
Patrick Breyer Unser Mann für Europa
Über mich
Ich bin Lukas, 21 Jahre alt und seit 2019 Mitglied bei den Piraten. Ich habe dort schon viele Rollen übernommen. Angefangen habe ich, weil ich durch die EU-Urheberrechtsreform und die damit einhergehenden Demos (SaveYourInternet) auf die Piraten aufmerksam geworden bin. Dann habe ich mich kurz vor der EU-Wahl 2019 entschieden, Mitglied zu werden. Im selben Jahr wurde ich Beisitzer im Kreisvorstand des Kreisverbandes Nürnberg-Fürth, mittlerweile bin ich der Vorsitzende. Auf dem Landesparteitag der bayerischen Piraten im Jahr 2022 wurde ich zum Themenbeauftragten für Chatkontrolle gewählt und nur ein paar Monate später zum politischen Geschäftsführer des Bezirksverbandes Mittelfranken.
Ich habe auch schon an diversen Wahlen als Kandidat für die Piraten teilgenommen. 2020 war ich einer der Spitzenkandidaten zur Kommunalwahl in Nürnberg, 2021 war ich Direktkandidat zur Bundestagswahl im Wahlkreis Nürnberg Nord und erzielte das drittbeste Erststimmenergebnis der Piraten bundesweit. Im Rahmen meiner Bundestagskandidatur wurde ich von Fabian Köster für die Heute Show interviewt.
Momentan studiere ich im 5. Semester Betriebswirtschaftslehre (B.Sc.) in Bamberg.
Hintergrund
Das Europäische Parlament hat mich schon immer interessiert. Die Debatte um die Urheberrechtsreform und die damit einhergehenden Proteste im Jahr 2019 haben maßgeblich dazu beigetragen, dass ich politisch aktiv wurde und der Piratenpartei beigetreten bin. Es hat mich sehr geärgert, dass ich 2019 mit 17 Jahren noch nicht an der EU-Wahl teilnehmen durfte. Deshalb habe ich damals zusammen mit dreizehn anderen Jugendlichen und Unterstützung des Vereins „Mehr Demokratie e.V.“ Verfassungsklage gegen das Wahlalter von 18 Jahren erhoben.
Mittlerweile wurde das Wahlalter von der Ampel auf 16 Jahre gesenkt, jedoch liegt meine Verfassungsklage immer noch in Karlsruhe. Trotz der Senkung muss das Verfassungsgericht über die Verfassungsmäßigkeit des damaligen Wahlalters entscheiden. Dieses Jahr habe ich mich dazu entschlossen, in meinen Semesterferien ein sechswöchiges Praktikum im Büro der Europaabgeordneten Markéta Gregorová (Česká pirátská strana|tschechische Piratenpartei) in Brüssel zu absolvieren.
Das Praktikum
Zwei Tage nach meiner letzten Klausur reiste ich umweltbewusst mit dem Zug nach Brüssel. Um mich in der Stadt einzuleben und sie in aller Ruhe zu erkunden, kam ich bereits am Freitag an. Das Praktikum begann am Montag. Über das Wochenende nutzte ich die Zeit, um Sightseeing zu machen, meinen Arbeitsweg zu erkunden und meine Mitbewohner im Wohnheim kennenzulernen. Am Montag holte ich meinen Badge, den Mitarbeiterausweis des Parlaments, ab und musste zunächst durch die Sicherheitskontrolle am Eingang, wie bei jedem weiteren Besuch im Parlament. Danach wurde ich freundlich vom Team empfangen und erhielt eine Führung durch das Gebäude.
Mein erster Eindruck war beeindruckend. Obwohl ich im letzten Jahr bereits zweimal im Parlament war, hatte ich als Mitarbeiter mehr Zugang und konnte mich freier bewegen. Anfangs verlief ich mich ein paar Mal. Während meines Praktikums hatte ich sehr vielfältige Aufgaben. Zum Beispiel las ich Gesetzestexte, schrieb Briefings für Markéta, nahm an Fraktionssitzungen und Konferenzen teil und verfasste Reden und Videoskripte. Die Arbeitssprache im Team war hauptsächlich Englisch. Ein Assistent von Markéta stammt aus Deutschland, daher sprachen wir auch teilweise Deutsch. Die Ausschusssitzungen fanden hauptsächlich in Englisch statt, wurden aber simultan in weitere Amtssprachen der EU übersetzt. Üblicherweise gab es immer eine Übersetzung ins Englische, mit der man relativ weit gekommen ist. Gesetzestexte werden in allen Amtssprachen der EU veröffentlicht, einschließlich Deutsch. Während der Plenarsitzungen gab es Simultanübersetzung in alle Amtssprachen, auch für Besucher. Die Übersetzer saßen in Kabinen, und man konnte am Sitzplatz die gewünschte Sprache einstellen und mit Kopfhörern, die am Platz vorhanden waren, die Übersetzung anhören.
Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich viel los war im Parlament. Während der Sitzungswoche in Straßburg war ich in Brüssel und fühlte mich ziemlich einsam im Parlament. Alle Abgeordneten und ein oder zwei Mitarbeiter waren in Straßburg, und der Rest arbeitete größtenteils im Homeoffice. Zwei Wochen später fand dann die Plenarsitzung in Brüssel statt. Normalerweise finden in Brüssel nur alle drei Monate Plenarsitzungen statt. Es war sehr ungewohnt, das Parlament so voll zu sehen. Es war so voll, dass ich anfangs nicht einmal einen Platz auf der Besuchertribüne des Plenarsaals bekam. Erst gegen Abend konnte ich dann der Sitzung lauschen. Die Beteiligung der Abgeordneten war zur fortgeschrittenen Stunde eher schwach, ich habe weniger als zehn Abgeordnete im Plenarsaal gezählt.
Eine Woche später fand im Parlament die sogenannte „Green Week“ statt, die den Abgeordneten die Möglichkeit gibt, in ihre Mitgliedsländer zu reisen. Während dieser Zeit finden keinerlei Veranstaltungen im Parlament statt und es war noch ruhiger als während der Straßburg-Woche.
Insgesamt hatte ich während meines Praktikums relativ viele Freiheiten und konnte mich auf die Themen konzentrieren, die mich am meisten interessierten. Ich habe hauptsächlich in den Bereichen der verfassungsrechtlichen Fragen der EU und der Außenpolitik gearbeitet. Außerdem habe ich an Sitzungen zur Chatkontrolle teilgenommen und mich intensiv mit Patrick und seinem Team dazu ausgetauscht. Ich hatte auch die Gelegenheit, an Arbeitssitzungen teilzunehmen und mich aktiv einzubringen. Am letzten Arbeitstag hatte unser Team ein Treffen mit Vertretern der Kommission zu einem anstehenden Gesetzesvorhaben, an dem Markéta und ihr Team derzeit arbeiten. Ich war überrascht, wie sehr ich in die Arbeit des Teams und des Parlaments einbezogen wurde. Ich hatte nicht erwartet, so umfangreiche und tiefgründige Einblicke zu bekommen. Im Team habe ich mich sehr wohlgefühlt und wurde als vollwertiges Teammitglied respektvoll behandelt. Natürlich hängt dies auch von der Einstellung des Teams ab, da ich von anderen Praktikanten gehört habe, die weniger positive Erfahrungen gemacht haben.
Networking
Ich bin in einer Art Studentenwohnheim untergekommen, in dem hauptsächlich Praktikanten aus den drei EU-Institutionen wohnten. Die meisten meiner Mitbewohner waren Deutsche. Durch meine Unterkunft konnte ich viele verschiedene und interessante Menschen kennenlernen, mit denen ich oft nach der Arbeit etwas unternommen habe. So hat mich ein Mitbewohner in meiner letzten Woche im Rat der EU herumgeführt und war mit mir in der Kantine, die deutlich besser war als die des Parlaments.
In meiner dritten Woche habe ich die Assistentin von Nico Semsrott kennengelernt und konnte ihn am Ende der Woche bei einer Besuchergruppe kennenlernen.
Aufgrund der Nähe und eines Feiertags in Brüssel bot es sich an, unsere Parteikollegen aus Luxemburg zu besuchen. Ich habe recht kurzfristig Bescheid gegeben und bin am Gründonnerstag um halb acht mit dem Zug losgefahren. Kurz nach elf Uhr war ich in Luxemburg Stadt und habe mir erst einmal das europäische Viertel angeschaut. Dabei konnte ich den Europäisches Gerichtshof und die Europäische Investitionsbank besichtigen. Beide Gebäude waren sehr beeindruckend. Das Gebäude des Parlaments war hingegen unscheinbar und ziemlich heruntergekommen.
Mittags habe ich mich dann mit den Luxemburger Piraten in ihrem Abgeordnetenbüro getroffen und mich mit ihnen ausgetauscht. Wir haben uns über Politik in Luxemburg und Deutschland, die Piratenpartei in Luxemburg und Deutschland sowie die Erfolgsgeschichte der Luxemburger Piraten unterhalten. Dieses Jahr ist ein Superwahljahr in Luxemburg mit Kommunalwahlen im ganzen Land und Parlamentswahlen im Oktober. Laut aktuellen Umfragen werden die Piraten ihre Sitze in der Abgeordnetenkammer mindestens verdreifachen.
Nach dem Treffen habe ich mir noch Luxemburg Stadt angeschaut und bin abends wieder zurück nach Brüssel gefahren.
Resümee
Insgesamt war das Praktikum eine sehr spannende und lehrreiche Erfahrung für mich. Ich hatte die Möglichkeit, viele verschiedene Aufgaben und Themenbereiche kennenzulernen und konnte mich auf meine Interessen fokussieren. Das Praktikum hat mir einen Einblick in die Arbeit und Abläufe des Europäischen Parlaments gegeben und meine Motivation für politisches Engagement in diesem Bereich gestärkt.
Redaktionsmitglied Lukas Küffner
Politischer Geschäftsführer Piratenpartei Metropolregion Nürnberg und Piratenpartei Mittelfranken. Listenplatz 3 zur EU-Wahl. Beschwerdeführer bei der Verfassungsbeschwerde zum EU-Wahlalter. Mitglied der Piratenpartei seit 2019. Am BPT19.2 habe ich die Flaschenpost beim Tickern unterstützt, genauso am BPT 21.1 und BPT 22.1. Darüber habe ich dann meinen Weg in die Redaktion gefunden, bei der ich seit ca. Anfang 2022 Mitglied bin
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