Eine Kolumne von Ullrich Slusarczyk
Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Lebensmittelspekulation, aber auch die Unvernunft der Menschen (Hamstern) haben die Lebensmittelpreise aus den unterschiedlichsten Gründen explodieren lassen. Dass dies nicht direkt mit den Produktionskapazitäten oder der Verfügbarkeit zusammenhängt, zeigen die Bilder von Regalen in der Schweiz und in Österreich – normal – im Vergleich zu Deutschland – leergehamstert.
Für die Fotos vielen Dank an die schweizerischen und österreichischen Piraten, die mir diese zur Verfügung gestellt haben.
Schweiz
Österreich
Deutschland
Und jetzt ist die Situation zwar wieder stabil, obwohl noch immer einige Lebensmittel knapp sind. Genannt seien hier z.B. feine Haferflocken. Und auch Öl wird nur in kleinen Mengen pro Kunde verkauft.
Doch der Anstieg der Lebensmittelpreise liegt im Durchschnitt bei 10 %. Bei Hartz 4 sind bei 30 Tagen 5,19 € pro Tag für Lebensmittel vorgesehen.
Das Problem ist, dass selbst die „Billiglebensmittel“ wie das sogenannte „Dosenfutter“ deutlich im Preis gestiegen ist. Steigerungen von mehr als 30 % bei Linsensuppe beispielsweise, Eier sind ebenfalls gestiegen – um mehr als 50 %. Nudeln sind um ca. 40 – 50 % gestiegen. Immer bezogen auf die “Billigmarken”. Öl ist um mehr als 200 % gestiegen. Pflanzenfette im Block sind in der Zwischenzeit kaum noch zu bekommen oder ebenfalls unbezahlbar. Mehl gibt es kaum bzw. wird durch Dinkelmehl ersetzt. Erdbeeren kosten 5,99 € für eine Schale. Das macht sie zu einem Luxusgut.
Im Juli gibt es die 200 € Coronabonus für Hartz4-Empfänger. Das gleicht aber allenfalls die Mehrausgaben, die in diesem Jahr angefallen sind, aus. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten dagegen kann es gar nicht ausgleichen. Denn die Preise werden sicher nicht mehr sinken, oder nur in sehr überschaubaren Teilbereichen. Es ist abzusehen, dass der Ukrainekrieg uns noch relativ lange begleiten wird. Wenn er sich nicht sogar noch ausweitet und andere Länder in den Konflikt hineingezogen werden. Das bedeutet, dass die Spritkosten auf hohem Niveau verharren werden oder sogar wieder steigen werden.
Die Piratenpartei fordert deshalb einen Regelsatz, inklusive der Kosten für Unterkunft, der über der Armutsgefährdungsgrenze liegt. Für einen Einpersonenhaushalt waren das 2020 1.126 Euro.
Als Sofortmaßnahme könnte eine Anhebung des Regelsatzes um 150 € die Situation entschärfen. Letztendlich wird aber nur ein BGE (Bedingungsloses Grundeinkommen) tatsächlich helfen.
Die Abschaffung der Sozialisierung von Verlusten und Privatisierung der Gewinne könnte dabei auch hilfreich sein. Die Spekulation oder genauer das Glücksspiel mit Wetten auf steigende oder fallende Preise sollte als das behandelt werden, was es ist. Nämlich Glücksspiel und kein Bankgeschäft. Und wenn man dann noch so unverhofft erlangte Informationen wie durch das 9-Euro-Ticket auch wirklich verarbeitet, und nicht nur zur Kenntnis nimmt, wie z.B., dass Bahnfahren gar nicht so unpopulär ist, sondern vielleicht einfach nur zu teuer, dann könnte unser Staat vielleicht wieder wirklich ein sozialer Staat werden.
100 Milliarden Soforthilfe Bundeswehr. Ca. 2 – 3 Milliarden Tankrabatt, der aber nur den Ölkonzernen nutzt, all das war problemlos möglich. Jetzt wird es Zeit, Hartz4-Empfänger zu BGE-Empfängern zu machen oder Ihnen wenigstens ein Leben an oder über der Armutsgrenze zu ermöglichen.
Und vielleicht bekommt die Bahn ja auch mal genug Geld, um Ihre Infrastruktur sinnvoll zu sanieren und ihr Netz nach Jahrzehnten des Schienenabbaus wieder etwas auszubauen.
Wenn Angestellte nicht mehr auf Biegen und Brechen ausgenutzt und verschlissen werden, sondern stattdessen vernünftig bezahlt werden, mit Arbeitszeiten und Überstundenregelungen, die diesen Namen auch verdienen. Beispielhaft sei hier die Pflege genannt, wo wir, ganz der gute Schüler, das Mutterland des Kapitalismus, also die USA, locker überholt haben. Unser Krankenhauspersonal ist chronisch unterbesetzt, überarbeitet und wird in einem Maße ausgenutzt, der zu einem gewaltigen Mitarbeiterschwund geführt hat und noch immer führt.
Wenn große Krankenhauskonzerne selbst in Coronazeiten steigende Dividenden zahlen können, läuft irgendwas schief in diesem Land. [1] Unser Staat ist reich. Jetzt wird es Zeit, ein wenig davon seinen Einwohnern zurückzugeben.
Wir sind von Erdölstaaten abhängig, für die Demokratie ein Fremdwort ist. Wir bezahlen einem Diktator seinen Krieg. Es wird Zeit, dass wir unabhängig werden. Von fossilen Brennstoffen, Diktatoren, korrupten Politikern, die dem Markt helfen, Konzernen, die Rendite über Menschenleben stellen. Von Konzernen, die Ihre Mitarbeiter wie Vieh eingepfercht haben und das Werkvertrag nennen. [2]
All das ist möglich.
Piratenpartei. Gegen Korruption, Lobbyismus und Faschismus.
Ullrich Slusarczyk
[1] https://aktienfinder.net/dividenden-profil/Fresenius%20SE%20%20Co%20KGaA-Dividende
Redaktionsmitglied Ullrich Slusarczyk
1963 in West-Berlin geboren. Jetzt in Hannover. Sehr viel gemacht im Leben und sehr viel gesehen. Schreibe gerne. Bin für direkte Sprache bekannt, manchmal berüchtigt. Halte nichts davon, Fakten auf einem DIN A4 Blatt breitzutreten, wenn das Wort „Idiot“ ausreicht. Schreibe jetzt hier die Kolumne hauptsächlich. Meine Themen sind: Gesundheit, Digitalisierung, Urheberrecht und Energie. Ich bin kein Wissenschaftler, logisches Arbeiten und Denken ist mir aber nicht fremd. Bin ein Wissenschaftsfan. Lese Science Fiction. Habe Karl May gelesen, aber auch Antoine de Saint-Exupéry oder Stanislav Lem.
1 thought on “Wenn das Essen zu teuer wird!”
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