Der Flughafen Düsseldorf (DUS) gilt als einer der lautesten Flughäfen Deutschlands. Beschwerden über Fluglärm kommen nicht nur von den direkten Nachbarn, sondern auch aus Mönchengladbach, Krefeld, Mühlheim und Duisburg. Dagegen fördert ein Blick auf die Informationsseite “Lärmbelastung” des Flughafens Düsseldorf fast Unglaubliches zutage: Während die Zahl der Passagiere seit 1971 ständig stieg, ging der Fluglärm beständig nach unten. Der Blick in die Gesichter der Anwohner an der An- und Abflugsschneise lässt einen anderen Eindruck entstehen. Sie sind genervt, um den Schlaf gebracht und fürchten, dass es in Zukunft noch einmal lauter werden wird, denn die Betreibergesellschaft des DUS will die Anzahl der zulässigen Flüge von 47 auf 60 pro Stunde erhöhen. Das Netzwerk Bürger gegen Fluglärm appellierte an Politiker, den Widerstand gegen die Kapazitätserweiterung zu erhöhen. Von der grössten Oppositionspartei im Landtag gab es neben einigen tröstenden Worten ein klares Bekenntnis zu dem Vorhaben. Der Redaktion liegt ein Schreiben aus dem Haus von Armin Laschet, Fraktionsführer im Landtag, vor, in dem betont wird, dass
Der Flughafen Düsseldorf […] ein sehr grosser Wirtschafts- und Arbeitsplatzfaktor für die Region [ist] und ferner ein wichtiges Luft-Drehkreuz für unser Land. Es gilt daher die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität dieses Flughafens dauerhaft zu erhalten. Wir können es uns nicht leisten, dass der Airport Düsseldorf hinter der internationalen Konkurrenz zurück bleibt und Fluggäste sowie Fracht in andere Länder ausweichen.
Im NRW-Umweltministerium hingegen scheint man sich der Gesundheitsgefahr durch den ständigen Lärmpegel bewusst zu sein. Doch auch in den heißesten Tagen des Jahres kannte der Flughafen keine Gnade: Nur in einer Nacht des Juli wurde die Nachtruhe zwischen 23 und 6 Uhr wirklich eingehalten. Doch bei Aussentemperaturen von rund 30°C ist Schlafen bei geschlossenen Lärmschutzfenstern unmöglich. Bei geöffneten Fenstern aber ebenso. Nächtlicher Lärm macht den Flughafen für die Anwohner zur akustischen Dauerbelastung. In Düsseldorf werden mittels einer Ausnahmeregelung immer mehr Flüge in die Nachtzeit verlegt, ohne dass die eigentlich erforderliche Notwendigkeit vorliegt: Längst nicht jede dieser Ausnahmen sind Notfälle oder zeitkritische Organtransporte. Aber wenn man Ausnahmen gestattet, werden eben auch Ausnahmen geschaffen, um die zur Verfügung stehenden Slots zu nutzen.
Mit Lärmmessstationen versucht der Flughafenbetreiber den lärmgeplagten Anwohnern zu zeigen, dass der Krach im Rahmen des Erträglichen bleibt. Eine Seite des Flughafens zeigt Pegelmessungen einzelner Standorte. Sie sollen belegen, dass der Fluglärm zwischen 1971 und 2014 um 9 dB(A) abnahm, in der Wahrnehmung also nur noch etwa 20% so laut wahrgenommen wird als vor 44 Jahren. Doch der Beweis des Flughafenbetreibers ist dünn: Nach vielen Erklärungen wird eine einzige Messkurve, irgendwie zusammengesetzt aus den Werten einzelner Stationen, gezeigt. Misstrauische Zeitgenossen haben keine Möglichkeit, die Zahlenwerte in einem Format herunterzuladen, das das Nachvollziehen des Ergebnisses oder gar eigene Berechnungen erlaubt. Doch die Anwohner stellen kritische Fragen zu den Messwerten: Handelt es sich hier um einen Mittelwert aus allen Stationen über alle Tageszeiten? Wurden überhaupt alle Messstationen berücksichtigt? Wird nicht der Bock zum Gärtner gemacht, wenn der Flughafen die Datenerhebung und die Interpretation übernimmt? Doch diese Fragen werden vom Flughafenbetreiber nicht beantwortet; so erscheint die Seite des Betreiberkonzerns kaum mehr ein ein Versuch zu sein, mit einer positiven Aussendarstellung zu glänzen.
In Düsseldorf scheint man entschlossen, das Thema Fluglärmbelastung auszusitzen. Andere Flughäfen erheben bereits höhere Landegebühren für laute Flugzeuge wie die der Familie der A320. Der Flughafen wie DUS, der keine lärmmindernden Massnahmen wie etwa Wirbelgeneratoren verlangt, kann hier natürlich auf einen Standortvorteil verweisen. Das lässt die Verantwortlichen der Betreibergesellschaft sicher ruhig schlafen, während die Anwohner der Start- und Landebahnen weiterhin vermeidbar um den Schlaf gebracht werden.
Gegen Ende der Urlaubssaison können sich die Nachbarn des Flughafens auf eine etwas ruhigere Zeit freuen, finden doch 64 % aller Nachtflüge im Sommer statt. Doch schon ab Juni 2016 wird es mit dieser relativen Ruhe wieder vorbei sein. Dann machen die lauten Heuler, wie die Flugzeuge ohne Wirbelgeneratoren genannt werden, Gespräche im Freien selbst im 15 km entfernten Essen unmöglich. Auch dort regt sich Widerstand gegen den Lärm – weitgehend ignoriert in Düsseldorf.
Die Landtagsfraktion der PIRATEN im Nordrhein-Westfälischen Landtag hat einen entsprechenden Antrag gestellt, um den wachsenden Problemen um die Flughäfen wirksam zu begegnen.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.
Wieso muß alles in Düsseldorf starten und landen? Sind die Arbeitsplätze in Düsseldorf wertvoller als in Dortmund, Münster. Paderborn und Weetze?
Was die die SPD und die CDU betreiben ist Beihilfe zum Totschlag durch Lärm und Dreck.Schöne Christen. Schöne Sozialisten, die ihre Kollegen an den kleineren Flughäfen in die Arbeitslosigkeit schicken.
Viele Transporte könnten auf Wasserwegen und Schienenwegen durchgeführt werden.
Gigaliner müssn verboten werden. Es ist Unsinn, dass sie in Zukunft die Straßen und Brücken noch schneller kaputtmachen und sie sind eine extrem hohe Gefährdung bei Unfällen und eine ideale Waffer für Terroristen.
Die Steuern für Flugbenzin müssen erhöht werden und falls das nicht geht, die Kosten für Start – und Landung auf den Flugplätzen.
Die gesundheitlichen Schäden für viele Büger durch Fluglärm müssen in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung mit berechnet werden und daraus folgend müssen die Kosten für Transporte per Flugzeug erhöht werden.
Ausserdem muß einmal untersucht werden, inwieweit die Abgase von Flugzeugen zur Klimakatastrophe beitragen und ihre Rücksätnde die Tier- und Pflanzenwelt schädigen. Und das muß von unabhängigen Instituten durchgeführt werden, die nicht durch Lobbyisten beeinflußt werden können.
Ich denke dabei insbesondere an Insekten wie Bienen und Vögel, die Insekten fressen.
Der Fluglärmhafen Düsseldorf lügt sich mit seiner Lärminterpretation die Welt schön. Die Flugzeuge mögen leiser geworden sein, aber die Anzahl ist stark gestiegen. Und unterträglicher Lärm wird nicht dadurch besser, dass man ihn über den Tag oder die Nacht mittelt. Jedes Einzelereignis nervt. Zumal ein direkter Vergleich der Lärmentgelte von Düsseldorf und Berlin zeigt, dass Düsseldorf zu wenig nimmt, um steuernd zu wirken.
Habe eine umfangreiche Einwendung (derzeit ca. 50 Seiten) vorbereitet, die ich nach Offenlage einreichen werde. Gehe davon aus, dass hier etliche noch nie betrachtete Aspekte drin sind, die dem Flughafen die Ausweitung hoffentlich unmöglich machen und sogar zu Einschränkungen führen könnten.
Auch, wenn der Artikel schon älter ist:
nen Foto aus England, weil’s so schön eindrucksvoll ist?
Finde ich nicht wirlich hilfreich.
Der Antrag der NRW-Piratenfraktion war sachlich und gut.
Moin,
ganz ehrlich: wir haben keinen Redakteur in Düsseldorf der ein passendes Foto hätte machen können. Auch der Vertreter einer Initiative gegen den Ausbau des Flughafens, mit dem wir viel Austausch haben, hatte kein Bild parat. Im “freien Markt” der CC-Bilder fand ich dann dieses Foto. Es zeigt die Situation passend wie ich finde.
Wer will, kann hier https://ulrics1.wordpress.com/2016/05/28/fluglaermhafenerweiterung/ meine Einwendung runterladen und studieren.
Sind gerade einmal etwas mehr als 80 Seiten mit Sachen die den Flughafen sicherlich gar nicht freuen werden.
Ich habe langsam die Schnauze voll von dem Fluglärm. Wohne in Düsseldorf Lohausen . Kann nicht pennen . Es ist 23.21 und der Fluglärm hört nicht auf. Ich habe eine Wut. Dazu kommt , dass die die grössten Dreckschläudern sind. Verpessten die Umwelt. Darüber wird nicht gesprochen. Es geht um zuviel Geld. Wir werden krank und die Geldsäcke werden immer reicher. Mich kotzt es langsam an. Ich wünsche den Verantwortlichen alles Schlechte auf der Welt. Ich bin normalerweise nicht so. Aber irgendwann hört der Spass auf. Wohne seit 31 Jahren hier.Ich kann das sehr wohl behaupten, dass der Lärm und die Masse der Flugzeuge, die hier drüber fliegen, sich verzehnfach hat.
Seit Ostern und Pfingsten 2018; 16 Std täglich wird NUR über Tiefenbroich gestartet!!!! WARUM nicht mal über Lohhausen??? Oder wenigstens 8 Std.über Lohhausen??? Verstehe diese Politik nicht und wenn man könnte…………Wohne seit 2011 in Tiefenbroich aber seit ca. 3 Jahren immer unerträglicher…………
Das wirklich krasse ist, dass den verantwortlichen Herren in Düsseldorf die Zehntausenden Menschen in den Flugschneisen offenbar völlig egal sind. Hauptsache sie können sich weiter schön die Taschen vollmachen. Gesundheitliche Beeinträchtigungen z.B. durch UFP und Lärm der Menschen um den DUS und sogar Todesfälle werden anscheinend billigend in Kauf genommen. Das ganze erinnert an den Dieselskandal, der ja auch erst in Amerika aufgedeckt werden musste!