Üblicherweise werden Großprojekte einfach mal von der Politik beschlossen und dann mit allen Mitteln durchgesetzt. Die Bürgerinnen und Bürger werden mit geschönten Kostenschätzung abgespeist und wenn sie dennoch gegen die Projekte demonstrieren gehen, dann folgt auch mal der Einsatz von Wasserwerfern.
Der Hamburger Senat hat die Hamburger dann doch noch gefragt, ob sie die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg wollen. Mit einem knappen aber klaren „Nein“ wurde das Prestige-Projekt abgesagt.
Sie haben sich redlich Mühe gegeben, die Olympia-Befürworter. Allen voran die SPD mit den Grünen, CDU und FDP haben die Werbetrommel für dieses Event gerührt. Die Piraten und die Linken haben sich klar dagegen positioniert. Trotz Neutralitätspflicht mischte der Senat dabei unermüdlich mit. Von oben verordnet haben sich auch städtische Betriebe in die Millionen teure Werbekampagne einspannen lassen. Die Handelskammer, Verbände, nahezu alle lokalen Medien, vom Abendblatt bis zur Bild, schlossen sich dem Treiben an, damit auch der letzte skeptische Bürger sein Kreuz an der richtigen Stelle macht. Praktisch risikolos und ohne Nachteile sollte Olympia Ruhm und Ehre nach Hamburg bringen und zudem nebenbei für den Ausbau der Infrastruktur sorgen.
Dumm nur, dass die Hamburger den Ruf von kühlen Kaufleuten haben. Der Senat hat bereits mit der Verzehnfachung der Baukosten für die Elbphilharmonie gezeigt, wie unrealistisch seine Kostenschätzung sein kann. Der geplante Hamburger Anteil von 1,2 Milliarden Euro für die „bescheidenen“ Olympischen Spiele hat den Fehlkalkulationsspielraum auf einen sehr viel höheren Level gehoben. Eine detaillierte Analyse der Planung durch die PIRATEN hat Gesamtkosten von bis zu 20 Milliarden ergeben. Alle Mehrkosten hätte die gastgebende Stadt zu tragen. Das war selbst dem Bund zu unsicher. Bis zum Referendum waren die geplanten 6,2 Milliarden Euro Bundesanteil auch keinesfalls zugesagt. Eine solide Finanzierung sieht anders aus. Die Zeche hätten am Ende wieder die Hamburgerinnen und Hamburger zahlen müssen, jahrzehntelang.
Bereits kurz nach dem Referendum machte sich Unmut bei den Verlierern breit. Der regierende Bürgermeister Olaf Scholz hat das Ergebnis mit Bedauern anerkannt und eine erneute Bewerbung für 2028 ausgeschlossen. Hamburgs Sportbundchef Jürgen Mantell zog es lieber vor, nach einer rein auf Emotionen setzenden Pro-Kampagne den Wählern ihre Rationalität abzusprechen: „Das war keine rationale Entscheidung, sondern eine aus dem Bauch heraus.“
Schon wurde der Abstieg des deutschen Leistungssports beschworen, denn Hamburg ist nach München und Berlin die dritte deutsche Großstadt mit einer Olympia-Absage. Mit Leipzig als Alternative ist der DOSB bereits beim IOC gescheitert. Damit ist die Austragung der Olympischen Spiele in Deutschland für die nächsten Jahre, vielleicht Jahrzehnte praktisch ausgeschlossen.
Eine Absage an den Sport ist es dennoch nicht. In über 800 Sportvereinen mit über einer halben Million Mitgliedern betreiben die Hamburger, oft in maroden Turn- und Schwimmhallen, Breitensport und halten sich fit. Es ist eine Absage an ein Mega-Event und ein undurchsichtiges System aus Sponsoren, dubiosen Verbands-Funktionären und ihren demokratiefeindlichen Sonderprivilegien. Es ist eine Absage an einen unverhandelbaren Host-City Vertrag, flächendeckende Überwachung, Gefahrengebiete und die Auswirkungen der Olympischen Spiele auf die Stadt
Das nein zu Olympia 2024 ist ein Ja zu Hamburg.
Ja und nochmals ja zu Arthur Kaisers Artikel ! Diese finanztechnisch unkalkulierbare Wahnsinnsidee haben die Hamburger zu Recht gestoppt – zuviele skandaloese Bauprojekte der oeffentlcihen Hand, die finanziell gaenzlich aus dem Rahmen fallen, gab und gibt es derzeit in Deutschland – so in Hamburg bekanntlich die beruehmt-beruechtigte Elbphilharmonie, die Hamburger Buergern in aller Klarheit das Bild desastroesen Umgangs mit Steuergeld vermittelt. Da musste also jetzt die Notbremse gezogen werden. Und Gremien wie das IOC oder das NOK, die bei diesen Projekten das Sagen haben und Bedingungen diktieren wollen, sind seit Jahren fuer Aussenstehende hoechst dubios und undurchsichtig – sie wecken Erinnerungen an FIFA, DFB usw…
Hamburg hat daher gut daran getan, diesem Projektwahnsinn eine Absage zu erteilen. Das Gejammer, dass nunmehr der Breitensport in Deutschland gefaehrdet sein koenne, kommt doch von denen, die gehofft hatten, mit einer solchen Grossveranstaltung selbst dicke Geschaefte zu machen. Es entbehrt jeder Grundlege – im Gegenteil, Breitensport duerfte jetzt eher Aufwind bekommen, nachdem man zu Normalverhaeltnissen zurueckgekehrt ist. Also – Glueckwunsch, liebe Hamburgerinnen und Hamburger !
20 Milliarden im Vergleich zu 6,2 Milliarden das ist ja echt ganz schön daneben! Irgendwie scheint wohl überall der Wurm drin zu sein! Was schätzen die Piraten eigentlich wie hoch die Kosten für das sogenannte „Flüchtlingsprojekt“ ausfallen wird? Wie und von wem soll das dann bezahlt werden?
Wenn Verzicht die Lösung ist und ich denke ebenso, dann sollte doch auch mal dafür geworben werden z.B. Verzicht auf Olympiade, Verzicht auf Stuttgart 21, Verzicht auf Berlin Flughafen… Verzicht auf Fleisch, Verzicht auf ungesunde Nahrung, Verzicht auf Kinder usw… Wichtig die umworbenen Landsleute sollen bei Projekten mitbestimmen können und ansonsten aus freiwilliger Überzeugung handeln. Leider kann ich aus meiner Erfahrung feststellen, dass unsere Demokratie sich in wesentlichen Dingen zunehmend stark nach Diktatur anfühlt! Das bedeutet wo sich früher noch für jede Kleinigkeit ein Volksbegehren entwickelte passiert heute verhältnismäßig wenig, selbst wenn es um essentielle Dinge geht wie Beispielsweise höchstanzahl der Zuwanderung.
Allerdings wird am Verzicht kein Geld verdient und das ist leider Systemrelevant. Das erscheint paradox. Sollte dann nicht aber auch dafür geworben werden, das System zu ändern? Ein System das wirklich funktioniert kennt keinen Krieg! Ein System das für die Mehrheit nicht zufriedenstellend funktioniert baut überwiegend auf Spekulation, Lug oder Trug und vor allem auf Kriege auf. Früher pflegte man zu sagen wie der Herr so sein Geschirr. Übertragen würde ich vielleicht sagen, wie das Imperium so sein System.