Eine Kolumne von Ullrich Slusarczyk
ist ein Song von Peter Tosh. Der Reggaemusiker hatte 1974 einen schweren Autounfall, bei dem seine Lebensgefährtin starb. Er selbst wurde bei dem Unfall schwer am Kopf verletzt. Seine Erfahrungen schilderte er in seinem Album „Legalize It“. Gemeint ist damit die Freigabe von Marihuana. Ein wichtiger Grund für ihn war dabei die Schmerzbekämpfung.
Das war 1976. Und heute?
Marihuana heute
Marihuana, also die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze, ist heute in einem Teil der Welt entkriminalisiert. Allerdings in vielen Teilen der Welt eben leider noch nicht. Auch Deutschland gehört dazu.
Da stellt sich die Frage, warum ist Marihuana eigentlich verboten? Und warum scheint es schlimmer als Heroin zu sein, wenn man manchen Politikern glauben darf? Dazu muss man wissen, wer Harry J. Anslinger ist!
Marihuana Geschichte
Wenig verwunderlich, sind die Geschichte von Hanf und Marihuana eng miteinander verbunden. Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit.
Eine Kulturpflanze ist eine vom Menschen gezielt gezüchtete Pflanze als Nutz- oder Zierpflanze.
Mit Hanf kann man unglaublich viel machen. Papier, Seile/Taue und Kleidung, um nur ein paar zu nennen.
Aber auch die medizinische Wirkung ist schon seit mindestens 5000 Jahren bekannt.
Dann kam die Industrialisierung und mit Ihr Maschinen, Baumwolle und Harry J. Anslinger.
Baumwolle war wesentlich preiswerter, konnte maschinell verarbeitet werden und hat so zum Rückgang des Hanfanbaus geführt. Auch im Papierbereich gab es einen preiswerteren Rohstoff, nämlich Holz. Man könnte also sagen, hier hat der Markt etwas geregelt. Das gilt auch für den medizinischen Bereich, wo mit der Entwicklung von synthetischen Arzneien die Bedeutung von Hanf rapide nachließ. Aber auch seine Bedeutung als Droge ließ schlagartig nach. 1805 gelang Friedrich Sertürner die Extraktion von Morphin (Morphium) aus Opium. Um 1820 wurde es mehr und mehr als Medikament verwendet.
Und als wäre das noch nicht genug, so extrahierte 1859 der Chemiker Albert Niemann aus Kokablättern das heute noch allseits beliebte Kokain.
Und schließlich und endlich kam dann 1898 mit Heroin ein Hustensaft, der auch gegen Kopfschmerzen und Unwohlsein Abhilfe versprach, auf den Markt. Alles übrigens völlig legal. Und so gingen denn in den 20er Jahren Unmengen von Morphin und Heroin über deutsche Apothekentische. Alleine in Berlin im Jahr 1928 73 Kilogramm.
Und dann kam er.
Harry J. Anslinger
Seit 1930 Leiter des Federal Bureau of Narcotics begann er umgehend damit, Drogen, und hier hauptsächlich Heroin und Marihuana, zu bekämpfen.
Das war anfänglich nicht erfolgreich, da sich die USA erst von den Folgen der Alkoholprohibition erholen mussten.
Aber 1937 war er am Ziel. Präsident Roosevelt unterzeichnete den Marihuana Tax Act.
Bis 1961 schaffte Anslinger es sogar, ein weltweites Cannabisanbauverbot zu erreichen.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_J._Anslinger
- https://www.businessinsider.de/wissenschaft/warum-wurde-cannabis-verboten-der-echte-grund-ist-viel-schlimmer-2018-3/
Aber was ist denn nun dran an den ganzen Geschichten?
Die Droge und ihre Wirkung
Um das klarzustellen, Marihuana ist eine Droge. Und wie jede Droge hat sie Auswirkungen auf den Menschen. Ich gebe zu, ich habe sie einmal ausprobiert. Aber alles, was passiert ist, war, dass ich auf der Party, auf der ich war, eingeschlafen bin. Das hat mich nicht wirklich beeindruckt und ich habe das Experiment nicht wiederholt.
In meinem Freundes- und Bekanntenkreis dagegen gibt es schon den ein oder anderen, wie manche es nennen, Kiffer. Sie alle gehen respektablen Berufen nach, gehören, wie man so schön sagt, zur Mitte der Gesellschaft. Ist also Marihuana gar nicht so schlimm?
Es ist nicht harmlos. Autofahren sollte man nach dem Konsum schonmal nicht. Zwar gehen nur 2,5 % aller tödlichen Autounfälle auf Cannabis zurück, aber das ist eben nicht null.
Es kann auch antriebslos machen. Es soll auch deutlich schlimmere Auswirkungen geben. Ich persönlich kann die so nicht teilen, und hab da so meine Bedenken bei dem Text des Deutschlandfunks, aber es gibt ihn.
Was gibt es den nun Positives?
Gewalttaten und Medizin
Mit der Aufhebung der Prohibition von Marihuana einher, gingen in den entsprechenden Ländern die Gewalttaten und Morde zurück!
Auch in Portugal, wo Marihuana entkriminalisiert wurde, sank die Kriminalitätsrate.
Bleibt noch die Frage nach den Marihuana Drogentoten. Kurz, es gibt wohl keine.
https://www.drugcom.de/news/kann-cannabis-toedlich-sein/
Nimmt man alles zusammen, dann ist es also eine Droge, die uns aber nicht zu axtschwingenden Massenmördern macht oder Psychosen am laufenden Band verursacht. Und die medizinische Wirkung ist gut dokumentiert und erforscht. Und trotzdem schaffen wir es nicht, wenigstens die medizinische Nutzung wirklich zu erlauben. Ich kenne Ärzte, die verschreiben Cannabismedikamente nicht, weil sie Angst haben, Besuch von der Polizei zu bekommen.
Und das ist nur eine Meldung, es gibt wesentlich mehr.
Das Schlimme dabei ist, es hilft! Die medizinische Wirkung ist unbestritten. Auch wenn ich viele, sogar ärztliche Informationen gefunden habe, in den das entweder angezweifelt wird, oder so getan wird, als wenn das noch nicht bewiesen wäre.
Nun bin ich selbst ein Krebspatient. Und ich habe jede Menge Menschen kennengelernt, die Schmerzen hatten. Schmerzen, die sich mit normalen Medikamenten aus den verschiedensten Gründen nicht bekämpfen ließen. Selbst ich habe ein Medikament bekommen, von dem ich genau eine Tablette genommen habe. Als Tropfen ging das Medikament dann. Aber das ist eben bei jedem Menschen anders. Und wir, also speziell wir Deutschen, machen da einen Aufstand, der ist schon wirklich witzig.
Wir lehnen die Cannabis-Pläne der Ampel ab. 90 Joints im Monat, 3 Joints am Tag – das darf es nicht geben. Wir werden alles tun, das zu verhindern. Wir wollen keine Drogen in Bayern. Wir schützen unsere Kinder und Jugendlichen. #csupt23 #miteinander pic.twitter.com/Ne1SthqgYf
— Markus Söder (@Markus_Soeder) May 9, 2023
Das ist übrigens genau der hier:
#Soeder trinkt nicht viel. hat er bei #Lanz gesagt, was er nicht gesagt hat ist.
Wie oft er nicht viel trinkt, jeden Tag nicht viel ist VIEL!Er ist gegen die Legalisierung von #Cannabis, versteht aber den Sinn der Legalisierung gar nicht.
Vielleicht doch zu oft Bier? pic.twitter.com/piKYXIgrI7
— Nicolesmith (@Nicoles44180590) May 7, 2023
Was er da in der Hand hält, ist übrigens eine legale Droge! Diese Droge verursacht jedes Jahr einen volkswirtschaftlichen Schaden von 57 Milliarden €. Sind bei tödlichen Autounfällen in 2,5 % aller Fälle Cannabis beteiligt, so sind es bei Alkohol 29 %. Das Risiko erhöht sich also um sage und schreibe 750 %.
Dazu kommt, Alkohol fördert Aggressivität. Ich denke, jeder hat diesbezügliche Erfahrungen und kann das bestätigen.
Hier noch ein paar Zahlen und Fakten zu dem Thema Alkohol vs. Cannabis.
- https://www.drugcom.de/news/alkohol-foerdert-aggressives-verhalten-cannabis-mindert-es/
- https://www.drugcom.de/news/feindselig-nach-konsum-von-cannabis/
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/147673/Alkoholbezogene-Aggression
- https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html
Mein Fazit
Marihuana ist eine Droge. Sie zu verniedlichen, ist Quatsch. Sie zu verteufeln, ebenso. Dass sie eine medizinische Wirkung hat, ist vielfach belegt. Gibt es schlimmere Drogen? Ja, sehr viele. Manche davon sind sogar legal. Die Prohibition von Marihuana macht keinen Sinn. Der deutsche Umgang mit dem Thema ist lächerlich.
Und wenn wir schon von legalen Drogen reden, dann gehört Zucker auch dazu! Eine Abschaffung der Süßigkeitenregale in Griffhöhe der Kinder an der Kasse von Supermärkten halte ich für völlig legitim. Und Zucker gehört nicht in jedes Essen!
- https://www.weltderwunder.de/heimlicher-killer-wie-zucker-zur-todlichen-droge-wird/
- https://www.drugcom.de/newsuebersicht/topthemen/suechtig-nach-zucker/
Ullrich Slusarczyk
Redaktionsmitglied Ullrich Slusarczyk
1963 in West-Berlin geboren. Jetzt in Hannover. Sehr viel gemacht im Leben und sehr viel gesehen. Schreibe gerne. Bin für direkte Sprache bekannt, manchmal berüchtigt. Halte nichts davon, Fakten auf einem DIN A4 Blatt breitzutreten, wenn das Wort „Idiot“ ausreicht. Schreibe jetzt hier die Kolumne hauptsächlich. Meine Themen sind: Gesundheit, Digitalisierung, Urheberrecht und Energie. Ich bin kein Wissenschaftler, logisches Arbeiten und Denken ist mir aber nicht fremd. Bin ein Wissenschaftsfan. Lese Science Fiction. Habe Karl May gelesen, aber auch Antoine de Saint-Exupéry oder Stanislav Lem.
Alkohol macht agressiv !! Würden die Leute mehr Kiffen oder LSD nehmen dann wäre die Welt friedlicher !