Wer bei „Maker“ an fussballspielende Roboter denkt, sah sich beim ersten Blick in Münchens ZENITH-Halle bestätigt. Dort standen sie auf einem grünen Spielfeld aufgereiht und warteten auf ihren Spieleinsatz, während sich Bastler und Programmierer um die Fitness der problemanfälligen Spieler kümmerten. Die Makerszene verbindet mit ihrer Do-It-Yourself-Kultur den Einsatz unterschiedlichster moderner Techniken. Sind es beim Roboterfussball Computer und kickende Maschinen, werden am nächsten Stand Brick’R’Knowledge-Bausteine angeboten, die an Legosteine oder Fischertechnik erinnern – nur eben mit elektrischem Innenleben. Damit lassen sich verschiedenste elektronische Schaltungen zusammen stecken. Entwickelt wurde das System von Rolf Dieter Klein, der schon vor über 30 Jahren den NDR-Kleincomputer entwarf. Die einzelnen Komponenten lassen sich leicht zusammen stecken – und es passt auch nur zusammen, was auch zusammen Sinn ergibt. So entstehen spielend blinkende Lichter, Verstärker oder auch Radios.
Zur Make-Szene gehören unzählige Bücher und Hefte, denn leider ist die Dokumentation gerade bei umfangreichen Projekten nicht so, dass jeder sie problemlos nachbauen kann. So gibt es für die Eingangs erwähnten Bricks Lehrbücher, die Ideen liefern und erklären, wie einzelne Komonenten zusammen geschaltet werden. Wer genauer wissen will, was in den Steinchen steckt, findet in dem Buch auch Anschlussbelegungen und Datenblätter, die hilfreich beim Entwurf eigener Schaltungen sind. Auch grosse Verlage wie beispielsweise O’Reilly und der Heise-Verlag haben im Verlagsprogramm entsprechende Bücher und Hefte. Darin wird gezeigt, wie der Bau eigener Quadcopter gelingt, auch Bücher mit sprechenden Titeln wie „Java-Script Kinderleicht“ finden sich im Verlagsprogramm. Tatsächlich fühlten sich viele Kinder und Jugendliche zur Make Munich gezogen. Sie konnten vor Ort an Lötstationen einfache LED-Blitzer zusammen löten, aber auch komplexere Schaltungen, wie beispielsweise Lauflichter bauen. Maker bedeutet aber nicht unbedingt „elektronisch“. An anderen Ständen konnten Jugendliche Lampenschirme aus Papier zusammen bauen oder dem Umgang mit der Nähmaschine üben.
Immer wenn es um Techik geht, sind Funkamateure mit dabei. Am Stand des Deutschen Amateur Radio Clubs wurde das CubeSat Programm vorgestellt, ein Projekt, bei dem Satelliten in der Grösse von gerade mal 10x10x10cm ins All geschossen werden, um so weltweite Funkverbindungen und wissenschaftliche Experimente auf kleinstem Raum zu ermöglichen. Wer auf den Geschmack kam, wird später in einem der überall existierenden Fablabs weiter basteln können. Ein
Fablab ist ein Ort, an dem man mit modernen Mitteln mit 3D-Druckern, mit Laser-Cuttern usw. Neues erschaffen kann und dort sein Wissen und seine Erfahrung austauscht.
Viel Raum nahm das Thema Hausautomatisierung ein. Auf Basis eines kleinen Arduino werden Komponenten angeboten, um in Eigenregie Licht ein- und auszuschalten, Temperaturen zu messen, oder Druck, CO2 und Luftfeuchtigkeit zu überwachen. Eine Ausstellungsgasse mit 3-D Druckern nahm dagegen den kleinsten Raum ein. Bemerkenswert ist die Vielfalt der Druckermodelle – auf diesem Gebiet gab es noch keine Standardisierung. Es ist ein bisschen wie bei den Homecomputern der 80-er Jahre: Alle funktionieren, jeder kann etwas besonders gut, aber bisher hat sich kein Konzept durchgesetzt und die anderen verdrängt.
In der Halle selbst sorgte das Freifunkprojekt München für das WLAN, ein ganz praktischer Nutzen nach dem Open-Source-Gedanken. Die 13 Euro Eintritt waren für die meisten Besucher sicher gut investiert. Die Investition in einen Arduino, einen Reaspberry Pi oder einen 3D-Drucker sollten gut überlegt sein. Die Make Munich gab dabei sicher den einen oder anderen Gedankenanstoss.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.