… aber nur einige sind auserwählt
Bei den herkömmlichen Parteien beginnt die Diskussion über kandidierende für den Vorstand … an sich nur für d* 1V oft schon 6-12 Monate vor einem Wahlparteitag. Also öffentlich. Bei den Piratenvorständen ist das nicht direkt so, meist sind es nur ein paar Wochen, auch schon mal nur Tage, bevor der BPT startet, und das hat meiner Meinung nach wesentliche Nachteile für Wählende und für unsere demokratischen Grundprinzipien.
Nachteile für Wählende!
Es gibt, aus meiner bescheidenen Sicht, zwei Probleme: Als wählendes Mitglied ist es manchmal schwierig, sich in der relativ kurzen Zeit ein ausreichend klares Bild über eine Person zu bilden. Denn es besteht die Möglichkeit, dass man die Person bisher kaum wahrgenommen hat und verfälschenden Informationen unterliegt. Und selbst wenn man die Person schon kennt, so gilt es zu prüfen, ob man diese für den Posten geeignet hält.
Das zweite Problem liegt darin, dass man bei Piraten nicht nur d* 1V wählt und damit auch ein „Team“ für den Vorstand automatisch dazu wählt. Nein, man wählt unabhängig davon auch alle anderen im Vorstand – und die Besetzung des gesamten Vorstandes hat Auswirkungen. Man hat also die ganze Arbeit mehrfach – und in der Regel keine Zeit dafür, sich umfänglich zu informieren.
Nachteile für unsere demokratischen Grundprinzipien!
Das Thema „Hinterzimmer“, und dass wir die damit beschrieben Machenschaften ablehnen, ist quasi in der DNA der Piraten eincodiert. Leider gibt es bei uns, wie in jeder sozialen Großgruppe, Interessengruppen (wenn man der antiquierten rechts-mitte-links-Systematik anhängt, kurz „Flügel“ genannt), die lose interne Kommunikationskanäle betreiben und hier wird – wo auch sonst – vor dem BPT diskutiert, geplant, geworben und – leider – auch schon mal Desinformation betrieben.
Je kürzer der Zeitpunkt bis zur Wahl ist, umso weniger Zeit hat man, um Dinge zu überprüfen – und umso wirkmächtiger sind Werbung und auch Desinformation. Und durch dieses „Social Media Gedöns“ kann jeder zum Multiplikator werden, sei es unter eigenem Namen, sei es mit Rageaccounts. Dieses Verhalten schadet, denn Wahl kommt von Auswahl – und wenn aufgrund von Werbung und Desinformation der Blickwinkel eingeschränkt ist, ist die Wahl nicht mehr frei.
Warum ist das so?
Aufgrund der verhängnisvollen Angewohnheit, Kandidaten und Vorstände auch mal unfair anzugehen bzw. heftig zu dissen, ist der Wunsch, längere Zeit im Feuer zu stehen, bei einigen nicht besonders ausgeprägt. Manche ringen längere Zeit mit sich, ob sie sich ein Amt antun wollen (Selbstschutz ist ungemein wichtig), manch andere wieder, ob sie die richtige Person für ein Amt sind (in dem Fall: Ja, definitiv. Personen, die zur Selbstreflexion geeignet sind, brauchen wir). Einige werden auch von „Parteifreunden“ gedrängt (Hmpf). Und ganz andere hoffen wohl auch, von den oben genannten Mechanismen zu profitieren.
Lösungsvorschlag.
Im Prinzip gibt es eine, wenn auch vielleicht nicht für alle, einfach Lösung: Kandidiert früher. 2 oder 3 Monate vorher, auch schon dann, wenn noch kein genauer Termin für eine BPT feststeht. Ja, gut – Werbung und Desinformation werden länger dauern, aber: Alle wählenden haben genug Zeit, um sich ein eigens Bild zu machen. Kandidierende, die eine Neigung zu fails oder fakes haben, können diese möglicherweise ein paar Tage oder ein/zwei Wochen im Zaum halten, aber meist nicht monatelang.
Add-on.
Wenn sich Kandidierende früh genug „outen“, dann hat die Flaschenpost die Möglichkeit, einen „Flaschencast“ zu produzieren. Alternativ (oder additiv) kann man die kandidierenden auch wieder richtig „grillen“ im „Dicken Engel“ – also so wie früher, nicht die handzahme Variante vom Frühjahr. Es finden sich bestimmt auch ein paar passende Grillmeister* 🙂
Sperling
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt und Podcastet nur wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂