Helmut Schmidt die Ehre erweisen kann, ohne in hohles Pathos abzugleiten, wie es so mancher Politiker anlaesslich seines Ablebens leider wieder tat, Henry Kissinger ausdruecklich ausgenommen.

    1982, als das Misstrauensvotum Helmut Schmidt zu Fall brachte und Helmut Kohl zu seinem Nachfolger machte, war ich gerade in Hong Kong, wo die damals fuehrende englischsprachige Zeitung in Ostasien, die South China Morning Post, schrieb, man werde sich nun leider daran gewoehnen muessen, statt eines Intellektuellen mit scharfem Verstand und klarem Hamburger Akzent jemanden vor sich zu haben, der sich in polterndem provinziellen Akzent artikuliere.
    Dass Letzterer dann 16 lange, bleierne Jahre an der Macht blieb, hatte damals wohl kaum jemand geahnt…

    Schon waehrend der Flutkatastrophe im Februar 1962 hatte sich der Hamburger Innensenator Helmut Schmidt als spontan handelnder, umsichtiger und entschlossener Krisenmanger bewaehrt, der damals sehr viele Menschen, so auch mich, beeindruckte, als er in der Not ueber alle Zustaendigkeitsgrenzen hinweg den Bundeswehreinsatz organisiert und so, zusammen mit dem zustaendigen, ebenfalls ausserordentlich faehigen Vizeadmiral Bernhard Rogge (frueherer Kommandant des legendaeren Hilfskreuzers „Atlantik“), tausenden Menschen das Leben retten half.

    Dass Helmut Schmidt eigentlich erst nach seiner aktiven Politikerzeit zu Beratungsinstanz wurde, war 1962 oder auch 1982 sicher noch nicht abzusehen gewesen, rundete dann aber das Leben dieses ausserordentlichen Politikers und Menschen sehr angemessen ab.

    Dieser Lotse ist nun von Bord gegangen.

  2. Schön geschrieben! Menschen mit Charakter, mit verlässlichen Werten und mit einer gewissen Ausstrahlung von Aufrichtigkeit, gedeihen nur, wenn deren Umfeld dazu förderlich gewesen ist! Unter den derzeitigen Bedingungen fehlen solche Menschen auch in Zukunft, wahrscheinlich deshalb, weil schon seit längerer Zeit das entsprechende Umfeld, um solche Menschen hervorzubringen, nicht mehr förderlich ist. Also sollte sich was ändern, wenn wir Menschen wie Helmut Schmitt nicht für immer vermissen wollen. Was damals für einige die Flut war, ist heute die misteriöse Zuwanderung für alle! Nur mit dem Unterschied, dass diese Flut keiner abwendet und höchst dilettantisch abläuft!

  3. Nun ja, Helmut Schmidt hat schlecht über Willy Brandt geredet – dafür gibt es Zeugen –, dem er weder intellektuell noch politisch das Wasser reichen konnte, und er hat seine Frau Loki betrogen. Diese andere Frau, die Ehefrau eines CDU-Politikers, hat, als er sich, da er Kanzler wurde und Angst vor einem Skandal hatte und sich von ihr trennte, an Selbstmord gedacht. Der Wehrmachtsoffizier Schmidt hat bei Sandra Maischberger gesagt, er habe von den Verbrechen der Nazis nichts gewusst („Schmidt machte in Zusammenhang mit der Zeit des Nationalsozialismus teils widersprüchliche Angaben.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Schmidt#Ausbildung_und_Wehrdienst), und er hat sich öffentlich über die Konvention des Nicht-Rauchens permanent hinweggesetzt. Im Fernsehen. Das sollte man wissen, wenn man diese Hommage liest.

    1. Moin, den Vorwurf der „Untreue zu Loki“ möchte ich kurz in Relation setzen. Willy Brand, der von mir so geschätze Kanzler des „Wandels durch Annäherung“ gilt was „Frauengeschichten“ betrifft als der JFK der Bundesrepublik. Da ist das letzte Kapitel das wir kennen (Willy Brandt verlässt seine Frau Ruth für eine Jüngere) nur die Spitze des Eisbergs. Über Helmut Kohls Liebensleben wissen wir nicht viel. In einem Artikel zu seiner 2. Heirat war ein süffisanter Satz zu lesen Jahreszahlen nennt die klar machen, dass er mit der „Neuen“ noch zu Lebzeiten seiner ersten Frau zusammen war. Schauen wir zu FJS. Seine öffentliche Äffäre mit der Abiturientin fiele heute unter den Begriff „underage“. Gerhard Schröder ist inzwischen zum 4. mal verheiratet – ob es da fliessende Übergänge gab? Das prangere ich nicht an, es sei nur aufgeführt weil du den einen Seitensprung von Herrn Schmidt zum Thema machtest. Zuletzt nach Bayern und Herrn Seehofer. Seinem ausserehelichen Verhältnis sprang ein Kind. Es entspricht nicht dem christilichen Selbstverständnis seiner Partei beide sitzen zu lassen. Allerdings drängte ihn die CSU damals genau dies zu tun. Bei Vergleich all dieser Fehltritte gilt mir der verstorbene Helmut Schmidt noch immer als moralische Instanz, die weit über allen anderen steht.

  4. Nun gut jeder hat wohl seine Licht und Schattenseite. Viele trennen auch zwischen Berufsleben und Privatleben. Wo das Auge eben hinsieht. Helmut Schmitt hat ganz offen von den Bilderbergern und dem Bohemia Grove geschrieben. Dennoch hat er Werte und Verlässlichkeit vorgelebt. Die meisten wussten bei ihm wo sie dran sind. Ob sie ihn verehrten oder nicht. Im Grunde ging er aus so mancher Kriese stärker raus als er zuvor hinein gegangen war! Aussitzen war nicht seine Handschrift. Und dass er eine Marionette war, wird ihm wohl auch keiner vorwerfen. Obgleich die stark zunehmende Staatsverschuldung mit ihm anfing und nicht von ihm verhindert werden konnte, kritisierte er viel später mal: Die Banken hätten eine ungeheuere Macht! Damit hat er noch immer recht!

    Alkohol, Kaffee, Zigaretten, Frauen und andere Dinge gehören bei sehr vielen Politikern zur Tagesordnung! Ich bin ja der Meinung, dass zumindest in der höheren politischen Liega, welche ja zudem gut vergütet wird, auf sämtliche Süchte verzichtet werden sollten! Eine Nüchterne Politik täte uns allen gut und würde die Korupption verhindern helfen! Die Welt wäre eine ganz andere. Willi Brand hatte natürlich ebenfalls Charisma, obgleich er dem Alkohol überhaupt nicht abgeneigt gewesen sein soll.

    Leider stehen wir heute vor ganz anderen Herausforderungen, welche ich schon jetzt für außerordentlich gefährlich halte! Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass Deutschland das Land seiner eigenen Zuwanderer bekriegt. Und dazu noch mit einer ein monatigen Vorankündigung! [Amn. d. Redaktion (Steve)] Letzter Satz entfernt. Bitte keine unhaltbaren Behauptungen aufstellen, denn das ist einfach nur das Schüren von Gerüchten – und in diesem Fall auch Angst.

  5. Aussagen Schmidts, wie „Wertegebundene Außenpolitik ist abwegig …“ und „wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen …“, sind, wenn man seine politischen Äußerungen im größeren Zusammenhängen verfolgt, sicher nicht ganz so ernst zu nehmen. Ersteres Zitat hat er im Gespräch teilweise selbst relativiert und das zweite hat er wohl selbst nicht ganz so ernst gemeint, dass man es ihm zum Vorwurf machen könnte, wenngleich er sicher pragmatischerer Natur war als Brandt und damit in bestimmten Situationen sicher auch gerade darum die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Dennoch war mir Brandt immer näher und lieber als Schmidt. Er hat auf andere Weise agiert, er hatte sicher eine politische Vision und er hat mit seiner Art Politik zu machen Großes bewegt, ich würde sogar behaupten mehr noch als Helmut Schmidt. Vielleicht gibt es keine Politiker mehr von Schmidts Format. Es gab und gibt aber noch weniger Politiker von Brandts Format. Und das bedaure ich vor allem als jemand, der gerne auch heute noch an die Demokratie glauben würde.

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