Das ist die umgangssprachliche Aussage darüber, dass man ohne Geld nicht weit kommt. Das trifft auch auf die Piratenpartei zu, die kaum staatliche Unterstützung in Form von Parteienfinanzierung bekommt. Und da auch die Mitgliederzahlen schwinden, ist es nicht verwunderlich, dass, wenn Geld nur wenig vorhanden ist, sehr sorgfältig und genau geplant werden muss, was mit dem vorhandenen Geld passiert. Da verwundern manche Dinge dann allerdings schon.
Spenden
Spenden sind noch immer ein schwieriges Thema in der PP. Dafür gibt es mehrere, zum Teil auch wirklich gute Gründe. So soll eine Abhängigkeit von Sponsoren aus der Wirtschaft vermieden werden. Das ergibt Sinn, denn wir sprechen uns gegen jede Art von Lobbyismus aus. Zum anderen soll vermieden werden, dass durch Spenden Einfluss auf die Partei genommen wird.
Und diese Gefahr ist sehr wohl real, wie man 2013 zu spüren bekam, als der rechte Investor Tom Rohrböck versuchte eine Spende im Kommunalwahlkampf zu lancieren [1].
Trotzdem wird die PP nicht ohne Spenden auskommen. Bedauerlicherweise wird hier viel zu wenig unternommen.
Es werden kaum Spendenportale genutzt. Zwar wird auf einigen Webseiten darauf hingewiesen, dass es Spendenmöglichkeiten gibt. In Anbetracht der vergleichsweise schwachen Besucherzahlen unserer Webseiten und der Tatsache, dass Spenden nicht gerade offensiv bzw. an prominenter Stelle beworben werden [2], verwundert das eher spärliche Spendenaufkommen nicht.
Vor allem aber wird nicht in den gängigen Social Media Kanälen regelmäßig dafür geworben.
Software
Es gibt eine sozusagen Volksweisheit. Buy nice, buy twice. Übersetzt heißt das: Wer billig kauft, kauft zweimal.
Wie es aussieht, ist uns das im Falle der Mitgliederverwaltung wohl so passiert. Die jetzt ins Auge gefasste Software ist zwar teuer, scheint aber allen Anforderungen gerecht zu werden.
Aber schon mehrt sich die Kritik an der Anschaffung! Unverständlicherweise.
Interessant finde ich auch die zumindest teilweise Praxis, Software, hier speziell Grafiksoftware für unsere Kreativen zu „mieten“.
Das ist schon alleine deswegen interessant, weil wir keine Firma sind! Keine Grafikprofis! Die meisten könnten sich eine solche Software von z.B. Adobe auch nicht leisten. Denn mit den reinen Anschaffungskosten ist es nicht getan. Adobe ist ein Programm für Profis. Schulungen für die Programme von Adobe gehen schnell in die tausende. Und es gibt Alternativen. Preiswerte, bezahlbare Alternativen. Und vor allem, mit sehr wenig Einarbeitungszeit, weil intuitiv. Ein weiteres Argument für das Kaufen und Schenken von Software ist die Motivation, die man dem so Beschenkten gibt. Es ist ein Zeichen von Wertschätzung, sowohl für die Person als auch für die Arbeit, die die Person bereit ist zu erbringen. Mieten ist etwas, was für Firmen interessant ist, Firmen, die auf Abschreibungsfristen etc. achten müssen. Und die Software pro Arbeitsplatz mieten, nicht pro Person!
Ehrenamt vs. Vollzeit
Ich habe vor kurzem eine Sendung in der ARD mit Marina Weisband gesehen [3]. Die Sendung ist aus mehreren Gründen interessant. Nicht nur ist sie eine ehemalige Piratin. Nein, sie ist auch eines der wenigen „Gesichter“, die die Piratenpartei je hatte. Und, das gebe ich gerne zu, ich bin ein Fan. Vielleicht habe ich ja mal die Möglichkeit zu einem Interview.
Aber, viel wichtiger ist, was sie in dieser Sendung gesagt hat. Nämlich, dass eine erfolgreiche Weiterarbeit in der Piratenpartei unter anderem daran gescheitert ist, dass die Piratenpartei keinen Vollzeitjob bezahlen wollte.
Da passt es natürlich, dass auch Katharina Nocun, genau wie Marina Weisband, politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, aus demselben Grund [4][5] nicht zu einer Wiederwahl angetreten ist. Zwei „Gesichter“ der Partei und zwei Frauen. Und heute?
Wir sind weder in der Lage, in ausreichendem Maße zu plakatieren, noch unsere Webseiten zu betreuen. Und auch die Pressearbeit ist im Ehrenamt nur sehr bedingt erfolgreich. Und das hat nichts mit der Qualität zu tun, sondern nur mit dem dazu erforderlichen Arbeitsaufwand und der kaum noch vorhandenen personellen Stärke.
Trotz massiv sinkender Mitgliederzahlen sind immer noch viele davon überzeugt, dass ehrenamtliche Arbeit genügt, um gewählt zu werden. Nach so vielen Jahren sollten wir es besser wissen!
Wahlen
Die erfolgreiche Teilnahme an Wahlen ist wohl die wichtigste Aufgabe innerhalb einer Partei. Und in Anbetracht des Wettbewerbes, immerhin stehen je nach Bundesland bis zu 40 und mehr Parteien auf einem Wahlschein, ist es illusorisch zu glauben, man könne einen Wahlkampf ausschließlich mit Ehrenamtlichen bestreiten. Natürlich haben wir nicht mal ansatzweise das Budget der größeren Parteien. Deswegen aber von vornherein auf professionelle Hilfe zu verzichten, halte ich für mehr als kurzsichtig.
Und es wird dringend Zeit, dass wir in den einzelnen Bundesländern wieder in die Parteienfinanzierung kommen!
Fazit
Es bleibt zu hoffen, dass möglichst schnell eine Entscheidung in Sachen Mitgliederverwaltung getroffen wird. Damit wir wenigstens in diesem Bereich professionell arbeiten.
Und vielleicht überlegen wir uns ja mal, ob es wirklich so schlimm ist, erfolgreichen Piraten eine Vollzeitstelle zu bezahlen!
[1] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-07/rechtes-phantom-tom-rohrboeck-afd-politikberatung
[2] https://die-flaschenpost.de/2022/01/28/das-internet-ist-fuer-uns-alle-neuland/
[4] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-11/katharina-nocun-piraten-rueckzug
[5] https://taz.de/Spitzenpersonal-der-Piraten/!5054545/
Redaktionsmitglied Ullrich Slusarczyk
1963 in West-Berlin geboren. Jetzt in Hannover. Sehr viel gemacht im Leben und sehr viel gesehen. Schreibe gerne. Bin für direkte Sprache bekannt, manchmal berüchtigt. Halte nichts davon, Fakten auf einem DIN A4 Blatt breitzutreten, wenn das Wort „Idiot“ ausreicht. Schreibe jetzt hier die Kolumne hauptsächlich. Meine Themen sind: Gesundheit, Digitalisierung, Urheberrecht und Energie. Ich bin kein Wissenschaftler, logisches Arbeiten und Denken ist mir aber nicht fremd. Bin ein Wissenschaftsfan. Lese Science Fiction. Habe Karl May gelesen, aber auch Antoine de Saint-Exupéry oder Stanislav Lem.
Aber auch wahr ist, dass hier innerparteilich viel Zuflüsse und Unterstützung abgelehnt wurden. Solange wir diesen „Nasenfaktor“ nicht in den Griff bekommen, wird es schwierig.
Die fehlenden Einnahmen haben auch noch einen anderen Grund: Der nicht vorhandene Wille, Ideen und Vorschläge zur Erhöhung der Einnahmen umzusetzen, sondern eher zu bekämpfen. Die Einnahmen sind wegen versiegter Quellen in der Zeit von 2013-2019 um 86,2% eingebrochen, bei den Mitgliedbeiträgen aber „nur“ um 59,8%. Der Rückgang bei den Beitragszahlungen liegt natürlich an der Anzahl der zahlender Mitglieder (2013: 12158 auf 2019: 4299), ist aber im Verhältnis wesentlich geringer. Die Ausgaben gingen dagegen nur 839 TEUR auf 371 TEUR = 56,3% zurück)
2020 ist schlecht vergleichbar, da es keinen Präsenzparteitag gab.
Es ist richtig zu Spenden aufzurufen, aber dafür muss auch das „Investitionsklima“ stimmen, wenn man ehrlich ist.
Piraten müssten halt mehr Provozieren gegen Kapital und Staat. Geld und Spenden gibt es eben nur wenn eine Protest Bewegung auch öffentlich sichtbar ist und auffällt, andernfalls halt eben nicht !