Der Sperling ist entsetzt und betroffen, er liest gerade das Netz und würde sich am liebsten betrinken. Brüssel hat sein Paris erlebt, viele Menschen sind gestorben, andere verletzt. Es ist furchtbar.
Auf der anderen Seite liest er unglaublich ermutigende Dinge von Hilfsbereitschaft, davon wie die Bürger ihre Wohnungen und ihre Herzen für die öffnen, die aufgrund der Umstände strandeten. Menschlichkeit im Zeichen des Schreckens.
Der Sperling ist aber auch wütend über die Unsensibilität, die sich auftut bei den „üblichen Verdächtigen“. Denn es kommt, wie es immer kommt: Schräge Vögel in der Regierung stellen auf Schnappatmung um. Es folgen, nach ein paar Lippenbekenntnissen zu Trauer und Betroffenheit, die üblichen Lügen Unterstellungen und Forderungen. Behauptungen der Art ‚das hätte man unmöglich machen können mit mehr Kameras und Überwachung aller‘ oder ‚mit mehr Privilegien für die Krähen mit dem Schlapphut lässt sich so etwas verhindern‘ oder ‚darum muss der Terror in Syrien bekämpft werden‘. Oder was auch immer in die Mikrofone gesprochen wird, um uns schmackhaft zu machen, dass es doch besser wäre auf ein paar Bürgerrechte zu verzichten und die vertrauenswürdigen, ehrlichen Herren der Politik und die Krähen machen zu lassen.
Die Braunfinken schreien „Ja, und alle zu uns geflüchteten Tauben, darunter sind auch Falken die so was machen wollen!!11!!1“ und wollen gleich alle abschieben – oder sie fordern Obergrenzen wenn sie nicht offen zeigen wollen, dass sie Braunfinken sind.
Dabei sind die Tauben genau vor denen geflüchtet, die anscheinend jetzt in Brüssel am Werk waren.
Die Hofberichterstatter schreiben, wie schlimm alles war, zählen die Toten und unterteilen sie in Deutsche, Frauen und Kinder. Man könnte fast meinen, Nicht-Deutsche wären weniger wert/wichtig, oder auch Männer. Und, um das wenige das sie wissen zu kaschieren, zählen sie dann klitzeklein auf, wie viele Anschläge es in der Vergangenheit schon gab und mit wie vielen Toten jeweils zu beklagen waren. Selbstverständlich zählen dabei nur Opfer in Europa, mehr als zehntausend Tote durch Terror im Irak, Syrien, Libanon oder anderswo sind mal wieder kein Thema.
Die Ursachen, die die Terroristen zu den Taten getrieben haben, kommen auch nicht wirklich vor.
So werden die Opfer in Brüssel für die eigene Agenda oder den Profit missbraucht, man tritt damit auf sie und schämt sich nicht einmal. Und wundert sich dann, das sowohl der Politik als auch den Medien immer mehr Misstrauen entgegenschlägt. Und dass es schwer fällt, die Betroffenheit zu glauben – denn wer betroffen ist, fordert keine Einschränkung der Freiheiten aller oder hetzt gegen Geflüchtete.
Wer betroffen ist hält inne, denkt nach, und setzt sich für Frieden und Gerechtigkeit ein. Vielleicht geht er sogar die Ursachen an, wer weiß.
Die bunte Redaktionsschar ist, wie auch der Rest der Piraten, betroffen und traurig über die Anschläge. Wir sind bestürzt über die Grausamkeit der Täter und die Reaktionen einzelner, erlauben uns aber kein Urteil über Ursachen, Verursacher oder Handelnde. Zu verurteilen sind ihre Taten oder Worte, aber nicht ihr Sein als menschliches Wesen. Wir trauern.
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt und Podcastet nur wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂
liebe leute, bitte verwendet nicht diese „tierische“ sprache – es hat einen unangenehmen beigeschmack. geka
Liebe/r geka,
ich schriebe den Großteil meiner Artikel aus der Blickrichtung des Sperlings und bediene mich dieses sprachlichen Stilmittels aus verschiedenen Gründen, u.a. um #dinge mit Metaphern zu verdeutlichen, Ernstes auf humorvolle Art bloßzustellen oder dem geschriebenen eine möglicherweise fälschlich verstandene Schärfe zu nehmen. So auch hier.
Klar, auch nach einem solchen Terror-Verbrechen sind natuerlich wieder viele Vereinfacher und Pauschalierer am Werk. Ist ja auch leichter, als sich mit den Ursachen und der Entwicklung solcher Gewalttaten zu befassen. Wenn wir uns in Europa solchen Rattenfaengern anschliessen, haben die Drahtzieher der Mordtaten in Paris und Bruessel doch eins ihrer Ziele achon fast erreicht. Schon deshalb kommt das nicht in Frage!
Menschen aus dem nahen Osten, also vor allem aus Syrien und Irak, sind in ihrer absoluten Mehrzahl vor genau solchen Moerderbanden in die Tuerkei und nach Westeuropa gefluechtet, aber damit auch, was die Allermeisten von ihnen bei ihrer Flucht wohl gar nicht ahnen, quasi in die Arme hiesiger Vertreter islamischer Parallelgesellschaften – siehe zB Molenbeek in Belgien, die Banlieues grosser Staedte in Frankreich, London und andere grosse britische Staedte, das Ruhrgebiet und vor allem auch Berlin in Deutschland, wo bekanntlich bislang mit Schulterzucken darueber hinweggegangen wurde, dass dort ganze Strassenzuege im Prinzip schon seit Jahren durch Polizei und Ordnungsbehoerden nicht mehr kontrolliert werden, sondern durch brutale Banden arabischer Familienclans und osteuropaeischer Mafiosi. Das hat man davon, wenn der Rechtssaat keine Zaehne zeigt.
Die Gruenen und jetzt auch die Linken sind mit ihrer naiv-romantischen „Alle-sollen-kommen-duerfen“ – Philosophie bei den juengsten Wahlen brutal vorgefuehrt worden, Dabei haetten beide es nun wirklich besser wissen muessen. Jetzt stehen sie da und muessen sich wegen ihrer Haltung sogar noch als Steigbuegelhalter fuer eine neue, braun gefaerbte politisch-radikale Bewegung beschimpfen lassen. D a s haetten beide nun wirklich vorhersehen und vermeiden koennen…
Sie verwechseln Ursache und Wirkung in einem schwer erträglichen Maße. Menschen, die für das Asylrecht als Menschenrecht eintreten, sind nicht „naiv-romantisch“, sondern vertreten eine Haltung, die von vielen in dieser Gesellschaft aus guten Gründen geteilt wird. Das Asylrecht verträgt keine Obergrenze an schutzsuchenden Menschen. Das ist ein Fakt. Menschenrechte sind ein hohes Gut.
Geradezu lächerlich erscheint der Versuch Wahlerfolge der AfD „Grünen“ und „Linken“ anzulasten. Das erinnert geradezu an den Brand des Reichstags 1933. Sind Sie mal auf den Gedanken gekommen, dass die erwähnten Parteien ihren Wahlmisserfolg mit Stolz hinnehmen und ihre Haltung kein bisschen ändern wollen?
Nicht jede politische Überzeugung ist ein käufliches Gut.
Wer als gesunder, junger Mann vor dem IS nur flüchtet, statt seine Heimat zu verteidigen, darf sich nicht wundern, wenn er vom Terror bis nach Brüssel verfolgt wird! Offene Grenzen sind Selbstmord, weil die “Flüchtlinge“ von heute die Terroristen von morgen sind, u.a. wegen Merkels unerfüllbarer Versprechungen, wegen frustrierender Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Hass auf die “reichen“ “ungläubigen“ Nato-Komplizen, wegen Heimweh, Schuldgefühlen gegenüber den Daheimgebliebenen und aus religiösem Fanatismus. Deshalb: Armutsbekämpfung/Friedenspolitik für ALLE statt teure und gefährliche “Flucht“ übers Meer für wenige!
@ christiane
Es gehoert schon eine Menge Fanatismus dazu, hier jetzt Vergleiche mit der Buecherverbrennung der NS-Zeit zu ziehen. Genaueres Lesen meines Beitrags waere besser gewesen.
Niemand ist gegen das Asylrecht des GG, nur muss gesehen werden, dass dies an sich auf der Basis von Einzelfaellen konzipiert wurde (deshalb keine Obergrenze erwaehnt), dabei keine Masseneinwanderungsbewegungen im Auge hatte. Das ist nun mal das historische Faktum. Das Asylrecht passt infolgedessen von seiner Intention her gar nicht auf komplette Voelkerwanderungen, so, wie sie sich jetzt gerade entwickeln. Die Gruenen, (leider) auch etliche Linke, haben sich mit ihrer „alle-sollen-kommen duerfen“-Attituede, ohne zugleich zu sagen, wie dies gesellschaftspolitisch gestemmt werden kann und wer das dann bitteschoen alles bezahlen soll, hoffnungslos in der Bluemchen-Romantik-Ecke verrannt. Dafuer sind sie von den Waehlern bei den letzten Landtagswahlen und auch bei den kuerzlichen Kommunalwahlen in Hessen flaechendeckend nahezu vernichtend abgestraft worden. Darueber sollten diese romantischen, weltfremden Eiferer doch endlich mal nachdenken bei der Analyse ihrer Niederlagen.
„Die Ursachen, die die Terroristen zu den Taten getrieben haben, kommen auch nicht wirklich vor. “
Seit wann ist Terrorismus sakrosankt? Man darf töten, weil man einen Grund dazu hat? Gewalt erzeugt Gewalt erzeugt Gewalt. Das ist kein Zitat von Gertrude Stein, sondern schlichte Wahrheit.
Wenn man die Gewaltspirale heraufdrehen will, kann man so argumentieren: „Die Ursachen, die die Terroristen zu den Taten getrieben haben, kommen auch nicht wirklich vor.“ Wer so argumentiert, stachelt die Gewalt an. Und damit ist man für sie verantwortlich. Vollverantwortlich. Das hätte ich von Piraten nicht erwartet.
Ich mag Spatzen. Meine Patentante hatte gesagt, die Spatzen haben auch Beene, doch Waden haben sie keene. Ja, ich mag diese kleine graubraunen Vögel.
Aber nicht denjenigen, der sich so nennt und den Tötern Recht gibt.
Terrorismus ist nie sakrosant. Von keiner Stelle, sei es staatlicher Terrorismus der mit Raketenangriffen oder Bomben Männer, Frauen und Kinder tötet, seien es Selbstmordattentäter die Flughäfen oder Metrostationen in die Luft sprengen. Beide Seiten haben Unrecht, beide Seiten fühlen sich im Recht.
Wenn die sogenannte westliche Wertegemeinschaft nicht überall auf der Welt Rohstoffkriege und Geostragische Zielsetzungen verfolgen würden, gäbe es aller wahrscheinlichkeit werder Daesh, Al Quaida oder andere Gruppen, die zu solchen Taten fähig und willens sind.
Wir sind im Krieg, und der Krieg ist asymetrisch – „wir“ (oder die von uns finanzierten und ausgebildeten Handlanger) zerstören Städte und Dörfer in Syrien, Irak, Jemen, Libanon, … und „die“ zerstören Hochhäuser, Nahverkehrszüge, Flughäfen, … oder massakrieren Konzertbesucher und Badegäste in New York, Paris, London, Brüssel, …
Wenn wir etwas gegen den Terror bei uns tun wollen, müssen wir einfach aufhören fremde Länder zu bombardieren – so simpel ist das. Und aufhören, bewusst anderen zu provozieren, sie zu demütigen oder einfach nur persönliche Sticheleien bleiben lassen. Letzteres gelingt aber nicht einmal dir, lieber Ex-Redakteur, daran kannst du sehen wie schwer das ist.
Ich habe schon als Wehrpflichtiger gelernt, dass der Mensch ein Feindbild haben muß. Vor 50 Jahren waren das die Kommunisten hinter der Mauer. Jetzt haben wir Gott Sei Dank die Neo Nazis. Alle anderen sind Gutmenschen oder echte Demokraten. Dabei verschwinden hunderte von Menschen jährlich still und heimlich in der Psychiatrie oder werden unschuldig verurteilt, genau so wie bei den Nazis, welche schon meine Schwiegermutter verfolgt haben.
Sind wir denn nicht fähig, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu vergleichen und un daraus zu lernen?
Gruss http://www.justizopfer.tv
DGF