Drohnen sind männliche Bienen, entstanden aus unbefruchteten Eiern, die geschlüpft für nichts anderes gut sind, als die Königin des Bienenvolks zu begatten.
Darüber reden wir aber nicht. Interessant wäre, darüber zu reden, dass die Menschen das zumeist heute nicht mehr wissen. Das tun wir hier aber auch nicht.
Was wir heute gemeinhin unter Drohnen verstehen, sind unbemannte Flugobjekte. Man müsste sagen, es sind Flugobjekte, in denen kein Pilot sitzt, rein physisch. Was daran ist bedrohlicher als an einem bemannten Kampf- oder Jagtflugzeug? Eigentlich müssen wir allgemein über Kampfroboter reden, nicht nur über Flugobjekte.
Wenn ich Kurt Klein im Teil 1 und Teil 2 der kurzen Artikelserie richtig verstehe, dann sind Drohnen zunächst als Aufklärungsmaschinen gedacht und eingesetzt worden. Das war übrigens auch der Fall beim anfänglichen Einsatz von Flugzeugen im Ersten Weltkrieg.
Die heutigen militärischen Drohnen fliegen zum Teil autonom in großer Höhe und dienen der Aufklärung. Es gibt andere, z. B. die Predators, die mit Hellfire-Lenkwaffen ausgerüstet sind, die für Angriffe gedacht sind und auch dafür genutzt werden. Diese, zumindest die US-amerikanischen, werden zumeist per Satelliten-Verbindung von einem Stützpunkt in Florida aus gesteuert. Von Piloten. Warum? Weil es „Rules of Engagement“ gibt, Einsatzrichtlinien, über deren Einhaltung ein kommandierender Offizier wacht. Wäre es anders, könnten diese Richtlinien verletzt werden. (Es gibt übrigens einen guten Hollywood-Film über Rules of Engagement) Diese Einsatzrichtlinien werden die Militärs nicht aufgeben. Hier geht es um Verantwortung. Und Militärs handeln nicht per se verantwortungslos.
Was ist das, das die Menschen befürchten, wenn sie von den heutigen Drohnen, den unbemannten Flugobjekten hören? Es ist die Angst vor dem Roboterkrieg, vor einem Krieg, der von Robotern ausgeführt wird und Menschen angesichtslos tötet. In Hollywood-Filmen gibt es so etwas, man denke an „Resident Evil“.
Die Angst von Menschen muss man ernst nehmen. Aber was diese Angst angeht, da kann man Verschiedenes entgegnen. Erstens werden Roboter von Computerprogrammen gesteuert, und die sind menschengemacht. Das, was da programmiert wird, entscheiden nicht diejenigen, die die Software schreiben, sondern diejenigen, die über die Anforderungen an das Programm entscheiden. Wann wird was unter welchen Bedingungen angegriffen, und in welcher Weise wird etwas als Bedrohung Angesehenes ausgeschaltet? Und wie? Das sind die entscheidenden Fragen, und ihre Beantwortung ist untrennbar von der Verantwortung. Zweitens ist Software deterministisch und kann sich nicht von selbst verändern, auch bei sogenannten „lernfähigen“ Systemen nicht.
Und dann sind da noch die Asimov‘schen Robotergesetze:
- Roboter dürfen Menschen nicht verletzen oder durch Untätigkeit zulassen, dass Menschen verletzt werden.
- Roboter müssen die vom Menschen erteilten Befehle befolgen, es sei denn, die Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.
- Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dies nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht.
Es wird sehr eindrücklich geschildert in einer Folge der deutschen Serie „Raumpatrouille Orion“ (1966), was passiert, wenn sich Roboter anders verhalten. Sie richten dann sich gegen diejenigen, für die arbeiten sollen.
Das politische Problem, das mit den Drohnen verbunden ist, ist jedoch ein ganz anderes. Es ist das Versagen von Politikern. Es sind ungesetzliche Tötung, die die US-Regierung ausführen lässt, in Pakistan, im Jemen, in Somalia. Auch nach US-amerikanischen Recht sind extralegale Tötungen verboten. Extralegal bedeutet, dass kein Todesurteil vorliegt, ja vielleicht nicht einmal ein Haftbefehl oder eine Anklage. Wobei Menschen unter keinen Umständen das Recht haben, andere Menschen zu töten. Es gibt das Recht auf Notwehr, die angemessen sein muss, und ich möchte klarstellen, dass es keine kollektive Notwehr in Form eines Krieges gibt. Der „War on terror“ ist schlicht ein Bush‘scher Unbegriff. Es gibt im Strafrecht Tatbestände, die verboten sind, aber aus gut erwogenen Gründen straffrei bleiben. Das liegt im Fall der tödlichen Drohnen-Einsätze aber nicht vor. Der Terrorismus, den die USA zu bekämpfen behaupten, findet heute auch nicht dort statt, wo sie es uns glauben machen wollen. Er findet heute in den islamischen Staaten statt, nicht gegen den Westen. Hat im Übrigen die globale Ausspionierung der NSA bisher geholfen, Terrorismus einzudämmen? Es sieht nicht so aus. Es gibt keine Beweise dafür.
Aber die USA machen einfach weiter, obwohl selbst ein UN-Gutachten die Fragwürdigkeit des US-amerikanischen Vorgehens bestätigt („Mr. Heyns [UN Special Rapporteur] said …, that the right to life must be protected as the supreme right, along with the right not to be deprived of life without strong legal rationales.“ ).
Es gibt noch ein Argument, warum die Angst vor Drohnen möglicherweise unbegründet ist. Ein Roboterkrieg ist schlicht sinnlos. Wenn Roboter gegen Roboter ins Feld geschickt werden, dann bleibt nur ein Haufen Schrott zurück. Wenn Krieg nach Clausewitz die Fortsetzung von Politik mit anderen Mittel ist, ein Schrotthaufen würde doch nicht zur Beherrschung eines Territoriums, zur Erlangung von Ressourcen führen. Menschen sind Robotern immer noch überlegen, und das wird auch so bleiben. Immer – denn wir machen sie. Um Herrschaft auszuüben, bedarf es Menschen, die das tun. Im Guten wie im Bösen. Das sehen wir heute, leider, gerade bei der Krise um die Ukraine.