Eine Kolumne von Ullrich Slusarczyk
Wer die Flaschenpost regelmäßig liest, der weiß, wir hatten Probleme mit dem vorherigen Bundesvorstand. Nachzulesen hier und hier.
Als Konsequenz musste die Flaschenpost vom Bundesverband zum Landesverband Hessen wechseln und das Hosting wechselte in private Hände. Das hatte sowohl positive wie negative Auswirkungen. So wurde die WordPressinstallation endlich auf den aktuellen Stand gebracht. Auch das Design ist zeitgemäßer. Außerdem verfügen wir jetzt endlich über aussagefähige Statistiken, die wir auch zu jeder Zeit abrufen können. Und, wir sind endlich eine eigene Domain und keine Subdomain mehr. Aber es gab auch negative Folgen. Die Subdomain die-flaschenpost.de führt auf eine tote Seite. Dies hat Seotechnisch gesehen verheerende Folgen, da die Subdomain vorher die Hauptdomain der Flaschenpost war. Suchmaschinen technisch schadet uns dieser Zustand so lange, bis er endlich behoben wird.
Nun hat der neue Vorstand den alten Beschluss des vorherigen Vorstandes am 18.01.2024 aufgehoben. Als Folge ist die Flaschenpost wieder zurück zum Bundesverband. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Landesverband Hessen, der sich bereit erklärt hatte, uns ein juristisches Zuhause zu geben. Vielen Dank dafür.
Ganz leicht gefallen ist aber auch dem neuen Vorstand dieser Beschluss nicht. So wurde ziemlich kontrovers vorher diskutiert, ob es nicht besser wäre, die Flaschenpost völlig von der Piratenpartei zu lösen und so absolute Unabhängigkeit zu garantieren.
Dazu eine Anmerkung von mir.
Natürlich könnte die Flaschenpost völlig weg von der Piratenpartei gehen. Die Frage ist, was wäre sie dann? Und die Antwort ist: ein privates Blog, wie es alleine in Deutschland hunderttausende, wenn nicht gar Millionen von gibt. Es wäre nur noch eines unter vielen. Es würde mir vermutlich sehr schwerfallen bis gar unmöglich sein, gute Gastautoren zu finden, wie wir in der Zwischenzeit doch einige haben. Menschen zu finden, die bei uns mitarbeiten möchten, ist selbst jetzt schon schwierig. Als ein privates Blog sehe ich da völlig schwarz. Kurz und gut, ich glaube, wenn die Flaschenpost jemals diesen Schritt gehen sollte, ist das ihr Ende.
So viel zu dem Thema.
Da der neue Vorstand noch keine 100 Tage im Amt ist, verbietet sich Kritik. Aber ich möchte doch anmerken, dass der Beschluss im Redmine noch nicht aktualisiert wurde und auch dass der DNS-Eintrag noch nicht geändert wurde.
Selbstverständnis
Durch den Umzug zu einem neuen Hoster habe ich sehr viel über die Flaschenpost und wie das „früher“ so bei der Flaschenpost ablief, gelernt. Am besten beschreiben kann man das mit einem Wort: Chaos.
Als die Flaschenpost gegründet wurde, war die Personaldecke noch gut, denn die Piratenpartei hatte noch reichlich Mitglieder und befand sich in ihrem Zenit. Und völlig piratentypisch war Chaos statt Ordnung angesagt. Das merkt man an allen Ecken und Enden. Es gibt Unmengen von Artikeln, die nie ein Lektorat gesehen haben. Unmengen von Bildern, die weder nach Kategorien sortiert, geschweige denn getaggt oder komprimiert wurden. So haben wir einen riesigen Bildbestand, in dem wir aber nichts finden, weil keine Tags oder Sortierungen da sind. Jetzt ist die Piratenpartei auf dem Weg zu einem neuen Zenit. Doch zwischenzeitlich hat sich Ernüchterung breit gemacht. Und die Erkenntnis, dass Chaos vielleicht doch nicht immer erstrebenswert ist, könnte sich langsam durchsetzen. Eine gewisse Ordnung, oder neudeutsch, Professionalisierung, könnte helfen. Genau diesen Weg würde ich gerne mit der Flaschenpost gehen. Aus der Flaschenpost ein modernes Onlinemagazin machen, das sowohl für die Piraten, als auch für die Wähler da ist. Und das alles, ohne aus der Flaschenpost eine Parteizeitung zu machen, wie es die Prawda einmal war. Die Flaschenpost kann die Öffentlichkeitsarbeit der Partei nicht ersetzen. Wir geben keine Pressemitteilungen heraus. Keine Statements oder Beschlüsse. Aber wir können Interviews veröffentlichen, von Parteitagen berichten oder eben zu aktuellen Ereignissen Einschätzungen geben. Und wir können Mitglieder, Mandatsträger und Vorstände informieren. Über das Aktuelle Geschehen in Deutschland, innerhalb der Partei. Technische Informationen sammeln und aufbereiten. Außerdem beobachten wir das tagespolitische Geschehen, Wählerreaktionen und Stimmungen und machen daraus Artikel. Diese Artikel verstehen sich als Entscheidungshilfen. Als Hinweise. Kritik ist nicht nur negativ. Kritik kann sehr wohl auch positive Ergebnisse zeitigen. Wenn man es denn zulässt.
Die Flaschenpost ist unabhängig und bewegt sich doch im Rahmen der demokratisch befassten Beschlüsse der Piratenpartei. Das ist nicht ganz einfach. Ich habe im Laufe von jetzt 3 Jahren die verschiedensten Reaktionen auf Artikel kennengelernt. Und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich bei einigen ernsthafte Zweifel an ihrem Demokratieverständnis. Aber, nicht immer kann man alles demokratisch lösen. Die Flaschenpost hat einen Chefredakteur. Den hat sie aus rechtlichen Gründen. Jemand muss rechtlich verantwortlich sein. In unserem Falle ist das der Chefredakteur. Und manchmal müssen sofort Entscheidungen getroffen werden. Man kann nicht immer warten, bis alle abgestimmt haben. Ich bin jetzt dieser Chefredakteur, und ich nehme mir sehr wohl das Recht heraus, auch mal ohne Nachfrage, etwas zu entscheiden. Persönlich bevorzuge ich aber so weit wie möglich die Teamarbeit. Ich glaube, dass man erst in einem Team sein volles Potenzial ausschöpfen kann.
Zukunft
Um die Flaschenpost in die Zukunft zu bringen, sind viele Dinge erforderlich. So z. B. ein Beschluss, der das Verhältnis der Piratenpartei und der Flaschenpost zueinander regelt. Damit solche Dinge, wie sie mit dem vorherigen Bundesvorstand passierten, nicht mehr passieren können.
Viel dringlicher ist aber die Frage nach Mitarbeitern! Dazu muss man aber ein paar Dinge wissen. Wie so ziemlich alles in der Piratenpartei ist auch die Mitarbeit in der Flaschenpost ehrenamtlich. Das heißt, es gibt kein Geld. Damit einher geht noch ein weiteres Manko, das ich hier kurz ansprechen möchte. Leider hat man nämlich aufgrund der ehrenamtlichen Arbeit keinen Anspruch auf einen Presseausweis. Die dafür zuständigen 6 Verbände in Deutschland:
- Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV)
- Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Ver.di (dju)
- Deutscher Journalisten-Verband (DJV)
- Medienverband der freien Presse (MVFP)
- Fotografenverband FREELENS
- Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS)
Bedauerlicherweise sind diese Verbände der Meinung, dass nur, wer dafür bezahlt wird, auch wirklich ein Journalist sei und deswegen das Recht hat, einen Presseausweis zu haben. Wenn ich mir so ansehe, was da einige bezahlte Herrschaften so fabrizieren. Nun ja.
Wir suchen!
Menschen, die uns helfen, die riesigen Bestände an Grafiken, Medien und Artikeln zu taggen, zu lektorieren, sortieren und kategorisieren. Das ist eine Sisyphusarbeit.
- 4864 Mediendateien
- 2849 Beiträge
- 225 Podcasts
Das alles muss geprüft und gegebenenfalls überarbeitet werden.
Wir brauchen außerdem:
- Lektoren
- Künstler im Bereich Comic/Grafik für Titelbilder, Zeichnungen und Satiren
- Autoren, die gerne schreiben. Und das nicht nur einen Artikel, sondern gerne auch mehr als einen.
- Podcaster & Vlogger
- Socialmediamanager für X, Fediverse, Facebook, Bluesky, Thread, Youtube und TikTok.
Abschluss
Ich glaube, dass auch im Bereich Finanzierung die Flaschenpost einen neuen Weg gehen sollte. Ein Grund ist, dass ich WordPress nicht für das geeignete Medium halte. Hier gehört über kurz oder lang ein professionelles Redaktionssystem hin. Und so etwas kostet Geld. Ich bin außerdem der Meinung, dass Künstler zumindest einen kleinen Salär bekommen sollten. Das alles kann die Piratenpartei in ihrer jetzigen Situation natürlich nicht leisten. Deswegen schlage ich hier ein Crowdfunding speziell für die Flaschenpost vor. So könnten wir dieses Prinzip auch für die Piratenpartei testen und Erfahrungen sammeln.
Ullrich Slusarczyk
Normalerweise kommt an dieser Stelle ein Video, meisten mit Musik. Der Grund ist, dass ich Musik für universal halte. Sie funktioniert immer und bei jedem.
Heute kommentiere ich das Musikvideo, was ich sonst nicht mache.
Ich bin mit Ihr aufgewachsen. Und einer Ihrer Songs war und ist einer meiner absoluten Lieblingssongs!
Die Rede ist von Melanie Safka und: Look what have they`ve done with My Song Ma?
Sie ist am 23. Januar 2024 gestorben.
Dieses Video zollt Ihr Tribut! Und weil ich der Meinung bin, dass sich Jung und Alt nicht ausschließen oder in Konkurrenz zueinanderstehen, habe ich eine besondere Version ausgewählt.
Redaktionsmitglied Ullrich Slusarczyk
1963 in West-Berlin geboren. Jetzt in Hannover. Sehr viel gemacht im Leben und sehr viel gesehen. Schreibe gerne. Bin für direkte Sprache bekannt, manchmal berüchtigt. Halte nichts davon, Fakten auf einem DIN A4 Blatt breitzutreten, wenn das Wort „Idiot“ ausreicht. Schreibe jetzt hier die Kolumne hauptsächlich. Meine Themen sind: Gesundheit, Digitalisierung, Urheberrecht und Energie. Ich bin kein Wissenschaftler, logisches Arbeiten und Denken ist mir aber nicht fremd. Bin ein Wissenschaftsfan. Lese Science Fiction. Habe Karl May gelesen, aber auch Antoine de Saint-Exupéry oder Stanislav Lem.