Eine Kolumne von Ullrich Slusarczyk
Sollten Sie jetzt an Öl, Gas oder seltene Erden denken, liegen sie falsch. Es gibt zwei Rohstoffe auf der Welt, die wesentlich wichtiger sind.
Wasser
Die Erde wird auch der blaue Planet genannt. Das liegt daran, dass 71 % der Erde mit Wasser bedeckt ist. Allerdings sind 97,5 % des Wassers Salzwasser. Und das ist für Menschen, Tiere, aber auch für viele Pflanzen an Land sozusagen ungenießbar. Das bedeutet, Wasser, also Wasser war schon immer knapp. Ein ganzer Kontinent, nämlich Afrika, leidet darunter. Interessiert hat es niemanden. Aber durch die Klimakatastrophe wird das Wasser plötzlich auch bei uns knapp. Da sinken Grundwasserspiegel, da verliert ein Land (Deutschland) so viel Trinkwasser wie sonst kein Land! [1]
Dabei sind wir ein sehr wasserreiches Land. Und das Problem ist kein neues. Seit vielen Jahren weiß man davon, doch wirklich geschehen ist nichts.
Da stellt sich natürlich die Frage, warum passiert nichts?
Die Antwort darauf ist so einfach wie erschreckend.
Man kann damit kein Geld verdienen! Im Gegenteil, man müsste sehr viel Geld investieren, nur um den Status quo zu erhalten. Und natürlich werden alle darauf warten, bis der Staat das tut. Allerdings gibt es ein Problem bei dieser Rechnung. Der Staat ist langsam. Was also, wenn nicht schnell genug reagiert wird?
Die Landwirtschaft braucht Wasser, um unsere Ernährung zu sichern. Die Wälder brauchen Wasser, damit das Wasser im Boden bleibt. CO₂ gebunden wird. Und natürlich brauchen wir und unsere Tiere Wasser.
Haben sie schon mal Durst gehabt? So richtig? Versuchen Sie einfach mal 24 Std. nichts zu trinken!
Was aber kann man den tun?
Wir haben mit der Nordsee direkten Zugang zum Atlantik und mit der Ostsee ein Binnenmeer, das ebenfalls mit dem Atlantik verbunden ist.
Allerdings sind beide Salzwassergewässer. Und da ist das Problem. Man müsste also das Wasser entsalzen und dann queer durch das Land transportieren. Damit könnte man z.B. die Cottbusser Ostsee fluten, deren Füllstand derzeit 82 % beträgt [2]. Dadurch müsste man der Spree kein Wasser entnehmen. Aber das kostet natürlich Geld. Schon das Entsalzen ist aufwendig. Und der Transport ist sicher erst recht eine große Herausforderung. Man könnte auch einige Flüsse auffüllen. Aber wir reden hier von Millionen Kubikmetern an Wasser in annähernd Trinkwasserqualität. Und wie schon gesagt, man kann kein Geld damit verdienen. Aber wenn die Landwirte keine Ernten mehr einfahren, die Wälder vertrocknet oder verbrannt sind, und es nicht mehr genug Wasser für die Viehwirtschaft gibt, was dann?
Sand
Sand ist überall drin. Sogar in der Zahnpasta. Aber vor allem natürlich in so gut wie jedem Gebäude. Beton, aber auch Glas ist hier das Zauberwort. Wir machen fast alles mit Beton. Und Beton braucht Sand. Aber mit Sand ist das so eine Sache.
Denn der Wüstensand z.B. ist für Beton ungeeignet. Er ist rundgeschliffen und nicht kantig. Doch das muss er sein, um in Baustoffen Anwendung zu finden. Es gibt erste Versuche, trotzdem Wüstensand zu verwenden [3]. Das Lustige dabei ist, wir recyclen so ziemlich alles, was es gibt. Beton aber wird kaum recycelt. Der Anteil liegt gerade mal bei 13 % [4]. Das Potenzial hier ist riesig. Aber lieber baggert man die Meere aus oder baut den Sand in Bayern ab [5]. Dabei wird Natur zum Teil unwiederbringbar zerstört. Ganz abgesehen davon, dass man damit der Klimakatastrophe zuarbeitet.
Aber gucken wir doch mal, wo überall Sand drin ist.
Beton, Glas, Computerchips (Silizium), also Handys, Computer, Fernseher, Radios, elektronische Steuerungen etc., Sanitärporzellan, Boden und Wandfliesen, Arzneimittel, Poliermittel und Filter, um nur die gebräuchlichsten zu nennen.
Vielleicht wird es ja Zeit für die graue Tonne, der Betonrecyclingtonne. Wir haben schon längst erkannt, dass im Recycling die Zukunft liegt. Es wird Zeit, dass wir auch in dem Bereich aktiv werden [6]. Aber auch hier gilt, es ist preiswerter, sorry leichter, einen Wald in Bayern abzuholzen, als Betonrecycling. Vielleicht brauchen ja Neubauten in Zukunft auch den „Grünen Punkt“, um abgenommen zu werden.
Fazit
Kein Wasser, kein Essen. Kein Sand, kein Haus, kein Computer. Klingt blöd? Ist es auch. Ist es übertrieben? Vielleicht. Aber was, wenn nicht?
Müssen wir eigentlich immer erst warten, bis eine Katastrophe (z.B. Flutkatastrophe) kommt, bevor wir reagieren?
Angeblich sind wir intelligente Lebewesen. Den Tieren weit überlegen. Aber wenn wir uns unsere eigene Lebensgrundlage entziehen, kommt mir das nicht sonderlich intelligent vor.
Aber wenn der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki über staatliche Vorgaben beim Duschen wettert, der grüne Ministerpräsident den Waschlappen statt der Dusche empfiehlt, dann zweifle ich da glaube ich zu Recht. Wir werden die Wasserprobleme ganz sicher nicht mit weniger duschen in den Griff bekommen. Sondern nur, wenn wir auch Wasser nachhaltig verwenden. Bodenflächen entsiegeln. Straßen mit Bäumen versehen. Und Wasser entsalzen. Denn wir werden schon bald Millionen Liter an Wasser brauchen.
Ullrich Slusarczyk
[1] https://www.aktiv-online.de/news/duerre-geht-deutschland-das-wasser-aus-16936
[2] https://www.leag.de/de/geschaeftsfelder/bergbau/cottbuser-ostsee/#c1279
[4] https://www.beton.org/wissen/nachhaltigkeit/betonrecycling/
[5] https://www.biv.bayern/rohstoffe/wo-kommen-sie-vor/vorkommen-sand-und-kies/
[6] https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/recycling-sand-beton-100.html
Redaktionsmitglied Ullrich Slusarczyk
1963 in West-Berlin geboren. Jetzt in Hannover. Sehr viel gemacht im Leben und sehr viel gesehen. Schreibe gerne. Bin für direkte Sprache bekannt, manchmal berüchtigt. Halte nichts davon, Fakten auf einem DIN A4 Blatt breitzutreten, wenn das Wort „Idiot“ ausreicht. Schreibe jetzt hier die Kolumne hauptsächlich. Meine Themen sind: Gesundheit, Digitalisierung, Urheberrecht und Energie. Ich bin kein Wissenschaftler, logisches Arbeiten und Denken ist mir aber nicht fremd. Bin ein Wissenschaftsfan. Lese Science Fiction. Habe Karl May gelesen, aber auch Antoine de Saint-Exupéry oder Stanislav Lem.