Eine Kolumne von Ullrich Slusarczyk
Die UN (Vereinten Nationen) nennt Wasser das „wertvollste Gut der Menschheit“.
Das verwundert nicht, besteht doch der Mensch je nach Alter zwischen 50 – 80 % aus Wasser. Unsere Augen sogar zu 99 %. Doch Wasser wird knapp, und das, obwohl 71 % der Erdoberfläche aus Wasser bestehen. Allerdings sind 97,5 % davon Salzwasser und für den Menschen, aber auch die meisten Pflanzen nicht direkt nutzbar bzw. sogar schädlich. Bleiben 2,5 % des Wassers, die Süßwasser sind. Davon wiederum sind nur ca. 0,3 % Oberflächengewässer und frei zugänglich. Etwa 30,1 % sind Grundwasser, also in der Erde und ca. 68,7 % sind Schnee und Eis auf Bergen und Gletschern.
Bedingt durch den Klimawandel schwindet diese Reserve allerdings schnell. Und auch der Mensch trägt erheblich dazu bei. So wurden Flüsse begradigt und Auen sowie Moore trockengelegt, Böden versiegelt und Wasser aus dem Grundwasser entnommen. So z.B. für die Landwirtschaft, Chemieindustrie, der Nahrungsmittelindustrie und der Getränkeindustrie (Nestle + Coca Cola), um nur einige zu nennen. Neu eingestiegen in diesem Geschäft sind jetzt Aldi Nord und Red Bull.
Aber schätzen wir denn den Wert des Wassers wirklich?
Ich glaube nicht.
Der Wert des Wassers
Zwar gibt es in der Zwischenzeit einige Menschen, die den Wert von Wasser erkannt haben, wie man z.B. hier nachlesen kann:
Aber grundsätzlich, glaube ich, ist das alles noch viel zu wenig. So wurde die „Nationale Wasserstrategie“ vom Kabinett am 15. März 2023 beschlossen, doch bedauerlicherweise wurde die Strategie durch Lobbyarbeit zumindest deutlich geschwächt.
Dazu kommen handwerkliche Schwächen, die im Zeitalter von Internet und Co. schon peinlich sind. So gibt es jede Menge Messstellen, aber nur die wenigsten sind digital und melden Ihr Daten automatisch. Ein entsprechender Programmpunkt Digitalisierung fehlt vollständig.
Correctiv.org hat eine Karte mit ca. 6700 Messstellen erstellt. Auf ihr kann man schon einiges ablesen. Bedauerlicherweise hat unser Staat so etwas selber nicht. Hier wäre die Piratenpartei gefragt, dieses im Rahmen der Digitalisierung anzumahnen.
Hier sieht man die Region Hannover. Allerdings gibt es z.B. in Hannover selber 73 Messstellen.
Wie man dem Bild allerdings unschwer entnehmen kann, ist hier Handarbeit angesagt. Moderne Sensoren Fehlanzeige. Auch sonst sind die vorhandenen Daten und Informationen eher alt, mit Ständen von 2013 bis 2018. Dabei hat auch Hannover klar mit Wassermangel zu kämpfen. Da viele Stadtbäume Gefahr liefen, sozusagen zu verdursten, mussten viele mit Wasser versorgt werden in Form von Wassersäcken. Und das, obwohl die Ihme (Fluss) teilweise in unmittelbarer Nähe war. Der regelmäßigen Erfassung von Wasserdaten muss eine hohe Priorität eingeräumt werden.
Zwar gibt es mit dem Dürremonitor eine Seite, die Daten bezüglich des Bodenzustandes liefert, aber eben keine, die verlässliche und vor allem aktuelle Daten über den Grundwasserspiegel in ganz Deutschland liefert.
Vom Deutschen Wetterdienst gibt es noch den Bodenfeuchteviewer.
Um also das Wasser wirklich wertschätzen zu können, muss man erst einmal wissen, wie viel man noch hat. Hier ist klarer Nachholbedarf vonseiten der Politik.
Verteilungsprioritäten
Klar ist, der Mensch steht an erster Stelle. Das Problem ist, dass Sehen längst nicht alle so.
Große Städte wie Berlin oder Frankfurt müssen schon jetzt größere Anstrengungen unternehmen, um die Trinkwasserversorgung aufrechtzuerhalten.
Berlin:
- https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/04/berlin-wasserbetriebe-wassersparen-klimawandel.html
- https://www.tagesspiegel.de/berlin/trotz-hoher-millionengewinne-trinkwasser-in-berlin-soll-teurer-werden–pro-kopf-verbrauch-gesunken-9645674.html
Frankfurt:
Ich bin nicht immer Fan der ÖRR, aber das hier ist mal wirklich gute Arbeit.
Auch wenn die Aktion #unserWasser der ARD mit Daten von Jay Famiglietti vom Global Institute for Water Security wohl mit zu hohen Daten arbeitet, so ändert das am Endergebnis nichts.
Ob der Mensch bei weiter sinkenden Wasserständen dann wirklich noch oberste Priorität hat, ich habe da so meine Zweifel. Auch hier ist die Piratenpartei, wie ich glaube, klar gefragt.
Europa
Sieht man sich die Nachbarländer an, dann sieht es auch da sehr trostlos aus.
So ist in Italien schon jetzt die Lage katastrophal. Der PO, Italiens größter Fluss, mit einer Länge von 652 Kilometern ist auf einem historischen Wasser Tiefststand.
Und auch Frankreich hat massive Probleme.
- https://www.fr.de/panorama/frankreich-duerre-sommer-2023-regen-hitze-wetter-klimawandel-wasser-loire-92211462.html
- https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2023-04/trockenheit-frankreich-duerre-wenig-niederschlag-geologischer-dienst
Das lässt erahnen, wie es auch in allen anderen Ländern Europas aussieht. Und Besserung ist nicht in Sicht.
Was können wir tun?
Es wird Zeit, dass die Piratenpartei ein Programm entwirft, das sich diesem Thema widmet. Ein Programm, das die Dringlichkeit den Menschen näherbringt. Die Klimakrise birgt Chancen für Deutschland, die es zu nutzen gilt. Wissen und Technik zu entwickeln, um sinkende Grundwasserspiegel wieder aufzufüllen, Städte vor dem Austrocknen zu retten und vieles mehr. Wir haben das Wissen, das Know-how und genug engagierte Menschen, die das auch wollen. Hier kann eine ganze Industrie entstehen. Und die Grundlagen dafür muss die Politik schaffen. Angefangen bei der Digitalisierung. Eben dem Wasser 2.0. Ich habe anderenorts was von Wasser 4.0 gelesen. Solange wir aber nicht einmal wissen, wie unsere Grundwasserspiegel sind und wir Grundwasser teilweise verschenken oder nur der sogenannte Wassercent erhoben wird, solange ist unsere Wasserwirtschaft wohl noch analog.
Es bedarf gewaltiger Anstrengungen, um unser Wasser und damit auch unsere Wälder zu retten. Dazu muss aber erst einmal ein Bewusstsein geschaffen werden.
Es gibt kurz- und langfristige Lösungen. Zu den Langfristigen gehört das Entsalzen von Meerwasser und die Schwammstadt.
Entsalzung
1585 Kilometer Festlandküste und 804 Kilometer Inselküste. Deutschland hat sehr viel Zugang zu Wasser mit der Nord- und Ostsee. Aber das Wasser ist salzig. Und dummerweise ist das Entsalzen von Wasser sehr energiehungrig. Da passt es natürlich, dass hier die Windenergie z. B. ihre Überschussenergie verbrauchen könnte. Wenn also mehr Strom produziert wird als benötigt, wird Trinkwasser hergestellt. Nur eine von vielen Möglichkeiten. Flüsse, Seen etc. könnten mit solchem Wasser aufgefüllt werden. Schon letztes Jahr habe ich in einem Artikel „Visionen“ genannt. Wasser wurde dabei gleich 2x genannt.
Aber Entsalzung hat auch seine Schwächen und Probleme, die es zu meistern gilt.
Und hier die Firma Boreal Light GmbH.
Chancen
Das Thema Wasser ist sowohl für die Piratenpartei, als auch für die Wirtschaft und den Standort Deutschland eine Chance. Für die Piratenpartei, weil sie sich hier klar von anderen Parteien absetzen kann. Das Thema ist so komplex, dabei in hohem Maße technisch, dass es geradezu ideal für die Piratenpartei ist. Dabei hat das Thema alles, was es braucht, um auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Keine Verbote, stattdessen der Aufbau eines neuen Wirtschaftszweigs. Digital und nachhaltig.
Wenn man will!
Ullrich Slusarczyk
Redaktionsmitglied Ullrich Slusarczyk
1963 in West-Berlin geboren. Jetzt in Hannover. Sehr viel gemacht im Leben und sehr viel gesehen. Schreibe gerne. Bin für direkte Sprache bekannt, manchmal berüchtigt. Halte nichts davon, Fakten auf einem DIN A4 Blatt breitzutreten, wenn das Wort „Idiot“ ausreicht. Schreibe jetzt hier die Kolumne hauptsächlich. Meine Themen sind: Gesundheit, Digitalisierung, Urheberrecht und Energie. Ich bin kein Wissenschaftler, logisches Arbeiten und Denken ist mir aber nicht fremd. Bin ein Wissenschaftsfan. Lese Science Fiction. Habe Karl May gelesen, aber auch Antoine de Saint-Exupéry oder Stanislav Lem.
Künstliche Intelligenz (KI) kann dazu beitragen, die im Artikel genannten Probleme in Bezug auf Wasserknappheit und Wassermanagement zu beheben oder zumindest zu minimieren. Hier sind einige Möglichkeiten, wie KI eingesetzt werden kann:
Vorhersage und Überwachung von Wasserverfügbarkeit: KI kann dazu verwendet werden, um Muster in Wetter- und Klimadaten zu analysieren, um genauere Vorhersagen über Wasserverfügbarkeit und -bedarf zu treffen. Dies kann den Wasserbedarf für Landwirtschaft, Industrie und Haushalte besser planen und anpassen.
Früherkennung von Wasserverlusten: KI-gestützte Sensoren und Analysewerkzeuge können eingesetzt werden, um Wasserverluste in Versorgungsnetzen frühzeitig zu erkennen und schnell zu beheben. Dies hilft, die Effizienz der Wasserverteilung zu erhöhen und Wasserverschwendung zu reduzieren.
Optimierung von Bewässerungssystemen: Künstliche Intelligenz kann dazu beitragen, Bewässerungssysteme effizienter zu gestalten, indem sie den Wasserbedarf von Pflanzen genau einschätzt und die Bewässerung entsprechend anpasst. Dies kann den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft reduzieren, die größte Verbraucherin von Süßwasser weltweit.
Intelligente Wasseraufbereitung und -wiederverwendung: KI kann dazu beitragen, Wasserbehandlungsprozesse zu optimieren und maßgeschneiderte Lösungen für die Wiederverwendung von Abwasser zu entwickeln. Dies kann dazu beitragen, den Druck auf Süßwasserressourcen zu verringern und die Umweltauswirkungen der Wasserentnahme zu reduzieren.
Entscheidungsunterstützung für politische Maßnahmen: Künstliche Intelligenz kann genutzt werden, um komplexe Zusammenhänge und Auswirkungen von politischen Entscheidungen im Bereich der Wasserwirtschaft besser zu verstehen. Dies kann dazu beitragen, fundiertere politische Entscheidungen zu treffen und Prioritäten für Investitionen und Maßnahmen zu setzen.
Überwachung von Umweltauswirkungen: KI-gestützte Analyse von Satellitenbildern und anderen Umweltdaten kann dazu beitragen, die Auswirkungen von Wassernutzung und Wassermanagement auf Ökosysteme und die Umwelt besser zu überwachen und zu bewerten.
Insgesamt kann der Einsatz von künstlicher Intelligenz dazu beitragen, Wasserressourcen effizienter und nachhaltiger zu nutzen, Wasserverschwendung zu reduzieren und das Bewusstsein für den Wert des Wassers zu erhöhen. Dabei ist es wichtig, dass politische Entscheidungsträger und Stakeholder die Möglichkeiten der KI erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um ihre Anwendung im Bereich der Wasserwirtschaft zu fördern.
Die Antwort ist am Thema vorbei, da es nicht darum ging, ob KI helfen kann in Sachen Wasserknappheit, sondern darum, ob Kriege aufgrund von Wassermangel realistisch sind oder nicht.
Die Wasserknappheit könnte zumindest in Deutschland recht effektiv bekämpft werden, indem man nicht Unmengen in die Nord- und Ostsee abfließen lässt. Durch das Abschmelzen der Pole verringert sich der Salzgehalt ohnehin erheblich und führt zum Rückgang des Golfstroms; abgesehen vom Ansteigen des Meeresspiegels. Neben Auen, Schwarmstädte, Rückhaltebecken ist der Bau von Pipelines sinnvoll, um Dürregebiete zu vermeiden.